Tami (Shailene Woodley) und Richard (Sam Claflin) geraten in große Gefahr. Foto: Tobis - Tobis

Anfangs schien der Himmel für Tami (Shailene Woodley) und Richard (Sam Claflin)in Baltasar Kormákurs abenteuerlichem Kinodrama „Die Farbe des Horizonts“ voller Geigen zu hängen: Sie verlieben sich ineinander, teilen die Begeisterung für Wind und Wellen und segeln los. Doch auf hoher See geraten sie in einen schweren Sturm, den sie nur unter Aufbietung aller Kräfte bewältigen können.

EsslingenAls Tami aufwacht, ist sie allein. Knietief steht das Wasser in der Kabine des Segelboots. Um sie herum knarzt, gurgelt und splittert es. Jedes noch so kleine Geräusch könnte Schlimmes bedeuten – ein Hurrikan hat Tami und ihren Verlobten mitten auf dem Pazifik erwischt. Stark beschädigt treibt das Boot nun Tausende Kilometer vom Festland entfernt. Für das Paar beginnt ein fast aussichtsloser Überlebenskampf. Mensch gegen Natur: Dieses Motiv setzt der isländische Regisseur Baltasar Kormákur nicht zum ersten Mal in Szene – nun mit dem Drama „Die Farbe des Horizonts“.

Rückblende: Tami Oldham (Shailene Woodley) ist gerade mal 24 Jahre alt, als sie auf Tahiti den etwas älteren Segler Richard Sharp (Sam Claflin) kennenlernt. Ein beeindruckender Kerl, der schon einige Abenteuer hinter sich hat. Tami hingegen treibt planlos herum, hangelt sich von Job zu Job und von Insel zu Insel. Die beiden verlieben sich und verbringen traumhafte Wochen im Südseeparadies, als plötzlich ein verlockendes Angebot winkt: Sie sollen die Luxus-Yacht eines befreundeten Ehepaares von Tahiti nach Kalifornien überführen. Kurzentschlossen wagen die beiden das Abenteuer. Auf hoher See schlägt dann der Hurrikan zu. Als Tami nach dem Sturm wieder zu sich kommt, kann sie den schwerverletzten Richard retten, der sich an einem Beiboot festgeklammert hat. Nun geht es für beide nur noch um Leben und Tod: Wie lange wird wohl die Nahrung reichen? Wie lange das Wasser? Und wohin sollen sie segeln?

Die Lage scheint so extrem, dass es beinahe schwer zu glauben ist – würde der Film nicht auf einer wahren Geschichte basieren. 1983 geriet die echte Tami Oldham mit ihrem Verlobten tatsächlich auf einer Pazifiküberfahrt in einen schweren Sturm. Bildgewaltig und mit toller Dynamik erzählt Kormákur rund 35 Jahre später ihre Geschichte. Das Meer und das Wetter sind derart gekonnt animiert, dass die Zuschauer förmlich hineingezogen werden in die Wellen und die unendlich scheinende Weite des Ozeans. Leider sind die Rückblenden auf die glücklichen Tage der beiden zu holzschnittartig geraten; hier trägt der Regisseur viel zu dick auf. Da hilft auch Richards selbstkritisches „Das war wirklich kitschig“ nichts – die Szenen sind nur schwer erträglich.

Es macht ein wenig den Eindruck, als wolle der Regisseur den Schrecken des Schiffbruchs durch diese Hochglanzbilder der Vergangenheit noch verstärken. Dabei ist das überhaupt nicht nötig – auch weil die beiden Darsteller Shailene Woodley und Sam Claflin in ihren Rollen durchaus überzeugen. Beide spielen die Verzweiflung und den Schmerz mit erstaunlicher Intensität und Überzeugungskraft. Die Spannung lässt die Zuschauer bis zum Schluss nicht los, zumal der Film mit einer erstaunlichen Wendung aufwartet. Eine Überraschung, die es auch schwer macht, zu entscheiden: Happy End oder nicht?

Ein Segler-Paar wird auf dem Pazifik von einem Hurrikan überrascht. Den Überlebenskampf der Schiffbrüchigen inszeniert Regisseur Baltasar Kormákur bildgewaltig und mit viel Gefühl.