Eine Szene mit Herz: Der Indianer Petaga hat die verletzte Schäferhündin Randa gerettet. Quelle: Unbekannt

Das Großfeuer im vergangenen Jahr konnte zwar die Western City in Dasing zerstören, nicht aber die Welt Karl Mays. Die Süddeutschen Karl May-Festspiele melden sich mit der Inszenierung von „Im Tal des Todes“ eindrucksvoll zurück.

DasingDas Großfeuer im vergangenen Jahr konnte zwar die Western City in Dasing zerstören, nicht aber die Welt Karl Mays. Die Süddeutschen Karl May-Festspiele melden sich mit der Inszenierung von „Im Tal des Todes“ eindrucksvoll zurück. Damit stellt sich auch nicht mehr die Frage, ob es in Dasing überhaupt weitergeht. Das Stück stand zwar 2008 schon einmal auf dem Spielplan, sodass Textbuchautor und Regisseur Peter Görlach auf seine damalige Vorlage zurückgreifen konnte. Damals begann die Geschichte im Orient, doch „das musste ich dieses Jahr ändern, weil wir im vergangenen Jahr bei der „Felsenburg“ die Handlung ebenfalls im Orient beginnen ließen.“ Görlach stellt bei jeder seiner Inszenierungen auch hohe Ansprüche an sich selbst. Und er weiß um die Zutaten, die notwendig sind, um ein Stück im Sinne Karl Mays auf die Bühne zu bringen. „Uns geht es um Familienunterhaltung im besten Sinne,“ sagt der Regisseur.

Und so siegt am Ende erneut das Gute über das Böse, allerdings ist der Schatz, nachdem der skrupellose Senator Walker und seine Bande im Tal des Todes trachten, beileibe nicht Gold, sondern einfach Wasser als Quell des Lebens. Eine typisch May’sche Botschaft. So ist die Fassung 2018 von „Im Tal des Todes“ eben auch typisch Görlach, der sich dieses Mal auf ein tolles Ensemble verlassen kann, das bewährte Darsteller mit neuen Gesichtern zusammen bringt. Allein diese Tatsache ist ein großer Gewinn auch für das Image der kleinsten Karl May-Bühne Deutschlands. Aber eben das macht Dasing aus: Das hautnahe Miterleben des Geschehens auf der Bühne, jede Gefühlsregung der Darsteller wird deutlich wahrgenommen. Sven Kramer ist einer der Neuen, der dem Geschehen seinen Stempel aufdrückt. Erprobt in mehr als 40 Film- und Fernsehproduktionen, tauschte der Münchener Schauspieler den „Tatort“ oder die „Rosenheim-Cops“ mit Karl May ein. „Eine ganz neue Erfahrung, der ich mich gerne gestellt habe. Es macht sehr viel Spaß“. Kramer spielt den skrupellosen Senator Walker facettenreich und arbeitet das hinterhältig-böse der Figur hervorragend heraus. Die Stuttgarterin Alisa Ax wechselte von den Festspielen Burgrieden nach Dasing und übernahm die Rolle von Miss Amy Wilkins, auch Paloma Nakana genannt. Sie spielt überzeugend, kann hervorragend reiten und hat ein umwerfendes Lächeln, dem im Stück Martin Adler (Volker Waschk) erliegt. Ein bisschen Herz-Schmerz-Kino und was fürs Gefühl dürfen durchaus sein. Dazu gehört auch die Szene, in der der Indianer Petaga die verletzte Schäferhündin „Randa“ zu Winnetou zurückbringt.

Doch „Im Tal des Todes“ bietet auch viel Action durch bestens choreografierte Kämpfe und vor allem beim Finale lautstarke Explosionen und rasante Reitszenen. Dazu der Humor, wohl dosiert und an den richtigen Stellen eingesetzt, sodass sich das Publikum köstlich amüsieren kann. Ein Glanzlicht setzt dabei wie schon im Vorjahr als Hadschi Halef Omar Björn Trenner, der dieses Mal in die Rolle des spleenigen Lord Emery Eagle schlüpft und zusammen mit Sam Hawkens (der bewährte Michael Englert) so manches Abenteuer über- und besteht. Unbedingt erwähnen muss man die junge Jessica Ried als Nancy, Tochter des Schurken Senator Walker. Als sie in ihrem Leben keinen Sinn mehr sieht, beschließt sie, diesem ein Ende zu setzen. Ein Selbstmord – undenkbar bei Peter Görlach. Görlach selbst als Häuptling Hehata-Shanteh bringt sie von ihrem Vorhaben ab. „Wir können Böses nicht verhindern, aber Gutes tun,“ philosophiert Matthias M. als Winnetou. Und dieser Faden zieht sich durch das gesamte Stück. Matthias M. spielt zum 14. Male in Dasing den Häuptling der Apachen und ist damit der dienstälteste Bühnen-Winnetou und zweifellos einer der Besten. Helmut Urban kämpft als Old Shatterhand auch bereits seit sieben Jahren an seiner Seite. Mit dieser Kontinuität beim Blutsbrüderpaar punktet Dasing. Und doch würde Urban liebend gerne mal einen Bösewicht spielen, was er im österreichischen Winzendorf bereits tat.

Kontinuität beweist auch unsere Zeitung mit ihren jährlichen Leserreisen in Dasings Wilden Westen. Für Darsteller und Gäste auch immer ein gern genossener Höhepunkt im Rahmen der Festspielsaison. Persönliche Kontakte gibt es beim gemeinsamen Gruppenfoto in der Dasinger Arena in Kostümen und beim Small Talk in Zivil in diesem Jahr bei einem gemeinsamen Frühstück im Dorint Hotel Augsburg, bewährter Gastgeber seit unserer allerersten Leserreise zu den Süddeutschen Karl May-Festspiele. Diese Begegnungen sind auch für unsere Gäste schöne Erinnerungen. Dieses Mal frühstückten mit uns Matthias M. (Winnetou), Regisseur Peter Görlach, Sven Kramer (Senator Walker) und Björn Trenner (Lord Emery Eagle). Nach dem Besuch der Aufführung hatten auf unsere Gäste im 34. Stock des Hotels über den Dächern von Augsburg ein Sektempfang und ein ebenso schmackhaftes wie üppiges 3-Gänge-Menü gewartet. Ausflüge in den Wilden Westen machen eben hungrig.

Wer Appetit bekommen hat: Gespielt wird in Dasing noch bis zum 9. September, samstags um 16 und 20 Uhr und sonntags um 16 Uhr.

www.karlmay-festspiele.de