Stuttgarter "Tatort"-Kommissar Ernst Bienzle, gespielt von Dietz-Werner Steck. Foto: dpa - dpa

2007 hat Bienzle Trenchcoat und Schlapphut an den Nagel gehängt. Doch die Erinnerung an ihn und den 2016 verstorbenen Hauptdarsteller Dietz-Werner Steck ist noch sehr lebendig.

EsslingenUnter all den coolen, charismatischen und oftmals auch knallharten „Tatort“-Kommissaren war er stets ein Unikum: Ernst Bienzle, der knorrige Stuttgarter Ermittler, der seit 1992 in 25 Folgen der Krimiserie im Ersten vor der Kamera stand. Dietz-Werner Steck hat Bienzle damals ein Gesicht gegeben, und vielen fehlt er 2016 verstorbene Schauspieler, weil er zur sonntagabendlichen Krimistunde unverwechselbare Akzente setzte, die mancher heutzutage vermisst. Von Zeit zu Zeit werden ausgewählte Bienzle-Folgen noch immer in den dritten Programmen wiederholt. Für alle, die gerne mehr vom schwäbischen „Tatort“-Star sehen wollen, sind 24 Folgen nun bei Icestorm in einer DVD-Box erschienen. Und sie versprechen nicht nur ein Wiedersehen mit Dietz-Werner Steck und seiner wohl bekanntesten Fernseh-Figur – auch so mancher Drehort aus unserer näheren Umgebung wird hiesigen Krimi-Fans bekannt vorkommen – etwa der Esslinger Marktplatz oder die damalige Baustelle der Neuen Messe auf den Fildern.

Bienzles geistiger Vater war der Krimi-Autor Felix Huby. Der ließ den Stuttgarter Ermittler 1977 zum ersten Mal in dem Roman „Der Atomkrieg von Weihersbronn“ ermitteln – weitere 17 Bienzle-Krimis folgten. Und die ersten führten ihren Protagonisten zunächst nicht mal im Titel – erst mit den Jahren wurde Bienzle zum literarischen Markenzeichen. So wurde auch das Fernsehen auf ihn aufmerksam und machte ihn zum „Tatort“-Star. Den entscheidenden Tipp bekamen die Fernsehleute damals vom Autor, woran sich Dietz-Werner Steck noch gut erinnerte, als er sein Krimi-Kostüm mit dem charakteristischen Hut und Trenchcoat 2007 nach 25 Folgen an den Nagel hängte: „Felix Huby sah mich eines Tages am Theater. Zur damaligen Zeit wollte der SDR bereits die Figur ins Fernsehen bringen, hat aber noch keinen geeigneten Darsteller gefunden. Felix Huby erklärte daraufhin, er kenne einen guten Schauspieler und Schwaben.“ Und damit hatte die erfolgreichste deutsche Krimiserie ihren Hauptdarsteller gefunden. Bienzle löste seine Fälle statt mit Fäusten mit Menschenkenntnis und Kombinationsgabe – und Dietz-Werner Steck war zum Ende seiner „Tatort“-Karriere auch ein bisschen stolz darauf, dass sich seine Interpretation des Ermittlers, der im Laufe der Zeit zum Ersten Kriminalhauptkommissar befördert wurde, wohltuend von anderen abhob: „Das liegt auch an Huby, der mich in- und auswendig kennt. Wir sind schon lange befreundet und so wurde auch die Figur über die Jahre immer intensiver. Von einer Zeitung wurde der Kommissar als ‚schwäbischer Columbo’ bezeichnet – mit diesem Vergleich kann ich gut leben. Denn wie Bienzle löst auch Columbo seine Fälle stets mit dem Köpfchen.“

Dietz-Werner Steck, dem man auch in Esslingen über den Weg laufen konnte, ist 2016 gestorben, doch die Erinnerung an ihn und seine erfolgreichste Rolle ist bei vielen sehr lebendig. Dazu trägt nun auch die DVD-Box „Tatort – Bienzle ermittelt“ bei, die 24 der insgesamt 25 Folgen versammelt. Allein die Folge „Bienzle und der tiefe Sturz“ darf aus rechtlichen Gründen nicht auf DVD erscheinen. Doch dafür findet sich zum Beispiel „Bienzle und der Zuckerbäcker“ auf einer der silbernen Scheiben – die Geschichte eines Mannes, der tagsüber ein angesehener Konditormeister in Esslingen ist und des Nachts zum Frauenmörder wird. Gedreht wurde damals übrigens im Café am Rathausplatz. Im Esslinger Ruderverein war die „Tatort“-Crew bei den Dreharbeiten zu „Bienzle und der süße Tod“ im Einsatz. Und die Folge „Bienzle und die große Liebe“ spielte in weiten Teilen auf der Baustelle der Neuen Messe am Flughafen, die während der Dreharbeiten noch im Werden war. Was all die Jahre in der Rolle des Ernst Bienzle für ihn bedeuteten, hat Dietz-Werner Steck einmal in einem Interview erklärt: „Eine Rolle als ,Tatort’-Kommissar kann man nicht ablehnen. Im deutschen Fernsehen gibt es nichts Entsprechendes.“ Dafür haben Schauspieler wie er gesorgt.

Für alle Fans der Bienzle-„Tatorte“ verlosen wir die neue DVD-Box. Wenn Sie gewinnen wollen, schreiben Sie eine Mail an adi.maier@ez-online.de und verraten Sie uns Ihre liebste Bienzle-Folge.