Gegen die geplanten Castor-Transporte regt sich Protest. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Obrigheim (lsw)- Trotz der Proteste von Atomkraftgegnern hat das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit den Transport von Castor-Behältern mit radioaktivem Müll auf dem Neckar erlaubt. Es wäre der erste Transport hoch radioaktiver Abfälle auf einem deutschen Fluss.

Die Beförderung von 15 Behältern sei genehmigt, teilte die Behörde in Berlin gestern mit. Die EnBW Kernkraft GmbH will noch in dieser Woche mit der Beladung der ersten drei Behälter beginnen. In den 15 Castoren sollen insgesamt 342 Brennelemente vom stillgelegten AKW Obrigheim zum Zwischenlager Neckarwestheim transportiert werden. Das Aktionsbündnis „Neckar castorfrei“ kritisierte die Genehmigung scharf und sprach von einer „Entscheidung gegen die Sicherheit“. Die Gemeinde Neckarwestheim will gegen den Transport mit Rechtsmitteln vorgehen, sagte Bürgermeister Jochen Winkler der „Heilbronner Stimme“. Die Gemeinde prüfe, ob sie per einstweiligem Rechtsschutz die Castor-Transporte verhindern kann.

Wann der etwa 50 Kilometer lange Transport am unteren Neckar erfolgen könnte, ist bislang unklar. Aus der Genehmigung ergebe sich, dass die EnBW und das beteiligte Transportunternehmen die Termine nicht bekanntgeben dürften, teilte die EnBW mit.

Atomkraftgegner protestieren seit langem gegen die Beförderung auf dem Neckar. „Es bleibt ein erhebliches Unfallrisiko“, sagte „Neckar castorfrei“-Sprecher Herbert Würth. Auch das Zwischenlager in Neckarwestheim biete keine ausreichende Sicherheit, im dortigen Steinbruch gebe es gefährliche Auswaschungen. „Ein gekentertes Schiff kann nicht einfach so geborgen werden. Ein Unfall betrifft viele Kilometer Wasser und Tausende Menschen“, hatte die Landesvorsitzende des Umweltverbandes BUND, Brigitte Dahlbender, vor kurzem gesagt. Die Aktivisten wollen am kommenden Sonntag in Kirchheim am Neckar erneut gegen den EnBW-Plan demonstrieren. Hingegen sagte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne), er gehe bei der geplanten Beförderung von „höchsten Sicherheitsstandards“ aus. Er sprach von einer guten Entscheidung. „Die Alternative, in Obrigheim ein weiteres Zwischenlager zu bauen, ist in der Abwägung die eindeutig schlechtere Lösung“, betonte er. Etwa 80 Arbeiter und zahlreiche Polizisten sollen die Castoren begleiten. Der Transport durch die Firma Nuclear Cargo & Service aus Hessen kostet der EnBW zufolge einen „unteren zweistelligen Millionenbetrag“.