Das Miteinander der Generationen ist beim Musikverein Neuhausen wichtig – wie auch der Spaß beim Proben. Foto:  

Mit Blasmusik begeistert der Musikverein Neuhausen auch die junge Generation. Zum 125-jährigen Bestehen hat der Komponist Dominik Wagner ein Stück für die Orchester aller Generationen geschrieben.

Zukunftssorgen machen sich die Mitglieder des Musikvereins Neuhausen nicht. Denn der Nachwuchs begeistert sich wie eh und je für die Blasmusik. „Wir tun viel, um junge Leute anzusprechen“, sagt Fabienne Reyer. Die 34-jährige Vereinschefin baut auf die Kinder- und Jugendarbeit. Am Samstag, 10. Mai, feiert der Verein das 125-jährige Bestehen mit einem besonderen Konzert. Denn der Komponist Dominik Wagner hat für den Verein eine eigene Komposition geschaffen. „Die Riedbrunnensage – ein Mythos erwacht“ lautet das Thema.

„Die Vielfalt der Blasmusik zeigen“ möchte Dominik Wagner, der in Süßen lebt. Der studierte Jazztrompeter, Blasmusikdirigent und Komponist leitet unter das Blasmusikorchester des Musikvereins Steten. Wie kam er auf die Riedbrunnensage? „Die habe ich beim Stöbern auf den Seiten der Gemeinschaft für Heimatgeschichte entdeckt“, sagt der Musiker. Die Sage beschreibt die Ermordung des Ritters Wolf von Neuhausen im 15. Jahrhundert an der Quelle, die einst von einem See umgeben war. Aus Trauer um den Toten entschieden die Herren von Neuhausen, das Gewässer von Bauern in Fronarbeit zuschütten zu lassen.

Herausfordernd war es für den erfahrenen Orchesterleiter, „für die erwachsenen wie auch für die jungen Musikerinnen und Musiker zu komponieren“. Denn im Musikverein Neuhausen hat das Miteinander von Jung und Alt hohen Stellenwert. Er habe unter anderem mit Elementen der Filmmusik gearbeitet. Wagner ist sehr gespannt, wie die Musiker seine Auftragskomposition am 10. Mai interpretieren. Für den Schlagzeuger Lucas Schaller war es spannend, eine Uraufführung zu proben. „Mit der Auftragskomposition wollen wir zeigen, wie lebendig und vielfältig die Blasmusik für alle Generationen ist“, sagt Fabienne Reyer.

Freundschaft mit Trachtenkapelle aus Niedernsill

Mit 350 Mitgliedern und 90 aktiven Musikerinnen und Musikern ist der Neuhausener Verein gut aufgestellt. Auf die guten Kontakte zu anderen Vereinen im Landkreis Esslingen ist Fabienne Beyer stolz. Viele Begegnungen macht der Musikverein von den Fildern auch mit der Trachtenkapelle aus dem österreichischen Niedernsill möglich. „Da ist eine echte Freundschaft gewachsen“, findet Schaller.

Der Musikverein Neuhausen im Jahr 1950 Foto: Archiv Karl Bayer

Aus dem Gemeindeleben in der katholisch geprägten Fildergemeinde Neuhausen ist der Musikverein nicht wegzudenken. Seit der Gründung des Vereins im Jahr 1900 stellen die Musikerinnen und Musiker den Musikzug der Bürgergarde. Deren Ziel ist, Tradition und soziales Engagement zu verbinden. „Mit den anderen Vereinen klappt das Miteinander bestens“, sagt Lucas Schaller, der früher auch als Elferrat beim Narrenbund Neuhausen aktiv war und die närrische Guggenmusik „Die Fleggabätscher“ dirigiert. Bei der Fasnet mischen viele Vereinsmitglieder mit. Viele Mitglieder des Musikvereins beteiligen sich auch aktiv am närrischen Treiben in dfer Hochburg.

