Auf den Philippinen wurden Mädchen während eines Livestreams misshandelt. Ein Mann aus dem Kreis Esslingen, der das im Internet mitverfolgt und Anweisungen gegeben hat, steht wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern vor dem Landgericht.
Die Anklageschrift ist mehrere Seiten lang und es dauerte entsprechend lange, bis der Staatsanwalt sie verlesen hatte. Seit Montag muss sich ein 45 Jahre alter Mann aus einer Esslinger Kreisgemeinde unter anderem wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern in pornografischer Absicht vor der 8. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts verantworten.
Laut Staatsanwalt soll der Angeklagte seit 2018 über einen Zeitraum von sechs Jahren Frauen auf den Philippinen dazu angestiftet haben, Kinder vor laufender Kamera sexuell zu missbrauchen. Die Mädchen waren zwischen fünf und 13 Jahre alt. Per Chatfunktion soll der 45-Jährige Anweisungen gegeben haben, welche Handlungen die Mädchen an sich vornehmen sollten. Teilweise halfen die Frauen dabei mit. Über die Täterinnen ist sonst aber nichts weiter bekannt. Unter anderem mussten die Kinder ihre Genitalien in Nahaufnahme zeigen. Der Angeklagte soll das Geschehen daheim live mitverfolgt und den Stream gespeichert haben. Die Übertragungen dauerten unterschiedlich lang, von wenigen Minuten bis zu einer halben Stunde, sie fanden mal mitten in der Nacht, mal frühmorgens statt.
Sexueller Missbrauch mit weißer Creme
Insgesamt konnten laut Anklage 41 gespeicherte Streams auf externen Festplatten des Angeklagten identifiziert werden. In fünf Fällen sind auch die Chats mitgefilmt worden, in denen der Angeklagte schriftliche Instruktionen gab. So habe er etwa stets das Gesicht der Kinder sehen wollen, wenn die sich vor Scham die Hände vors Gesicht hielten. Immer wieder mussten die Mädchen auch weiße Creme verwenden. „Dieses wiederkehrende Motiv sollte wohl Sperma symbolisieren“, vermutete ein Kriminalbeamter, der am ersten Prozesstag als Zeuge aussagte. Den Frauen soll der 45-Jährige dann online Geld überwiesen haben. Die Dateien, die Namen wie „Nuttenkinder“ oder „Mutti mit Extra“ hatten, soll der Angeklagte in einem „verkastelten“ System von Unterordnern versteckt haben, wie der Polizist ausführte.
Ermittlungen des Cybercrime-Zentrums Baden-Württemberg und des Bundeskriminalamts hatten auf die Spur des Mannes geführt. Im Mai dieses Jahres wurde der IT-Fachmann in seiner Wohnung im äußersten Südwesten des Landkreises festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.
„Ich bin nicht pädophil“
Der Angeklagte räumte am Montag auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters die ihm vorgeworfenen Taten ein. „Ich bin hier, um meine Schuld vollumfänglich anzuerkennen“, sagte er. Er habe die Aufnahmen aber nur für sich selbst gespeichert und niemals an andere weiter versendet, betonte der 45-Jährige. Er sei nicht pädophil, sagte der verheiratete Angeklagte. Dass eine solche Neigung bei ihm nicht vorliege, hätten auch Psychologen bestätigt. „Es gab bei mir keine Absicht, Live-Streams mit kleinen Kindern anzuschauen“, sagte er. Auf die Plattform sei er eher zufällig gestoßen, als er im Internet auf der Suche nach einer philippinischen Partnerin gewesen sei. Eine Frau habe ihm Aufnahmen mit ihren Töchtern angeboten.
Als Grund für seine Taten nannte der Angeklagte seinen übermäßigen Alkoholkonsum, der bei ihm zu Potenzproblemen geführt habe. „Ich wollte sehen, ob es eine Auswirkung hat. Hatte es aber nicht“, sagte der Angeklagte über die Live-Chats. Der Tod seines Stiefvaters 2014, der ihn bis dahin im Studium finanziell unterstützte, habe ihn so aus der Bahn geworfen, dass er regelmäßig fünf Flaschen Ouzo in der Woche getrunken habe. „Das soll keine Ausrede sein. Aber ohne diesen Alkoholkonsum hätte ich diese Straftaten nicht begangen“, sagte der Angeklagte. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Der Richter ließ durchblicken, dass dann bereits ein Urteil fallen könnte.