Zur Weihnachtszeit Gutes tun und Notleidenden in der Nachbarschaft helfen – das ist Ziel der EZ-Spendenaktion. Foto: /Gregor Fischer

Die EZ-Weihnachtsspendenaktion startet zum 54. Mal zugunsten notleidender Menschen und sozialer Projekte im Kreis Esslingen. Viele Benefiz-Veranstaltungen fallen corona-bedingt aus, doch der Hilfe bedarf es mehr denn je.

Esslingen - Ein schwieriges Jahr neigt sich dem Ende zu. In wenigen Monaten sind mehr Menschen in Not geraten, als es unsere an Wohlstand gewöhnte Gesellschaft wohl erwartet hatte. Umso wichtiger ist es, dass die Menschen, die noch etwas zu geben haben, Solidarität mit den Betroffenen zeigen. Die gemeinsame Spendenaktion der Eßlinger Zeitung mit dem Verein „Gemeinsam Helfen“, die üblicherweise nur in der Weihnachtszeit Geld für den guten Zweck sammelt, läuft im Corona-Jahr nahezu ohne Unterbrechung. Dank großzügiger Bürgerinnen und Bürger, regionaler Unternehmen, Vereine und Organisationen konnten im Jahr 2020 schon mehr als 250 000 Euro verteilt werden.

Auch nach mehr als sieben Monaten Pandemie gilt es, nicht nachzulassen. Denn immer mehr Menschen verlieren Woche für Woche ihren Job, bei immer mehr Alleinstehenden, Paaren und Familien ist der Notgroschen angesichts von Kurzarbeit oder ausbleibenden Aufträgen aufgebraucht. Die Zahl der Haushalte im Kreis, die Hartz IV beziehen, ist seit April stark angestiegen. Im Juli waren 11 764 sogenannte Bedarfsgemeinschaften gemeldet – und damit acht Prozent mehr als im Juli 2019, wie das Jobcenter mitteilt. In jeder dritten Bedarfsgemeinschaft lebten Kinder unter 18. Die Anzahl der Haushalte mit Nachwuchs, die Leistungen empfangen, stieg um sechs Prozent.

Selbst Geld für’s Essen fehlt

Die Auswirkungen der Pandemie auf Menschen mit geringem Einkommen zeigen sich bei den Beratungsstellen der Wohlfahrtspflege. „Was wir in den Familien besonders bemerkt haben war, dass zeitweise die Schulmensen geschlossen hatten und das Kitafrühstück wegfiel“, erzählt Eberhard Haußmann, Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbandes Esslingen. Die Menschen hätten teilweise nicht mal mehr Geld für Essen. In den Beratungsstellen würden verstärkt Gutscheine für Tafelläden oder andere Lebensmittelgeschäfte sowie Barauszahlungen oder Lebensmitteltüten ausgegeben.

Es treffe nicht nur jene, die seit Längerem Grundsicherungsleistungen beziehen. Das Klientel der Wohlfahrtsverbände wachse angesichts von Kurzarbeit und steigender Arbeitslosigkeit. „Wir erleben Leute im unteren Mittelstand, die bislang keine Erfahrung mit Hartz IV gemacht haben, weil sie sich mit Nebenjobs über Wasser halten konnten“, erzählt der Diakoniechef. Doch viele Aushilfsjobs wurden gestrichen, immer mehr haben ihre Reserven aufgebraucht. Da seien die Coronahilfen der EZ-Spendenaktion in den vergangenen Monaten ein Segen gewesen.

Hilfe für Familien in Armut

Etwa für Familien, die im Rahmen des „Schu(h)lkinder-Projekts“ der Kreisdiakonie Unterstützung bei der Anschaffung von Schuhen und Bekleidung, Lebensmitteln und anderem Lebensnotwendigen erhalten haben. Darunter ist eine Familie mit drei Kindern, deren Vater in Kurzarbeit ist. Für sie konnten Schuhe angeschafft werden, insbesondere für das älteste der Geschwister, das im Rollstuhl sitzt und eine Orthese hat.