Mit der Kapelle Rank fing es im Jahr 1900 an

Schon seit dem frühen 18. Jahrhundert wird in der Fildergemeinde Neuhausen Musik als Volkskunst betrieben. Die Gründung der Kapelle Rank im Jahr 1900 markiert die Anfänge des Musikvereins; zehn Jahre zuvor hatte sich die Kapelle Presto gegründet. 1930 schlossen sich die Kapellen zusammen und wurden offiziell zum Musikverein. Im Nationalsozialismus widerstanden die Musiker dem Ansinnen der örtlichen Parteileitung der NSDAP, den Verein in eine Parteikapelle umzuwandeln. Das versuchten die Nazis auch mit Gewalt. „Die Mitglieder widerstanden dem Versuch und lehnten am 6. Juni 1934 endgültig ab“, blickt der Ortshistoriker Karl Bayer zurück. Er spielt seit 1960 im Stammorchester, war 20 Jahre lang Vizedirigent. Fünf Jahre lang stand er – von 1988 bis 1992 – als Dirigent mit dem Taktstock vorne. 1993 zogen die Musikerinnen und Musiker ins neue Vereinsheim direkt hinter dem Rathaus um. In dem geräumigen Pavillon feiern die Mitglieder viele Feste. Sehr beliebt sind auch die zwanglosen Sommerkonzerte auf dem Rathausparkplatz. Da gibt der Verein in lockerer Runde Einblicke in die Vielfalt der Blasmusik. Ein besonderer Tag ist im katholisch geprägten Neuhausen das Fronleichnamsfest. Da sind die Orchestermusiker am frühen Morgen gemeinsam mit einem Lastwagen unterwegs und wecken die Menschen. Die freuen sich und bereiten zu früher Stunde manchen Imbiss vor oder schenken einen Schnaps am Gartenzaun aus. Danach geht es zur großen Prozession.

Karl Bayer, Erwin Unger und Dietmar Ruf sind seit 60 Jahren im Musikverein aktiv. Foto: Horst Rudel

Ausbildung hat beim Musikverein Neuhausen hohen Stellenwert

„Unseren Musikern und Musikerinnen die Möglichkeit zu bieten, sich weiterzuentwickeln“, das ist für Fabienne Reyer ein wichtiges Ziel. Das beginnt für sie schon mit der Ausbildung, die der Musikverein umfassend gestaltet. „Natürlich soll es den Kindern und Jugendlichen Spaß machen“, ist die Klarinettistin Reyer überzeugt. Auch die Erwachsenen will sie fordern und motivieren. Von 2011 bis 2023 leitete Peter Egl das erfolgreiche Stammorchester, seit 2024 ist Michael Stegmaier Dirigent. Von Juni an steht Cornelia Unger dem Jugendorchester vor.

Breit aufgestellt: der Musikverein Neuhausen

Spielmannszug
 Der Musikverein Neuhausen hat rund 350 Mitgliedern, von denen rund 90 aktiv musizieren. Das Hauptorchester ist musikalisch breit aufgestellt: Die Musikerinnen und Musiker spielen bei Hocketsen in und um Neuhausen, genauso beim Weihnachtskonzert oder bei Wertungsspielen. Besonders ist auch die Rolle als Musikzug der Bürgergarde. Bei Veranstaltungen wie dem Großen Zapfenstreich sind die Musiker dabei. Im Rahmen der Bierwecketse findet am 27. Juli das Kreismusikfest des Verbands Stuttgart-Filder in Neuhausen statt. Der Verband feiert im Rahmen des großen Fests der Neuhausener Vereine seine 50 Jahre.

Neuland
 Mit der Komposition „Die Riedbrunnensage – Ein Mythos erwacht“ geht der Musikverein neue Wege. Das Auftragswerk hat Dominik Wagner komponiert. Es wird beim Jubiläumskonzert uraufgeführt, das am Samstag, 10. Mai, um 19.30 Uhr in der Egelseehalle beginnt. Eintritt 12,50 Euro; Kinder bis 12 Jahre frei.