Rasa Dengler Quelle: Unbekannt

Esslingen -Sparern geht es an den Kragen. So zumindest dürften viele Deutsche die Nullzinspolitik des EZB-Chefs Mario Draghi empfinden. Was als Maßnahme gedacht ist, Investitionen durch günstige Kredite zu fördern, bedeutet im Umkehrschluss, dass es für das Ersparte auf Tagesgeldkonten und Sparbüchern kaum Zinsen gibt. Die Folge: Der Wert des Geldes schmilzt durch die jährliche Inflation allmählich dahin. Wie legen die Deutschen in dieser Situation ihr Geld an? Maria Krell hat sich mit dem Fotografen Roberto Bulgrin in der Esslinger Innenstadt umgehört.

Theodor Welp (57), Elektrotechniker aus Ostfildern-Nellingen: Geld lege ich in Immobilien und Aktien an. Was die Immobilienanlagen angeht, bedeuten die Niedrigzinsen aber zweierlei: Käufer erhalten zwar gerade Kredite zu geringen Zinsen, gleichzeitig steigen aber die Immobilienpreise. Die Blase, die dadurch langsam entsteht, kann irgendwann platzen. Ich denke, das Beste ist es ruhig zu bleiben, trotz Niedrigzinsphase. Für Kleinanleger bieten sich beispielsweise Aktienfonds an.

Rosemarie Fink (77), Rentnerin aus Oberesslingen: Ich lege mein Geld überhaupt nicht an. Ich habe langsam das Gefühl, bald Zinsen zahlen zu müssen, statt welche zu bekommen. Ich investiere mein Erspartes lieber in meine Enkelkinder, die studieren. Da ist es besser aufgehoben.

Gerhard Fink (75), Rentner aus Oberesslingen, stimmt seiner Frau zu und ergänzt: Ich habe auch noch ein paar alte Anlagen wie ein Girokonto oder Bausparverträge. Aber bei der derzeitigen Zinspolitik bringen die ja nichts.

Eberhard Scharpf (37), führt einen Zimmereibetrieb in Esslingen: Ich lege mein Geld nicht an, ich geb’s lieber aus. Man bekommt heute ja keine Zinsen mehr dafür. Investitionen in Immobilien sind hart an der Grenze, die Preise in diesem Bereich steigen. Auch Bankanlagen finde ich bei der derzeitigen Zinslage schwierig. Ich habe aber eine Firma und eine Familie, dort stecke ich mein Geld gerne rein.

Romy Krämer (26), Studentin in einem dualen Studiengang, aus Oberesslingen: Größere Geldanlagen habe ich noch nicht. Auf einem Tagesgeldkonto liegt etwas Angespartes für Notfälle oder wenn mein Auto mal zur Inspektion muss. Als ich mit 17 Jahren meine erste Ausbildung angefangen habe, wurde mir von einem Berater eine Rieste-Rente empfohlen. Jetzt läuft sie zusammen mit dem Tagesgeldkonto so nebenher. Außerdem zahle ich in eine Betriebsrente ein. Im Moment lege ich mein Geld in Schuhe, Taschen und Kosmetik an. Über Aktien oder ähnliches werde ich nachdenken, sobald ich mit meinem Studium fertig bin und ein richtiges Einkommen habe.

Günter Kimpel (70), Rentner aus Esslingen-Sulzgries: Mein Geld wird in unsere drei Enkelkinder und deren Studium angelegt, dort ist es gut aufgehoben. Unser viertes Enkelkind ist außerdem gerade auf dem Weg. Ansonsten habe ich keine Geldanlagen.

Andreas Stahl (51), Kaufmann aus Backnang: In lege mein Geld in mein Haus und in Aktien an. Ich bin Mitarbeiter bei Daimler und investiere ausschließlich in Daimler-Aktien. Sie sind zum einen relativ sicher, ein Standardwert im Deutschen Aktienindex und werfen im Regelfall gute Dividenden ab. Außerdem habe ich mit dieser Anlage keinen Druck. Das mache ich jetzt seit 20 Jahren.

Eleni Karipidou (26), Erzieherin aus Ostfildern-Nellingen: Ich lege mein Geld nicht an, dazu habe ich zu wenig. Ich besitze aber ein Giro- und ein Tagesgeldkonto. Zusätzlich habe ich noch eine Riester-Rente. Wenn ich im Lotto gewinnen sollte, würde ich einen Teil des Geldes gleich ausgeben und den anderen Teil investieren. Nämlich in Immobilien.

Hans-Georg Lutz (54), Selbstständiger aus Reutlingen: Um das Risiko zu verringern und nicht alles auf eine Karte zu setzen, legen wir unser Geld mit einer möglichst großen Streuung an. Ein Teil landet in Immobilien, ein zweiter in Fonds, ein anderer in Gold. Wir haben außerdem verschiedene Anlage-Berater.

Ulrike Lutz (55), seine Ehefrau und Beamte, fügt noch hinzu: Anzulegen ist auch immer eine Frage des Alters. Wenn man noch am Anfang seines beruflichen Weges steht, hat man noch nicht so viel Geld angehäuft, um es überhaupt sinnvoll anlegen zu können. Mit Anfang 30, als sich dann Fragen um Versicherungen und Kinder zu drehen begannen, habe ich mir dann schon Gedanken gemacht, wie und wo ich mein Geld am sinnvollsten investiere.

Peter Würth (70), Rentner aus Esslingen-Zollberg: Mein Geld steckt unter anderem in Aktienfonds. Außerdem habe ich noch ein Sparbuch, damit ich beim Ausgeben flexibel bin. Ich habe zwei Berater, die sich um die Fonds kümmern. Für mich ist diese Art der Anlage die beste Möglichkeit, mein Geld zu investieren. Da ich mich auf meine Berater verlassen kann, muss ich mich nicht selbst privat mit meiner Geldanlage beschäftigen.