Der Horror hört nicht auf: Ein Maskierter bringt Tree (Jessica Rothe) immer und immer wieder um. Foto: UIP Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Esslingen - Stell’ dir vor, dass deine schlimmsten Alpträume wahr werden, und der Horror will einfach nicht mehr aufhören. Immer wieder gehst du durch die Hölle, und du hast keine Ahnung, was du dagegen tun könntest. Diesem vertrackten Strickmuster, das sich in der Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ schon mal in weitaus harmloserer Weise bewährt hatte, folgt Christopher Landons neuer Horror-Thriller „Happy Deathday“. Da geht es manchmal ganz schön zur Sache, doch der Regisseur ist klug genug, nicht nur auf puren Nervenkitzel zu setzen: Seine Geschichte spielt an der Bayfield University, wo dem geneigten Kinogänger so manche Figur begegnet, wie man sie auch aus amerikanischen College-Komödien kennen könnte. Und siehe da: Der Mix aus blankem Horror und leicht verdaulicher Komödie funktioniert überraschend gut.

Leben und Sterben in der Zeitschleife

Eines Morgens erwacht die College-Studentin Tree (Jessica Rothe) nach einer wilden Geburtstags-Partynacht im Bett ihres vermeintlichen One-Night-Stands Carter (Israel Broussard) und ahnt nichts Böses. Alles ist zunächst wie immer - die nervigen Kommilitonen, der Trubel auf dem Campus, die blöden Sprüche auf dem Flur und der Büroflirt mit ihrem Professor (Charles Aitken). Tree ist es gewohnt, dass sich die ganze Welt nur um sie dreht. Sie feiert gern, genießt die Aufmerksamkeit, lässt andere spüren, wie wenig sie von ihnen hält und freut sich auf einen weiteren Tag ihres süßen Lebens - das einzig Störende ist der Ärger, der sie im Haus ihrer Studentenverbindung erwartet, wo ihr die Mitbewohnerin Lori (Ruby Modine) und Verbindungspräsidentin Danielle (Rachel Matthews) die Leviten lesen wollen. Und es kommt noch viel, viel schlimmer: Ein maskierter Unbekannter bringt Tree brutal um die Ecke ...

Doch dabei bleibt es nicht: Am nächsten Morgen wacht Tree auf, als sei nichts gewesen: Die harte Partynacht, der One-Night-Stand mit Carter, der Trubel auf dem Campus - und der maskierte Unbekannte, der sie zu später Stunde wieder umbringt. Mehr und mehr wird der Studentin klar, dass sie in einer Zeitschleife gefangen ist. Doch diese tragische Laune des Schicksals birgt auch eine Chance: Beim nächsten Mal könnte Tree versuchen, ihren Tag so zu gestalten, dass der maskierte Mörder keine Chance bekommt, sie um die Ecke zu bringen. Die Sache hat nur einen Haken: Carter ist der einzige, der ihr glaubt, dass ihr ein Unbekannter nach dem Leben trachtet. Mit wachsender Verzweiflung versucht sie, ihrem Mörder auf die Spur zu kommen und sich dabei auch ihren schlimmsten Ängsten zu stellen. Und so ganz nebenbei erkennt Tree auch, dass sie in der Vergangenheit manchmal ganz schön rücksichtslos mit anderen umgegangen ist und dass sie versuchen sollte, ein besserer Mensch zu werden, wenn sie ihrem Verfolger auf die Spur kommen und eine zweite Chance im Leben bekommen möchte.

„Ich habe starke Figuren immer schon sehr gemocht, und Trees Charakterentwicklung liebe ich besonders“, sagt Regisseur Christopher Landon. „Sie beginnt als eine unglaublich unsympathische und selbstsüchtige Person, und man hat die Freude, ihre Entwicklung hin zu jemandem zu verfolgen, den man wirklich mögen kann - das Drehbuch hat all das geschafft.“ Während sich Landon viel Zeit nimmt, Trees wundersame Wandlung nachzuzeichnen, werden die anderen Figuren mit grobem Strich skizziert. Und genau wie die Pro-tagonistin, so hat auch der Zuschauer ein Déjà-vu: Viele der Charaktere scheinen einem aus anderen Filmen - vor allem solchen, die im Uni-Milieu spielen - wohlvertraut. Dafür birgt die Geschichte immer wieder ihre Überraschungen: Auch wenn Tree jedesmal von neuem ihren schlimmsten Alptraum erlebt, findet Drehbuchautor Scott Lobdell immer wieder neue überraschende Wendungen. Selbst ganz zum Schluss, als die junge Frau der Lösung ihres Problems schon ziemlich nah gekommen zu sein scheint, fühlt man sich nie völlig sicher, denn der Horror ist immer und überall.

Eine College-Studentin, die nur an sich und ihr süßes Leben denkt, findet sich in einer Zeitschleife wieder, in der sie ein ums andere Mal ihren schlimmsten Alptraum durchleben muss. Regisseur Christopher Landons Horror-Thriller bietet zwischendurch immer wieder humorige Momente, die den Zuschauer durchschnaufen lassen.