Du neben mir

Die 18-jährige Maddy (Amandla Stenberg) wünscht sich nichts sehnlicher, als mitten im Leben zu stehen. Doch ihrem Tatendrang sind enge Grenzen gesetzt, weil Maddy an einer Immunkrankheit leidet. Da jeder noch so kleine Infekt lebensbedrohlich werden kann, darf sie das Haus nicht verlassen und auch keine Gäste einladen. Lediglich ihre Mutter (Anika Noni Rose), die Haushälterin und deren Tochter sind Maddys Bezugspersonen. Als nebenan neue Nachbarn einziehen, freunden sich Maddy und der Nachbarsjunge Olly (Nick Robinson) an, doch der Kontakt muss sich auf schriftliche Botschaften und Telefonate beschränken. Anfangs sind die beiden zufrieden damit, doch irgendwann spüren sie, dass ihnen eine virtuelle Fernbeziehung nicht mehr genügt. Trotz aller Warnungen und Verbote von Maddys Mutter wollen sie einander unbedingt persönlich treffen ... „Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt“ heißt in der deutschen Übersetzung ein Roman von Nicola Yoon, den die Regisseurin Stella Meghie und ihr Drehbuchautor J. Mills Godloe fürs Kino adaptiert haben. Genau wie der Film den Buchtitel nur in Teilen wiedergibt, spielt er auch die dramaturgischen Möglichkeiten der Geschichte nur ansatzweise aus. Vieles, was die Buchvorlage auszeichnet, bleibt auf der Leinwand nur in Ansätzen erhalten. So bleibt es Amandla Stenberg und Nick Robinson vorbehalten, eine Verfilmung von überschaubarer Qualität vor dem Absturz zu bewahren.

Life, animated

Owen ist drei Jahre alt, als er aufhört zu sprechen. Eben noch war er ein aufgeweckter Junge - nun zieht er sich in seine eigene Welt zurück. Die Eltern sind ratlos - schließlich bekommen sie die Diagnose: Autismus. Das Einzige, worauf Owen noch reagiert, sind Disney-Trickfilme. Eines Tages spielen Owen und sein Vater mit einer Handpuppe von Jago, dem großmäuligen Papagei aus dem Trickfilm „Aladdin“. Owen antwortet Jago mit Dialogen aus Disney-Filmen. Regisseur Roger Ross Williams’ Dokumentarfilm stellt klassische Disney-Szenen neben Momente aus Owens Leben und zeigt, wie der Junge mit Hilfe von Figuren wie Simba, Jafar und Arielle lernt, seine eigenen Gefühle zu begreifen und die Realität zu interpretieren. Und in liebevollen Animationen von Owens ausgedachten Geschichten erhalten die Zuschauer Gelegenheit, in die Gedankenwelt des Jungen einzutauchen. „In meinen Filmen setze ich mich immer für Außenseiter ein - das macht das Filmemachen zu einem spannenden Abenteuer“, sagt Roger Ross Williams. „Owens Weltsicht ist deshalb so außergewöhnlich, weil er sich von den sozialen Richtlinien und Umgangsformen unserer Welt in keiner Weise einschränken lässt - und die sind nun einmal vorwiegend dazu da, uns daran zu hindern, jedem emotionalen Impuls nachzugeben und spontan zu reagieren. Deshalb erlebe ich Owen als sehr erfrischend.“

Rosemari

Unn Tove (Tuva Novotny) hätte sich ihre Hochzeit anders vorgestellt: Während sie mit ihren Gästen unbeschwert feiert, bekommt eine unbekannte Frau auf der Toilette ein Baby und lässt es einfach zurück. Unn Tove findet das Neugeborene, informiert die Behörden und hört lange nichts mehr von dem Findelkind. 16 Jahre später meldet sich Rosemari (Ruby Dagnall), das Baby von einst, bei ihr, weil sie hofft, Unn Tove könnte ihre Mutter sein. Die ist längst wieder geschieden und arbeitet inzwischen als Journalistin bei einem Lokalsender. Anfangs erhofft sie sich von Rosemari nur eine spannende Geschichte und etwas Abwechslung in ihrem tristen Leben, doch dann beschließt sie, der jungen Frau bei der Suche nach ihrer leiblichen Mutter zu helfen. Die Suche wird für beide zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle, die sie mit der Zeit nicht nur der Wahrheit, sondern auch den Irrungen und Wirrungen ihres eigenen Lebens näher bringt. Sensibel, ruhig und ganz in der Tradition des skandinavischen Arthouse-Kinos erzählt die Regisseurin und Drehbuchautorin Sara Johnsen in ihrem neuen Film die emotionale Geschichte zweier ganz unterschiedlicher Frauen, die das Schicksal unverhofft zusammenbringt und die lernen, ihr jeweiliges Leben mit anderen Augen zu sehen. gw