Sind 132 Euro Hundesteuer für „Duschka“ zu viel? In Plochingen ist darüber eine lebhafte Diskussion entbrannt. Foto: Ait Atmane - Ait Atmane

Dass Plochingen die Hundesteuer auf 132 Euro erhöhte, sorgte für Empörung im Netz. Tatsächlich kosten die Vierbeiner die Stadt aber einiges an Geld.

PlochingenDie Erhöhung der Hundesteuer hat in Plochingen die Wogen hochschlagen lassen. Gemeinderäte wurden darauf angesprochen, vor allem aber wurde die Nachricht in Facebook ausgiebig kommentiert. Der Faktencheck rückt die Empörung allerdings etwas zurecht.

Ob jetzt jemand von der Stadt mit goldenem Klopapier den Hunden hinterherlaufe, lautet der kreative Kommentar einer Hundebesitzerin auf Facebook: Anders sei der Betrag von 132 Euro kaum zu erklären. Eine bodenlose Frechheit und unverschämt, urteilen auch andere und tauschten im Sozialen Medium eifrig Hundesteuersätze aus – einer zahlt zum Beispiel 39 Dollar, wo auch immer. Der Blick ins Umland zeigt jedoch, dass Plochingen nicht allein ist. Tatsächlich liegen 132 Euro zwar am oberen Ende der Spanne in der Region. In Esslingen, Ostfildern oder Wernau gilt dieser Betrag aber schon jahrelang. Das seien gerade elf Euro im Monat, gibt Wernaus Kämmerer Michael Bauer zu bedenken, was im Verhältnis zu den übrigen Hundehaltungskosten nicht allzu schwer ins Gewicht fallen dürfte. Da man Hunde monatlich an- und abmelden könne, sei ein glatter Monatsbetrag sinnvoll. In Plochingen wurde von 120 auf 132 Euro erhöht, also um einen Euro pro Monat oder zehn Prozent – zum ersten Mal seit 2013, sagt Kämmerer Michael Hanus.

Kontrollen durch externe Firma

Da die Hundesteuer keine Gebühr ist, muss sie nicht zweckgebunden verwendet werden, sondern ist einfach eine Einnahmequelle für die Stadt. Sie darf auch politisch, „zu Lenkungszwecken“, eingesetzt werden: Deshalb sind in fast allen Gemeinden Zweithunde oder sogenannte Kampfhunde teurer als der normale Satz.

Dennoch zählt Hanus eine ganze Reihe von Ausgaben auf, die mit Hunden zusammenhängen. Da sind zum einen die Dog-Stationen, von denen in Plochingen – meist dort, wo man aus dem Wohngebiet heraus ins Grüne geht – 17 Stück aufgestellt seien. Bei ihnen fallen nicht nur die anfänglichen Investitionskosten an, sondern manchmal auch Reparaturen. Die Tüten müsse nachgefüllt, die Eimer geleert und ihr Inhalt in der Müllverbrennung entsorgt werden. „Das macht in Summe im Jahr rund 15.000 Euro aus“, erklärt Hanus. Weil nicht alle Hundehalter aufsammeln, was ihr vierbeiniger Freund hinterlässt, kommen weitere Reinigungskosten hinzu. Außerdem mache man Kontrollen, ob Hunde eine Steuermarke tragen, was Personalkosten verursache.

2018 hat die Stadt eine externe Firma beauftragt, an Haustüren zu klingeln, um nicht angemeldete Hunde ausfindig zu machen. Dafür hat sie zwischen neun- und zehntausend Euro ausgegeben, was sich aber angesichts von 50 neu angemeldeten Hunden in eineinhalb Jahren rechnet. Der bürokratische Aufwand rund um die Hundesteuer liegt laut Hanus ebenfalls bei rund 10.000 Euro im Jahr. 15.000 Euro schließlich gehen jährlich ans Tierheim in Esslingen, mit dem die Stadt einen pauschalen Fundtiervertrag geschlossen hat. Der betrifft zwar nicht nur Hunde und es ist auch müßig gegenzurechnen, ob sich das tatsächlich „lohnt“ oder ob es günstiger wäre, für einzelne Fundtiere zu bezahlen. Dass die Stadt zu den Kommunen gehört, die das Tierheim auf diese Weise unterstützen – was nicht alle tun – sehen vermutlich auch Hundefreunde positiv.

Aichwald am günstigsten

Eine Katzensteuer, wie sie die Hundehalter manchmal anmahnen, gibt und gab es seit Gründung der Bundesrepublik nicht. Sie dürfte auch schwer zu kontrollieren sein, denn wie findet man die Adresse einer streunenden Katze ohne Steuermarke heraus? Und eine Pferdesteuer, die immerhin mit Rossäpfeln im öffentlichen Bereich zu rechtfertigen wäre, hat in Deutschland noch Seltenheitswert.

Die Gemeinde mit der derzeit niedrigsten Hundesteuer im Plochinger Umland ist übrigens Aichwald. Hier kostet der Wauwau schon seit 2006 gleichbleibend 84 Euro Steuer im Jahr. Das könnte daran liegen, dass in ländlichen Gemeinden Hunde und ihre Hinterlassenschaften als weniger störend empfunden werden. Oder daran, dass Aichwald schuldenfrei ist. Oder vielleicht einfach daran, dass keiner einen Antrag auf Erhöhung gestellt hat, wie Philipp Rist von der Kämmerei vermutet. Er selbst arbeitet noch gar nicht so lange auf dem Schanbacher Rathaus.