Hilfe gab es Dank der Spenden auch für ein Paar, das im September sein fünftes Kind bekommen und dessen finanzielle Situation sich zugespitzt hat. Die Frau ist seit Jahresbeginn arbeitslos. Der Mann verlor im März seinen Zweitjob. Kurz darauf wurde er von seinem Hauptarbeitgeber in Kurzarbeit geschickt. Derzeit ist er in Elternzeit. Sowohl Elterngeld als auch Wohngeld sind beantragt, aber noch nicht bewilligt. Derzeit lebt die Familie von Kindergeld und Kinderzuschuss. Es reiche gerade so für Miete und Strom. Die Diakonie hat soweit unterstützt, dass das Paar das Notwendigste wie Lebensmittel und Windeln kaufen kann.

Viele Benefizveranstaltungen fallen aus

Neben einzelnen Menschen in Not fließen die Spendengelder auch an Organisationen, die ihnen täglich zur Seite stehen. Etwa an die Stiftung Tragwerk: Das Team „Flexx21“ hilft Familien, Kindern und Jugendlichen bei Schwierigkeiten im Alltag und Erziehungsfragen. Für die regelmäßigen Beratungen zuhause müssen die Sozialpädagogen täglich den gesamten Landkreis abfahren. Mithilfe der EZ-Spendenaktion konnte sich die Stiftung dieses Jahr ein E-Auto anschaffen.

Um weiteren Hilfsorganisationen und in Not geratenen Menschen helfen zu können, sollen weiterhin Spenden fließen. Viele Benefizveranstaltungen von Vereinen und Organisationen zugunsten der EZ-Weihnachtsspendenaktion und auch der Glühweinausschank mit Prominenten auf dem Esslinger Weihnachtsmarkt fallen Corona-bedingt aus. Dennoch wollen Ehrenamtliche und Gewerbetreibende mit alten und neuen Ideen Spenden für den guten Zweck sammeln.

Engagierte Helferinnen und Helfer sammeln Spenden

Verlässliche Helferinnen sind dabei Jahr für Jahr die Landfrauen in Esslingen, die auch in diesem Jahr Marmelade einkochen, Gutsle backen und Socken stricken. Am 2. Dezember verkaufen sie ihre Handarbeiten und Leckereien vor der Geschäftsstelle der Eßlinger Zeitung in der Küferstraße. Etwas Kreatives hat sich Andrea Menze in ihrem Geschäft für Mode und Kunst „Paulette“ in der Fischbrunnenstraße einfallen lassen: Sie hat kleine Holz-Zebras von Kindern und Erwachsenen bemalen lassen, verkauft sie und spendet den Erlös. Weitere Veranstaltungen zugunsten der Weihnachtsspendenaktion sollen folgen.

Wohin die Spenden gehen

Auch in ihrem 54. Jahr will die EZ-Weihnachtsspendenaktion einzelnen Menschen unter die Arme greifen, die unverschuldet in Not geraten sind – mit Unterstützung von Sozialbehörden und Organisationen der freien Wohlfahrtspflege. Weitere Mittel fließen an Sozialprojekte.

Wildwasser Der Verein unterstützt und berät Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben.

Kreisdiakonieverband Die Brücke in Plochingen bietet eine Selbsthilfegruppe für Angehörige psychische Kranker, deren Fortbestand auf der Kippe steht.

Klinikum Esslingen Für schwer kranke Kinder und ihre Familien ist der Übergang vom Krankenhaus nach Hause belastend. Für ihre Unterstützung und Begleitung will das Klinikum Esslingen eine sozialmedizinische Nachsorge auf die Beine stellen und braucht Unterstützung.

Kinderschutzbund Kreis Esslingen Im Programm „Frühe Hilfen“ stehen Familienpaten jungen Eltern bei allerlei Fragen und Problemen mit Rat aber auch finanzieller Unterstützung zur Seite.

Heimstatt Esslingen Der Verein hilft Menschen am Rande der Obdachlosigkeit. Die übliche Weihnachtsfeier fällt dieses Jahr corona-bedingt aus, aber Heimstatt will 95 bedürftigen Menschen Geschenke machen.

Amsel-Kontaktgruppe Wernau Multiple Sklerose Betroffene und Angehörige erhalten Rat, Beistand, Begleitung. Dafür braucht die Gruppe finanzielle Hilfe.

Kontodaten für Spenden:

Kreissparkasse Esslingen, IBAN: DE38 6115 0020 0000 9020 36, BIC: ESSLDE66XXX

Baden-Württembergische Bank, IBAN: DE24 6005 0101 0008 4053 53, BIC: SOLADEST600

Volksbank Mittlerer Neckar, IBAN: DE89 6129 0120 0126 8880 00, BIC: GENODES1NUE