Leo (Tommy Lee Jones, links) und Duke (Morgan Freeman) müssen sich wider Willen zusammenraufen. Foto: Wild Bunch - Wild Bunch

Morgan Freeman und Tommy Lee Jones sind alte Hasen im Filmgeschäft, doch bislang haben sie es nicht geschafft, gemeinsam vor der Kamera zu stehen. In Ron Sheltons Actionkomödie „Das ist erst der Anfang!“ spielen sie nun zwei alternde Casanovas, die um die Gunst der Damen buhlen und nebenbei versuchen müssen, sich den Attacken der Mafia zu erwehren.

EsslingenDie gefeierten Oscar-Preisträger Morgan Freeman (81) und Tommy Lee Jones (71) haben in ihrer langen Karriere viele bemerkenswerte Filme gedreht – für Ron Sheltons neue Action-Komödie „Das ist erst der Anfang!“ standen sie zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera. Doch schon nach wenigen Minuten wünscht man sich ein schnelles Ende, das jedoch leider eineinhalb Stunden auf sich warten lässt. Es ist der wohl peinlichste Auftritt in der langen Karriere der beiden Schauspieler – ein Film ohne Charme und Tempo. Es sei denn, die Akteure und Betrachter haben Spaß an derben Witzen, dummen Sprüchen, Explosionen auf dem Golfplatz und Krippenspielen in der kalifornischen Wüste.

Die Story ist schnell erzählt: Morgan Freeman spielt Duke Diver, den galanten Manager der Seniorenresidenz Villa Capri im Wüstenparadies Palm Springs. Er ist die Nummer eins – auf dem Golfplatz und bei den auf Sex erpichten Bewohnerinnen. Mit Leo (Tommy Lee Jones), einem Ex-Militär mit Cowboyhut, taucht plötzlich ein Rivale auf. „Da ist Frischfleisch auf dem Buffet“, freut sich eine Seniorin – das ist erst der Anfang einer Serie von Plattitüden. „Action“ kommt auch dann nicht auf, als eine frühere Mafia-Bekanntschaft Duke nach dem Leben trachtet – mit Giftschlangen in der Golfschlägertasche und explodierenden Golf-Carts. Auch Rene Russo als die attraktive Geschäftsfrau Suzie mit Hündchen Romeo, um die beide Männer buhlen, kann diesmal nichts ausrichten. Als schlagkräftige Agentin peppte die Schauspielerin in den 90er-Jahren zwei „Lethal Weapon“-Folgen kräftig auf. In der romantischen Golf-Komödie „Tin Cup“ war sie die starke Frau zwischen Kevin Costner und Don Johnson. Regie führte damals der Sportkomödien-Spezialist Ron Shelton, der zuvor Susan Sarandon in „Annies Männer“ eine witzige Rolle verschafft hatte.

Mit „Das ist erst der Anfang!“ meldet sich Shelton nun zurück – 15 Jahre nach seiner letzen Regiearbeit, dem Actionthriller „Hollywood Cops“ mit Harrison Ford und Josh Hartnett. Doch diesmal geht die Sache leider gründlich schief. Dabei hätte Shelton den ergrauten Rivalen in dem Luxusresort mit cleverem Witz sicher ein paar Lacher abringen können. Oder besser noch, wie in früheren Komödien, seinen Power-Frauen den Vortritt überlassen. Freeman und Jones sind traurig anzuschauen, doch Sheltons weibliche Besetzung in der Villa Capri kommt noch deutlich schlechter weg. Im Zuge der Me-Too-Bewegung stoßen die doppeldeutigen Sprüche und schmierigen Anzüglichkeiten noch stärker auf. Eine undankbare Rolle fällt Jane Seymour zu. Mit platinblonder Perücke und New-Jersey-Akzent müht sich die gebürtige Britin als Mafioso-Ehefrau ab. Glenne Headly hat in dieser Komödie einen ihrer letzten Auftritte. Die US-Schauspielerin starb im vorigen Juni mit 62 Jahren, kurz nach Ende der Dreharbeiten.

Der Klamauk spielt zu allem Übel auch noch zur Weihnachtszeit, mit prügelnden Nikoläusen und einem echten Kamel, das für ein Krippenspiel am Pool herhalten muss. Zumindest stimmte das Timing, als der Film im vorigen Dezember in den USA in die Kinos kam – und nach vernichtenden Kritiken dort floppte. Nun darf sich das deutsche Publikum ein Urteil bilden.

Mit Morgan Freeman und Tommy Lee Jones treffen in „Das ist erst der Anfang!“ zwei Kinoveteranen aufeinander. Trotz Star-Aufgebot ist die Actionkomödie im Seniorenclub ohne Witz und Tempo.