Unsere Streaming-Empfehlungen fürs Wochenende: „Lykkeland“, „Wendehammer“, „Titans“, „Night Sky“ und „Das Buch von Boba Fett“ (von links oben im Uhrzeigersinn) Foto: arte, ZDF, Netflix, Amazon, Disney+

Welche neue Serie sollten Sie jetzt bingen? Welchen Film schauen, wenn Sie am Wochenende nur wenig Zeit vor dem Bildschirm verbringen wollen? Hier erfahren Sie, was sich gerade zu schauen lohnt.

So viele Streamingdienste, so viele Mediatheken, so viele Serien, Filme und Dokus – und so wenig Zeit. Weil das Wochenende zu kostbar ist, um es vor dem Fernseher bei einem schlechtem Programm zu vergeuden, verraten wir Ihnen hier, was sich jetzt besonders zu schauen lohnt.

► Ich will zu den Sternen reisen, aber das Haus nicht verlassen

Night Sky

Science-Fiction-Serie, zu sehen bei Amazon

Sie planen gerade Ihren Sommer-Urlaub, eine Reise an einen atemberaubenden Ort und haben für all jene, die daheim bleiben, nur Mitleid übrig? Müssen Sie aber nicht! Zumindest nicht mit Irene und Franklin, einem alten Ehepaar, das irgendwo in Illinois lebt und das Haus so gut wie nie verlässt. Die beiden haben nämlich in ihrem Schuppen ein Zimmer mit Aussicht: Über eine Art Fahrstuhl reisen sie Abend für Abend in eine weit entfernte Galaxie und genießen den Ausblick auf einen verlassenen Planeten.

Nicht einmal ihren Kindern verraten sie von diesen nächtlichen Trips zu den Sternen. Doch während Franklin (J. K. Simmons) nach 856 Trips zum Planetenpanorama langsam dem spektakulären Anblick etwas überdrüssig wird, kann Irene (Sissy Spacek) gar nicht genau davon bekommen. „Night Sky“ ist nicht wirklich eine Science-Fiction-Serie. Vielmehr erzählt der Achtteiler eine wunderbar zärtlich inszenierte Liebesgeschichte und eine Parabel aufs Älterwerden. (gun)

► Ich mag seltsame Außerirdische

Das Buch von Boba Fett

Science-Fiction-Fantasy-Serie, zu sehen bei Disney+

Bevor Ewan McGregor am 27. Mai als Jedi-Meister in der „Star Wars“-Serie „Obi-Wan Kenobi“ zu sehen ist, lohnt sich ein Blick in die Weltraum-Western-Serie „Das Buch von Boba Fett“. Ein paar Jahrzehnte nach Obi-Wans Tod übernehmen der titelgebende Kopfgeldjäger und die Auftragskillerin Fennec Shand auf dem Planeten Tattooine die Festung und das Territorium des verbrecherischen Riesenwurms Jabba the Hutt, den die gefangene Weltraum-Prinzessin Leia Organa im Spielfilm „Return of the Jedi“ (1983) erwürgt hat.

Doch der Verstorbene hat wurmige Verwandte, die Ansprüche geltend machen. Außerdem sorgen ein Revolverheld und eine Bande futuristischer Rocker sorgen für Ärger. Boba bekommt als Verbündete einen neuen Rancor, ein herrliches Riesenmonster, einen übellauniger Artgenossen des Wookies Chewbacca sowie ein paar auf Krawall gebürtete Cyborg-Jugendliche mit Flug-Vespas. Außerdem gibt es erstmals Einblicke in die komplexe Kultur der Tusken Raiders.

„Star Wars“-Mastermind Jon Favreau, Erfinder auch des „Mandalorian“, hat sich das ausgedacht – und er schafft gar eine Verbindung zwischen beiden Serien. Dass vieles Comic-artig wirkt, hat wohl damit zu tun, dass Robert Rodriguez („From Dusk till Dawn“, „Desperado“) als Produzent an Bord war und bei drei Episoden Regie führte. (ha)

► Ich mag Geschichten, die direkt vor meiner Haustür passieren

Wendehammer

Dramedy-Serie, abrufbar in der ZDF-Mediathek

Die erste Folge muss man durchhalten. Danach aber will man wissen, welche Leichen diese Ehefrauen eigentlich im Keller liegen haben. Eines ist gewiss: Sie müssen den Neubau am See verhindern, weil durch ihn der Wasserspiegel gefährlich sinkt. Das macht die vier Freundinnen sehr nervös. „Wendehammer“ spielt in einer spießigen Doppelhaushälftenidylle, die ausnahmsweise mal nicht verspottet wird, sondern Schauplatz von amüsanten Abgründen ist. Vier Schulfreundinnen wohnen hier Tür an Tür, keine passt zur anderen, was sie mit erstaunlicher Langmut erdulden.

