Mit einem stürmischen Applaus goutierte das Publikum das Festkonzert zum 100-Jährigen des Oratorienvereins Plochingen in der Kirche St. Konrad.
Was wäre besser geeignet für ein Jubiläumskonzert als die optimistische, von unbeschwerter Jubelstimmung geprägte „Krönungsmesse KV 317“ von Wolfgang Amadeus Mozart? Mit diesem Geniestreich des 23-jährigen Mozarts setzte der Oratorienverein Plochingen und Umgebung (ORA) den musikalischen Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Chors. Der stattliche Chor präsentierte sich beim Konzert in der Plochinger Kirche St. Konrad hervorragend disponiert.
Mit Mozarts herrlicher Musik war den Choristen eine dankbare Aufgabe gestellt: Der Meister der Wiener Klassik schaffte es, in den rund 25 Minuten Aufführungsdauer seiner 1779 in Salzburg erstmals erklungenen Messe, den lateinischen Text in vielen Facetten leuchten zu lassen. Von Dirigentin Heidrun Speck sorgfältig vorbereitet, spürte der Oratorienverein den Feinheiten und musikalischen Preziosen der Partitur nach: Das Kyrie erklang mit packendem Impetus, und machtvoll schallte das Credo in den Kirchenraum. Einen wohltuenden Kontrast zu den volltönenden Chorpartien setzte das mit Johanna Zimmer (Sopran), Cecilia Fontaine (Alt), Johannes Kaleschke (Tenor) und dem Bassisten Kai Preußker ausgeglichen besetzte Solistenensemble. Mit vokalem Glanz und sich ideal verschmelzenden Stimmen gab das Quartett dem „Et incarnatus est“, harmonisch dialogisierend mit den ausdrucksstarken chorischen Einschüben, eine besondere Note. Den gewaltigen Klangballungen des „Sanctus“ folgten im „Benedictus“ innigere Töne. Und im „Agnus Dei“ setzte der Chor – im reibungslosen Wechsel mit den Solisten – dem Ganzen mit geschmeidiger Legatokunst und feurigen Aufschwüngen die Krone auf.
Punktgenaues Dirigat
Den instrumentalen Part bewältigte das von Konzertmeister Mathias Neundorf angeführte Orchester Sinfonia 02 routiniert und mit spannungsvoller Phrasengestaltung. Doch nicht nur als instrumentale Stütze des Chores bewährte sich das Ensemble. Auch bei der Kirchensonate C-Dur überzeugten die Instrumentalisten unter dem punktgenauen Dirigat Heidrun Specks mit präzisem Spiel, intonatorischer Sauberkeit und transparentem Orchesterklang.
In die festliche Stimmung des Konzerts reihte sich Johanna Zimmer mit einer famosen Interpretation der Motette „Exsultate, jubilate“ ein. Komponiert hat sie der 17-jährige Mozart ursprünglich für einen italienischen Kastraten, doch auch in der Umsetzung durch einen Sopran entfaltet die Musik ihren zauberhaften Reiz – zumal, wenn mit Johanna Zimmer eine Solistin am Werk ist, die mit dem Glanz ihrer schlanken Stimme mühelos über dem Orchestergrund schwebte: Die virtuosen Koloraturen saßen, die Töne waren treffsicher platziert, und auch in punkto stimmlicher Wendigkeit blieben keine Wünsche offen. Die Solistin korrespondierte in idealer Abstimmung mit den vollmundigen Streichertönen und delikat gesetzten Bläsersoli. Mit geläufiger Gurgel sang sich die Sopranistin durch das virtuose Laufwerk der Kadenz, und dem folgenden Rezitativ gab sie mit klarer Deklamation Kontur. Ganz in ihrem Element war Johanna Zimmer in den abschließenden Arien: Bei den weit ausschwingenden Melodiebögen setzte sie auf melodischen Linienzauber und geschmackvolle Phrasierung.