Quelle: Unbekannt

Von Harald Flößer

Was da aus dem Lautsprecher zu hören ist? Vermutlich eine Eule. Leider falsch geraten. Waldkauz wäre die richtige Antwort gewesen. So wie im „Dunkelwald“ des Forstpavillons kann man hier an vielen Stellen auf Entdeckungsreise gehen. Mit Mitmachaktionen lädt die Gartenschau in Bad Herrenalb dazu ein, sein Wissen über Fauna und Flora zu testen, zu lernen oder aufzufrischen. Sind das nun Roggenkörner oder ist das Gerste? Und wie heißen die Blumen im Einzelnen, die da so schön am Wegesrand blühen? Aber keine Angst: Man muss hier nicht überall sein Gehirn anstrengen. Wer keine Lust dazu hat, kann ganz einfach seine Augen weiden an vielen schönen Dingen, die Natur und Menschenhand im Kern des 7500 Einwohner zählenden Schwarzwaldstädtchens gezaubert haben, und zwischendurch auf Liegekissen sogar alle Viere von sich strecken.

Lohnt sich ein Ausflug zur x-ten Gartenschau - von Esslingen aus sind es immerhin gut 100 Kilometer - die sich sowieso nur „klein“ nennt, weil sie zwischen zwei offizielle Landesgartenschauen geschoben ist? Wer wie der skeptische Freund spektakuläre und zuvor nie gesehene Blütenpracht erwartet, kann sich den Weg sparen. Doch wer auch Augen für kleine Dinge hat und wer vor allem den Kurort noch als verschlafenes Nest kennt, das seine besten Zeiten hinter sich hat, kann in Herrenalb einen entspannten und kurzweiligen Tag mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen erleben. Insbesondere lohnt sich der Ausflug für Familien mit Kindern, allein schon wegen des riesigen Wasser-Spielplatzes und des sogenannten Pumptracks, auf dem man sich mit Mountainbike oder BMX-Rad austoben kann.

Die Alb erlebbar gemacht

Das in einem schmalen Tal gelegene Bad Herrenalb hat sich herausgeputzt für die bis 10. September dauernde Gartenschau. Vor allem ist es gelungen, innerörtliche Grünflächen zu verbinden. Die Schweizerwiese als zentraler Grünbereich, der Kurpark und das historische Klosterviertel wurden mit großem Aufwand miteinander verknüpft. Allein das Land hat für die Schönheitsoperation gut zehn Millionen Euro bereitgestellt. Verbindendes Element ist die frei fließende Alb, die zuvor durch Mauern in ein enges Bett gezwängt war. Mit großen Steinen wird die Strömung gebremst. Sitzbänke wurden montiert, an mehreren Stellen führen Treppen hinab zu dem Flüsschen - eine Einladung zum Wassertreten, die viele Besucher gerne annehmen.

Wer Glück hat, trifft auf Michael Heckeroth und kann ihn begleiten bei einer Wasserwanderung. Profund und mit trockenem Humor erklärt der 72-Jährige das Leben im und um den Fluss. Wie man eine Forelle am geschicktesten fängt oder woran man erkennt, wie es um die Qualität des Wassers bestellt ist. Um die Alb braucht man sich keine Sorgen zu machen. Die Gewässergüte sei bestens, sagt Heckeroth. Man sehe das unter anderem daran, dass sich hier hochsensible Tierchen wie der Bachflugkrebs oder die Larven von Eintags- und Schwebefliegen finden lassen. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsverbandes Baden-Württemberg weiß der 72-Jährige, dass das andernorts ganz anders ist. Er hat sich deshalb der Aufgabe verschrieben, anderen klar zu machen, wie wichtig sauberes Grund- und Trinkwasser ist. „Das ist global gesehen das Problem Nummer eins“, ist er überzeugt. Den Menschen die Augen dafür zu öffnen, ist das Ziel der von ihm geführten Wasserwanderungen.

Eine der markantesten städtebaulichen Errungenschaften in Herrenalb ist die Neugestaltung des Klosterviertels. Heckenpflanzungen und Pflasterbänder aus Sandstein deuten die Umrisse der historischen Bauten an. An einem Modell lässt sich erkennen, welch stattliche Ausmaße das 1149 gegründete Zisterzienserkloster einst hatte. Traditionelle Heilpflanzen, Kräuter und ein Brunnen erinnern an den früheren Garten der Mönche. Auch der Pfarrgarten bietet mit einer farbenfrohen Staudenkomposition einen schönen Blickfang.

Wie bei jeder Gartenschau gibt es auch bei „Blütentraum und Schwarzwaldflair“ ein umfangreiches Kunst- und Kulturprogramm. Die Tageskarte kostet für Erwachsene 13, für Kinder 4 Euro.

www.badherrenalb2017.de