Die Neugier ist größer als die Furcht, als sich der Yeti Migo und der Videofilmer Percy über den Weg laufen. Foto: Warner Bros. - Warner Bros.

Manche Menschen fürchten sich vor Yetis, aus wenn die Existenz dieser zotteligen Schneeungeheuer höchst umstritten ist. Nun dreht der Trickfilmer Karey Kirkpatrick in seinem originellen Animationsfilm „Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer“ den Spieß um und erzählt eine Geschichte, in der sich Yetis mindestens ebenso sehr vor den Menschen fürchten.

EsslingenSie hausen angeblich hoch droben in den Bergen, und nur die wenigsten behaupten ernsthaft, dass ihnen jemals einer begegnet ist. Trotzdem kursieren unzählige Geschichten von Yetis. Der Wahrheitsgehalt solcher Legenden ist umstritten – die meisten glauben nicht einmal, dass solche Fabelwesen existieren. Trotzdem bleibt ein Fünkchen Angst, dass es Yetis geben könnte, schließlich will keiner diesen Furcht einflößenden zotteligen Gesellen begegnen. Wie Yetis über unsereinen denken, ist nicht überliefert. In seinem Animationsfilm „Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer“ versucht sich Karey Kirkpatrick an einer Antwort. Die fällt überraschend aus, weil er die Perspektive einfach umdreht und einen jungen Yeti in den Mittelpunkt stellt.

Migo (gesprochen von Kostja Ullmann) ist ein netter Kerl, der keinem etwas zuleide tun kann. Und vor Menschen fürchtet er sich mindestens ebenso sehr, wie die sich vor den Yetis gruseln. Doch zum Glück haben ihm die Älteren in seinem Dorf beigebracht, dass es Menschen, die so genannten „Smallfoots“, gar nicht gibt. Drum ist er umso verblüffter, als einer dieser „Kleinfüßigen“ an einem Fallschirm über Migos Dorf vom Himmel segelt. Migo berichtet den anderen von der unheimlichen Begegnung, doch weder sein Vater noch der Dorfälteste mögen ihm glauben. Denn unter seinesgleichen wird die Existenz von Menschen hartnäckig geleugnet – und falls es sie geben sollte, gilt es unter allen Umständen jeglichen Kontakt zu vermeiden.

Was keiner ahnt: Eine Handvoll zweifelnder Zottelwesen um Migos Freundin Meechee (deutsche Stimme: Aylin Tezel) glaubt an die Existenz der sagenumwobenen „Smallfoots“. Heimlich, still und leise sammeln sie Beweise für die Existenz von Menschen – zum Beispiel eine zufällig gefundene Klopapierrolle, die als heilige Schriftrolle verehrt wird. Als Migo den Zweiflern von seiner Beobachtung berichtet, sind sie elektrisiert und machen sich mit ihm auf die Suche. In einem unachtsamen Moment purzelt Migo den Berg hinunter und landet im Menschen-Dorf, wo ihm der Youtuber Percy begegnet. Der fürchtet sich vor den Yetis mindestens ebenso sehr wie sie sich vor ihm. Doch weil er eine tolle Story wittert und Migo eigentlich ganz nett findet, unterdrückt Percy seine Angst vor dem Zottelwesen und folgt Migo in dessen Dorf. Dort will Migo allen beweisen, dass er die Wahrheit gesagt hat. Doch die Dorfoberen sind alles andere als begeistert, schließlich gibt es ein Geheimnis aus grauer Vorzeit, das nicht ans Licht gelangen darf, weil sonst all die Vorurteile zwischen Mensch und Yeti ins Wanken geraten könnten.

Es ist das Privileg von Trickfilmern, Monstergeschichten gegen den Strich bürsten zu dürfen. Das tun Karey Kirckpatrick und seine Crew in „Smallfoot“: Mit augenzwinkerndem Witz nehmen sie die oft absurden Vorurteile gegenüber dem Fremden aufs Korn, indem sie sie kurzerhand umdrehen. Daraus erwachsen immer wieder wortwitzige und situationskomische Momente. Und plötzlich zeigt sich, wie absurd die diffuse Angst vor dem Fremden ist. Die Filmemacher gehen freilich noch weiter und entlarven diejenigen, die hinter all den Vorurteilen stecken und die sie bewusst schüren, weil sie sich einen Vorteil versprechen. Plötzlich zeigt eine Geschichte, die fantasievoll, temporeich, kunterbunt und klangvoll erzählt wird, unverhoffte Anspielungen an manches, was uns heute begegnet. Und die Moral von der Geschicht’: Fürchte Dich vor dem Fremden nicht, weil das Leben oft viel angenehmer ist, wenn man nicht gegen-, sondern miteinander arbeitet.

Menschen haben vor Monstern Angst. Aber wie wäre es, wenn sich die Monster auch vor Menschen fürchten? Der Animationsfilmer Karey Kirkpatrick und seine Crew geben in ihrem neuen Trickfilm „Smallfoot“ eine verblüffende Antwort.