Siebenlinge dürfen nicht einmal in Ruhe feiern: Saturday (Noomi Rapace) ist ständig in Gefahr. Foto: Splendid Film Quelle: Unbekannt

Von Jonas-Erik Schmidt

Esslingen - Es gibt unterschiedliche Wege, in die Zukunft der Menschheit zu schauen. Man kann penibel durchrechnen, was wohl auf die Menschheit zukommen wird. Ergebnis: Bis 2050 werden wohl 9,8 Milliarden Menschen auf dem Planeten leben - deutlich mehr als heute. Man kann diese Zukunft aber auch mit saftigen Spezialeffekten ausmalen: brechend volle Straßen, dauerlärmende Megastädte und Rattenfleisch als Abendbrot, weil sich zu viele Menschen um zu wenige Lebensmittel streiten. Und mittendrin die Schauspielerin Noomi Rapace in der Rolle von Siebenlingen, die gejagt werden, weil sieben Schwestern in so einer Welt sechs zu viel sind. So jedenfalls zeigt es uns Tommy Wirkolas neuer Science- Fiction-Film „What Happened To Monday?“.

Unerwünschter Nachwuchs auf Eis

Dieses Popcornkino-Spektakel entwirft das beklemmende Bild einer Welt im Jahr 2073. Wegen der völligen Überbevölkerung des Planeten hat es sich eine Regierungsbehörde zur Aufgabe gemacht, eine rigorose Ein-Kind-Politik durchzudrücken. Werden Geschwister geboren, sammeln grimmige Beamte den überzähligen Nachwuchs ein. Das vermeintlich humane Versprechen: Die Kinder werden eingefroren und wieder aufgetaut, wenn man das Bevölkerungs- und Ressourcen-Problem in den Griff bekommen hat.

Damit stellt dieser Film eine eigentlich nachdenkliche Grundfrage: Welche sozialen Auswirkungen wird das Bevölkerungswachstum haben? Doch keine Sorge: Der Regisseur bittet nicht zum politologischen Grundseminar. Er findet irgendwann eine recht eigenwillige Antwort auf das Problem Überbevölkerung: Es wird ordentlich geprügelt und geballert. Dazu passt die markante Schwedin Noomi Rapace in der Hauptrolle - wobei das ihren Job nur halb beschreibt. Rapace übernimmt gleich sieben Rollen, nämlich die sämtlicher sieben Schwestern der Settman-Familie. Denn: So simpel die Grundidee von „What Happened To Monday?“ zunächst sein mag, so kompliziert wird sie weitergesponnen. Da Dürren die Menschheit plagen, werden Pflanzen genmanipuliert, erklärt der Film. Das führe zu mehr Mehrlingsgeburten - so wie die der Siebenlinge Settman.

Siebenlinge sind unter der herrschenden Ein-Kind-Doktrin eine Art Verbrechen. Aber der Großvater (Willem Dafoe) bringt die Schwestern rechtzeitig vor den staatlichen Häschern in Sicherheit. Um nicht aufzufliegen, müssen sie sich fortan ein einziges Leben teilen. Benannt werden sie nach den englischen Wochentagen Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday und Sunday. An jedem Tag der Woche darf nur eine das Haus verlassen und in die gemeinsame Identität der Karen Settman schlüpfen. Das Modell scheitert erst, als eine von ihnen eines Tages nicht zurückkehrt.

Dass Mehrfachrollen nicht immer für Qualität stehen, weiß die Kino-Geschichte spätestens nach der fragwürdigen Komödie „Norbit“ mit Eddie Murphy. Noomi Rapace macht ihre Sache allerdings gut, auch wenn die Siebenlinge geradezu brachial mit unterschiedlichen Charakterzügen und Klamotten ausgestattet werden, um sie unterscheiden zu können: Tuesday ist die Kifferin, Friday der Nerd, Saturday gibt das Party-Girl. Der Film hebt sich dennoch angenehm ab vom üblichen Action-Kino - und das nicht nur, weil der Plot eine interessante Wendung nimmt. Als Gegenspielerin der Settmans hat man mit Glenn Close eine Idealbesetzung gefunden. Dass die es mit nahezu identisch aussehenden Protagonisten aufnehmen kann, ist bekannt: Sie hat früher auch schon die Pelzliebhaberin Cruella De Vil in „101 Dalmatiner“ erfolgreich gemimt, die es damals allerdings auf Vierbeiner abgesehen hatte.

Tommy Wirkolas Science-Fiction-Film „What Happened To Monday?“ treibt das Prinzip der Mehrfachrolle auf die Spitze. Schauspielerin Noomi Rapace schlägt sich gleich in sieben Rollen durch eine grimmige Zukunftswelt, die an Überbevölkerung leidet.