Streaming-Empfehlungen fürs Wochenende: „Betty Blue“, „Tender Bar“, „The Devil all the Time“, „The Girlfriend Experience“ und „Reacher“ (von links oben im Uhrzeigersinn. Foto: Arte, Amazon (2), Netflix, Starzplay

Welche neue Serie sollten Sie jetzt bingen? Welchen Film schauen, wenn Sie am Wochenende nur wenig Zeit vorm Bildschirm verbringen wollen? Gibt es bei Netflix, Amazon und Co. Schätze, die Sie übersehen haben? Und was lohnt sich in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender? Hier erfahren Sie, was sich gerade zu schauen lohnt.

So viele Streamingdienste, so viele Mediatheken, so viele Serien, Filme und Dokus – und so wenig Zeit. Und weil das Wochenende viel zu kostbar ist, um es vor dem Fernseher bei einem schlechtem Programm zu vergeuden, verraten wir Ihnen hier, was sich jetzt besonders zu schauen lohnt.

      

► Ich habe am Wochenende nichts vor: Welche neue Serie soll ich bingen?

Reacher

Zu sehen bei Amazon Prime Video

Wer Jack Reacher bisher nur aus dem Kino kennt, glaubt, dass der Ex-Militärpolizist wie Tom Cruise aussieht. In Lee Childs Romanen ist Reacher allerdings ein muskelbepackter Koloss, der mindestens drei Köpfe größer als Cruise ist.

Nicht nur in diesem nicht ganz unbedeutenden Detail ist die Serie „Reacher“ viel näher dran am Original als die beiden Kinofilme von 2012 und 2016. Mit Alan Ritchson in der Titelrolle erzählen die acht Episoden den ersten Jack-Reacher-Roman „Größenwahn“ nach. Geplant ist, dass sich die Serie künftig in jeder neuen Staffel an einem anderen Roman abarbeitet. (gun)

         

► Ich will Stars wie Tom Holland oder Robert Pattinson, mag aber weder Fantasy noch Superhelden!

The Devil all the Time

Zu sehen bei Netflix

„The Devil all the Time“ ist nichts für schwache Nerven und erfordert ein wenig Konzentration. Das Thriller-Drama mit Tom Holland und Robert Pattinson erzählt mehrere verstörende Geschichtsstränge mal nacheinander, mal nebeneinander. Am Ende hat Regisseur Antonio Campos („Martha Marcy May Marlene“) aber ein großes Gesamtkunstwerk geschaffen.

Wer Tom Holland und Robert Pattinson also einmal anders erleben möchte, ist bei „The Devil all the Time“ genau richtig. Der Film basiert auf dem Roman „Das Handwerk des Teufels“ von Donald Ray Pollock und ist bei Netflix in 4K-Auflösung verfügbar. (xan)

         

► Gibt es außer „Diva“ noch einen Film des verstorbenen Regisseurs Jean-Jacques Beineix, den ich gesehen haben muss?

Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen

Zu sehen bei Arte

Im Zorn wirft sie den Hausrat aus dem Fenster, fackelt sogar die Bude ab: Als sinnliche „angry young woman“, die dem Gelegenheitsarbeiter und verhinderten Schriftsteller Zorg (Jean-Hugues Anglade) den Verstand raubt und selbst im Wahnsinn endet, wurde Béatrice Dalle 1986 über Nacht zum Film- und Erotikstar.

Die lange Sexszene, mit dem Jean-Jacques Beineix seine unheilvolle Liebesodyssee beginnt, ist legendär; dass das Paar ziemlich oft splitternackt vor der Kamera agiert, war damals skandalös. Heute kann man die schwülstig-neonfarbene Werbeästhetik der Achtziger wie auch die geruhsame Erzählweise entschleunigend auf sich wirken lassen.

Nach „Diva“ (1981) gelang Beineix mit „Betty Blue“ein zweites Mal das, was man einen Kultfilm nennt – aus Anlass des Todes des französischen Regisseurs am 13. Januar 2022 bis 20. Februar in der Arte-Mediathek. (uh)

         

► Und was macht eigentlich George Clooney?

The Tender Bar

Zu sehen bei Amazon Prime.

Eine typisch amerikanische Chaos-Kindheit durchlebt der feinfühlige JR: Als er elf ist, zieht seine alleinerziehende Mutter in der Not zurück zu ihren Eltern. Dort lebt auch der der extrem coole und kluge, aber untergebildete Onkel und Barbesitzer Charlie (Ben Affleck, „Argo“), der sich wie der grantige Großvater (Christopher Lloyd, „Zurück in die Zukunft“) als Vorbild-tauglich entpuppt – anders als JRs versoffener leiblicher Vater (Max Martini), ein Radio-Moderator ohne Prinzipien.

Aus dem erwachsenen Kleinbürgerkind JR (Tye Sheridan) wird trotz allem ein Yale-Absolvent und Autor in der autobiografischen Romanvorlage von J. R. Moehringer von 2005, die George Clooney hier verfilmt hat. Die Handlung spielt Anfang der 70 und Anfang der 80er Jahre, zu sehen ist also das Amerika vor 9/11 und Trump, das für viele ein Land der Träume war. Clooney hat sich eine heimelige Kulisse zimmern lassen und einen starken Soundtrack ausgesucht (Steely Dan, Paul Simon, Jackson Browne).

Konsequent hält er den männlichen Fokus, reflektiert mit dem Protagonisten Rollenbilder, Generationenfragen und Machismo. Manches wirkt aus der Zeit gefallen, etwa die Fixierung auf ein eigenes Auto, und die Handlung mäandert ein wenig ziellos vor sich hin. Was Clooney bietet, ist die Möglichkeit, schmerzfrei in Nostalgie zu schwelgen im Gedenken an eine Zeit, als die amerikanischen Welt noch in Ordnung zu sein schien. (ha)

     

► Ich habe den Streamingdienst Starzplay entdeckt: Welche Serie muss ich da gesehen haben?

The Girlfriend Experience

Zu sehen bei Starzplay

Taugt Intimität als Ware? Ist Begierde käuflich? Wie leicht verschwimmt die Grenze zwischen echtem und vorgetäuschtem Verlangen? Jede Staffel der Serie „The Girlfriend Experience“ gibt darauf andere Antworten.

In der dritten Staffel stellt die aus Berlin stammende Filmemacherin Anja Marquardt in einer eigenwillig-kunstvollen Inszenierung den Warencharakter der Intimität aus. Julia Goldani Telles spielt Iris: eine junge Frau, die ihre Jobs als Neurowissenschaftlerin und High-Class-Escort durcheinanderbringt. (gun)

   

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