Schlange vor dem Tafelladen in Esslingen: Immer mehr Menschen sind darauf angewiesen, hier günstig einzukaufen. Foto: Roberto Bulgrin

Zum 55. Mal startet die EZ-Weihnachtsspendenaktion. Im zweiten Corona-Jahr sind viele Menschen in finanzielle und soziale Not geraten. Sie sollen unterstützt werden.

Kreis Esslingen - Die Zahl der Menschen in Not ist im zweiten Jahr der Corona-Pandemie auch im Kreis Esslingen groß. Um ihnen unter die Arme zu greifen, wird wieder die gemeinsame Weihnachtsspendenaktion von Eßlinger Zeitung und dem Verein „Gemeinsam helfen“ gestartet. Schon im vergangenen Jahr haben Männer und Frauen, Organisationen und Unternehmen im Kreis Esslingen viel Solidarität mit ihren Mitmenschen in finanziellen und sozialen Problemlagen bewiesen: Fast 219 000 Euro sind an Spenden zusammen gekommen, was einer Steigerung zu 2019 von 12,7 Prozent entsprach. Auch in diesem Winter, in sich die EZ-Hilfsaktion zum 55. Mal jährt, gilt es, nicht nachzulassen.

Corona macht die Armen ärmer

Wie der Schuldneratlas des Dienstleisters Creditreform zeigt, ist etwa jeder Dritte Haushalt von Einkommenseinbußen betroffen, jeder siebte Verbraucher ist überschuldet. Niedrige Löhne, Kurzarbeit oder gar Arbeitslosigkeit, zeitweise fehlende Hilfen in Zeiten des Lockdowns, hohe Mieten und jetzt auch noch die steigenden Verbraucherpreise – all das macht es immer mehr Menschen mit schmalem Geldbeutel schwer, über die Runden zu kommen.

Vor Kurzem konstatierte der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands, Eberhard Haußmann, eine „schleichende Verarmung“ der Menschen. Mehr als vor der Pandemie beziehen im Kreis Esslingen Arbeitslosengeld II, umgangssprachlich Hartz IV. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen verfestigt sich. Außerdem trifft die Not nach Erfahrung der Kreisdiakonie auch viele Menschen, die nicht von staatlicher Unterstützung abhängig sind, sondern deren Einkommen knapp über der Bemessungsgrenze liegt.

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Immer mehr Menschen bemühen sich deswegen um eine Karte, um in den Tafelläden einkaufen zu können. Deren Klientel hat sich stark verändert, auch viele Berufstätige und Rentner gehören zu den Kunden. Corona habe die Armen noch ärmer und die Reichen noch reicher gemacht, konstatierte der Geschäftsführer der Kreisdiakonie. Knapp 400 000 Euro hat der Verband im vergangenen Jahr an Notsorgemitteln ausbezahlt, die er über Spenden wie etwa aus der Weihnachtsaktion bekommen hat.

Spenden für Familien in Not und soziale Projekte

Zugute kamen die Mittel der EZ-Spendenkampagne im vergangenen Jahr beispielsweise Eltern, die in der Coronakrise ihren Job verloren haben und sich nicht einmal Winterkleidung für sich und ihre Kinder leisten konnten. Oder Menschen, die durch eine Erkrankung in Armut gerutscht waren und Mobiliar brauchten.

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Neben einzelnen Menschen in Not gehen die Gelder der Weihnachtsspendenaktion auch an Organisationen, die ihnen täglich zur Seite stehen. So erhielt zuletzt das Klinikum Esslingen einen Zuschuss, um Familien mit schwerkranken Kindern beim Übergang vom Krankenhaus in den Alltag zuhause zu helfen. Der Verein Wildwasser, der Opfer von Missbrauch und Gewalt betreut, wurde mit Spenden unterstützt, um seine Arbeit fortsetzen zu können. Auch die Kontaktgruppe Amsel in Wernau, die sich um an Multiple Sklerose erkrankte Menschen kümmert, bekam einen Zuschuss. Daneben haben mehrere weitere Vereine und Organisationen Beträge erhalten.

Marmelade für den guten Zweck

Um weiteren Hilfsorganisationen und in Not geratenen Menschen helfen zu können, sollen auch in diesem Winter wieder Spenden fließen. Einige Benefizveranstaltungen von Vereinen und Organisationen zugunsten der EZ-Weihnachtsspendenaktion werden wie im Vorjahr wohl coronabedingt ausfallen. Darunter etwa der Silvester-Fackellauf. Der Glühweinausschank mit Prominenten auf dem Esslinger Weihnachtsmarkt soll – Stand heute – aber wieder stattfinden. Darüber hinaus werden wieder engagierte Einzelpersonen und Gruppen sowie Unternehmen Spenden sammeln. So haben bereits die Landfrauen ihre Unterstützung zugesagt, die Jahr für Jahr Marmelade einkochen, Gutsle backen und Socken stricken. Die heiß begehrte Ware soll auch in diesem Jahr wieder in Esslingen für den guten Zweck verkauft werden.

Spendenkonten und Überweisungsmöglichkeiten:

Kreissparkasse Esslingen

IBAN: DE38 6115 0020 0000 9020 36

BIC: ESSLDE66XXX

Baden-Württembergische Bank

IBAN: DE24 6005 0101 0008 4053 53

BIC: SOLADEST600

Volksbank Mittlerer Neckar

IBAN: DE89 6129 0120 0126 8880 00

BIC: GENODES1NUE

Online

Einfach und schnell auf der Spendenplattform Betterplace.org unter www.betterplace.org/p102023

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Einige der Spendenziele der EZ-Weihnachtsaktion

Tafel
Menschen in finanzieller Notlage sind auf günstige Einkaufsmöglichkeiten angewiesen. Diese ermöglicht ihnen die Tafel Esslingen, getragen von der Caritas Fils-Neckar-Alb. Täglich kaufen dort 80 bis 150 Menschen ein. Um die Lebensmittelversorgung aufrecht zu erhalten, braucht die Caritas Kühlfahrzeuge. Eines davon muss ersetzt werden, die Caritas bittet um Unterstützung. Auch der Diakonie- und Tafelladen des Kreisdiakonieverbandes in Nellingen bittet um Spenden für neue Lebensmittelregale.

Kreisjugendring
Die Einrichtung ermöglicht Kindern und Jugendlichen mit Behinderung, mithilfe von Assistenzen an Ferienfreizeiten mit Gleichaltrigen mit und ohne Handicap teilzunehmen. Dafür benötigt der Kreisjugendring Spenden.

Deutsches Rotes Kreuz
Die Helfer vor Ort sind in Baltmannsweiler seit 20 Jahren im Einsatz. Aufgrund langer Wege sind die Ehrenamtlichen des DRK-Ortsvereins bei medizinischen Notfällen oft schneller vor Ort als der Rettungsdienst und können Leben retten. Sie bitten um Unterstützung für ihre Arbeit.

Hoffnungsträger Stiftung
Frauen mit Fluchterfahrung haben es oft noch schwerer als Männer, sich in der deutschen Gesellschaft zu integrieren. Mit Frauenabenden und anderen Angeboten will die Stiftung Geflüchtete in ihren Wohnhäusern in Esslingen ermutigen, Integrations- und Teilhabechancen zu nutzen. Dafür bittet sie um Spenden.

Heimstatt Esslingen
Der Verein hilft Menschen am Rande der Obdachlosigkeit. Die Weihnachtsfeier fällt zum zweiten Mal coronabedingt aus, aber Heimstatt will 95 bedürftigen Menschen Geschenke machen.