Es ist ein munteres Team, zu dem die dazu gezogene Julia (Alice Dwyer) allzu dazugehören würde. Ausgerechnet Meike Droste, die „Mord mit Aussicht“ die Würze gab, trägt hier leider etwas dick auf, die anderen Frauen aber liefern einen bunten wie überzeugenden Mix an Charakteren. Ach ja, Ehemänner gibt es auch, die aber spielen hier nur die zweite Geige, auch wenn sie glauben, die großen Strippenzieher zu sein.  (adr)

► Ich finde auch Superhelden manchmal sehr unterhaltsam

Titans

Bislang drei Staffeln bei Netflix

Man kann als Comic-Heldentruppe imposanter klingen. „Teen Titans“ hießen die Klopper mal, deren Serienvariante wir Ihnen ans Herz legen, und das klingt ziemlich nach Superhelden-Krabbelgruppe mit zusätzlichen Pubertätsproblemen. Darum haben die Serienmacher sich klugerweise für den markanteren Titel „Titans“ entschieden.

Schon die erste Staffel der Serie um Nightwing-Comic-Veteran Dick Grayson, der mal als Batmans Vigilantenpraktikant im Robin-Kostüm steckte – um Beast Boy, um Starfire und ein paar andere ist erstaunlich gut, mal witzig, mal dramatisch, immer brauchbar schräg – und vollführt einen spannenden Eiertanz. Sie muss zentrale Helden des DC-Universums wie Batman möglichst unberührt lassen, obwohl die eine Rolle spielen.

Die zweite Staffel ist okay, aber nicht ganz so gelungen wie die erste. Nach der üblichen Abstiegslogik müsste die dritte Staffel also eher murks sein. Aber ganz im Gegenteil – hier laufen die Superhelden zu ganz großer Form auf. Jetzt geht es nämlich mitten hinein in die Mythologie des DC-Kosmos, ganz zentrale Themen der Comic-Historie – zum Beispiel die Abdankung eines verbitterten Batman, die Ermordung eines übermütigen Robin – werden angegangen. Es gibt ulkige Momente, aber die Grundstimmung ist düster und das grundsätzlich Wahnsinnige der Superheldenwelt bleibt stets Thema. Davon gerne eine vierte Staffel. (tkl)

► Ich bin ein Fan skandinavischer Serien

Lykkeland – State of Happiness

Die erste Staffel mit acht Folgen zu sehen in der Arte-Mediathek bis April 2023

Die Fischbestände schrumpfen, die Arbeitslosigkeit steigt, die Menschen in den Führungsetagen werden dünnhäutiger: Ende der 1960er Jahre droht Norwegen, damals ein Land armer Bauern und Fischer, in eine Krise abzurutschen. Wie die Ölfunde vor der Küste vielen als Hoffnungszeichen dienen, zeigen die acht Folgen der norwegische Serie „Lykkeland“ („State of Happiness“) am Beispiel lebenspraller Charaktere – und in einem originalgetreuen Setting, das die Zeitreise perfekt macht.

Nicht nur Stavanger verändert sich vom beschaulichen Fischerort zur modernen Stadt; auch seine Menschen müssen mit neuen Bedingungen klarkommen. Die junge Toril wird von einem Shell-Ölsucher schwanger zurückgelassen. Anne will weg vom elterlichen Hof; als Verlobte des Tauchers Christian und als Sekretärin im Rathaus ist sie nah dran an den Entscheidungen, die ihr Land verändern. Aus Perspektive eines durch fossile Brennstoffe geschädigten Planeten schaut man zugleich gespannt und entsetzt auf die Machenschaften amerikanischer Ölmultis, die skrupellos wie Goldgräber agieren.  (ak)