Vertreter kommunaler Beratungsstellen und von Wohlfahrtsorganisationen haben im EZ-Verlagsgebäude Spenden erhalten. Foto: Roberto Bulgrin

Menschen in Notlagen im Kreis Esslingen erhalten vor dem Fest Hilfe. Erste soziale Träger haben zu diesem Zweck Geld aus der EZ-Spendenaktion erhalten.

Sei es die Winterkleidung für die Kinder. Sei es die Brille für die schlechter werdenden Augen oder die neue Matratze für den kaputten Rücken – viele Menschen im allgemein wohlhabenden Kreis Esslingen können sich diese Dinge nicht leisten. „Es gibt einfach Fälle, da greift nichts mehr“, sagt Marius Osswald, Leiter des Amts für Soziales und Ordnung der Stadt Esslingen. „Deswegen ist es wichtig, dass es Solidarität in der Gesellschaft gibt und Menschen, die mehr Geld zur Verfügung haben, sagen: ‚Ich gebe etwas ab.’“ Auch in diesem Winter haben viele Leserinnen und Leser der Eßlinger Zeitung, Organisationen und Unternehmen diese Solidarität bewiesen. Und so konnten diese Woche etwa 64 000 Euro aus der Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung und des Vereins Gemeinsam helfen an kommunale und karitative Einrichtungen im Landkreis Esslingen übergeben werden.

Die Vertreter von Beratungsstellen der Städte, Gemeinden und des Landkreises sowie Wohlfahrtsorganisationen stellen fest: Staatliche Hilfsleistungen decken oft nur das Allernötigste ab – und in diesen Tagen der ständig steigenden Preise nicht einmal das. „Wer eh schon wenig zum Leben hat, ist in noch größere Not geraten“, sagt Harald Flößer, Vorsitzender des Vereins Gemeinsam helfen und Chefreporter der Eßlinger Zeitung. „Wir von ‚Gemeinsam helfen’ sind uns dessen bewusst, dass wir in diesem Jahr verstärkt genau da ansetzen müssen: bei den vielen Einzelschicksalen, Menschen, bei denen das Geld vorne und hinten nicht mehr reicht.“

Schon kleine Beträge helfen

Um Einzelpersonen und Familien in Not zu helfen, haben die Verantwortlichen der Aktion im Verlagsgebäude der Eßlinger Zeitung Spenden an die Caritas, den Kreisdiakonieverband, die Stadt Esslingen, den Landkreis sowie die katholische und die evangelische Kirche in Esslingen überreicht. Zu ihnen können Bedürftige mit ihren Anliegen und Sorgen kommen, sie erhalten Beratung und im Notfall finanzielle Hilfe.

Die Beträge sind dabei ganz unterschiedlich. So schildert der Dekan der evangelischen Kirche, Bernd Weißenborn, dass zu ihm häufig Menschen wegen 10 oder 15 Euro oder etwas zu essen anklopfen. „Und irgendwie wird es mehr in diesem Jahr.“ Andere gewähren größere Summen für konkrete Bedürfnisse, wie eine kaputte Waschmaschine, erklärt Petra Gauch von der Caritas. „In unsere Beratungszentren kommen Menschen, die große Sorgen und Angst haben und sich fragen, wie sollen sie die Heiz- und Stromkosten aufbringen – und dann auch noch Lebensmittel bezahlen können“, berichtet Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands. Er bedanke sich bei den Beteiligten der EZ-Hilfsaktion und den Spenderinnen und Spendern. Es sei ein großer Segen, dass dieses Geld komme. „So können wir den Klientinnen und Klienten vor Weihnachten eine Last von der Seele nehmen.“

Hilfe für Opfer von Gewalt

Weitere Spenden sollen sozialen Projekten zugute kommen. So erhält beispielsweise der Verein Wildwasser Esslingen, der Kinder, Jugendliche und Erwachsene betreut, die Gewalt und Missbrauch erfahren haben Geld. „Die Spenden werden wir für unsere Stabilisierungsgruppe verwenden“, sagt Isabelle Schall von dem Verein. Dabei handele es sich um ein spendenfinanziertes Therapieangebot für Frauen, die nach einer Gewalterfahrung wieder bereit seien, in einer Gruppe zu sprechen.

„Trotz dieser schwierigen Zeiten, in denen jeder weniger Geld hat, ist bereits eine große Spendensumme zusammengekommen. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagte Harald Flößer. In den vergangenen Jahren konnte die EZ-Spendenaktion jährlich an die 200 000 Euro für den guten Zweck ausschütten. Der Verein hoffe, dass das auch in diesem Jahr wieder gelinge, obwohl bislang etwas weniger eingegangen sei. „Das Geld ist nötiger denn je, denn in unserem wohlhabenden Landkreis gibt es auch große Not. Und die wird immer größer.“