Von Alexander Maier

Esslingen - Auch wenn man so etwas im Weißen Haus nicht hören mag, ist so ziemlich allen klar, dass die Menschheit über ihre Verhältnisse lebt. Die Sorge um die Zukunft unserer Erde treibt auch so manchen Filmemacher um. Meist werden düstere Katastrophenszenarien entworfen. Regisseur Alexander Payne hat für seinen neuen Film „Downsizing“ einen anderen Ansatz gewählt: Wenn unsere Ressourcen nicht größer werden, dann müssen eben diejenigen, die sie verbrauchen, kleiner werden. Die Kinowerbung nennt Paynes neuen Film eine Komödie, doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn „Downsizing“ konfrontiert uns durchaus auch mit nachdenkenswerten Fragen, wie unsere Zukunft aussehen könnte.

Paul (Matt Damon) und seine Frau Audrey (Kristen Wiig) wünschen sich ein Leben in Wohlstand, doch mit seinem spärlichen Gehalt als Ergotherapeut wird sich größeren Luxus wohl niemals finanzieren lassen. Als sie bei einem Klassentreffen ihrem alten Schulfreund Dave (Jason Sudeikis) begegnen, keimt plötzlich Hoffnung auf: Dave und seine Frau Carol haben sich vor Jahren auf zwölf Zentimeter Größe schrumpfen lassen und leben seither in schierem Luxus. Vor vielen Jahren hatte Paul schon mal gehört, dass der norwegische Wissenschaftler Jorgen Asbjørnsen (Rolf Lassgård) und sein Team ein Verfahren entwickelt haben, das Menschen auf Zwergengröße schrumpfen lässt und so das Problem der Überbevölkerung lösen soll. Nun erscheint ihm das, was er als Hirngespinst empfunden und längst wieder vergessen hatte, wie die perfekte Lösung seiner ganz persönlichen Probleme. Denn Dave und Carol leben nun in Saus und Braus in einer Miniaturwelt namens Leisureland, in der verschwenderischer Luxus zum Prinzip gehört.

Wenn große Träume klein werden

Weil das, was ihnen Dave und Carol erzählen, gar zu verlockend ist, beschließen Paul und Audrey, sich selbst ein Bild von Leisureland zu machen. Was sie in dieser scheinbar so perfekten Miniaturwelt erleben, übertrifft all ihre Erwartungen. Denn in Leisureland sind ihre Ersparnisse stolze 12,5 Millionen Dollar wert, und damit bleiben keine Wünsche offen. Nur einen Haken hat die Sache: Wer sich jemals hat schrumpfen lassen, kann den Prozess nicht mehr rückgängig machen. Trotzdem willigen Paul und Audrey ein. Doch die Sache nimmt eine andere Wendung, als sie gehofft hatten, und Paul findet sich nach einiger Zeit geschieden und einsam in einer schmucklosen Wohnung wieder und nicht in der erhofften Traumvilla. Sein Nachbar Dusan (Christoph Waltz) rät ihm: „Geh raus und öffne deine Augen. Die Welt steckt voller Dinge, die es wert sind, gesehen zu werden.“ Durch Dusan und dessen Geschäftspartner Konrad (Udo Kier) lernt er schließlich die vietnamesische Dissidentin Ngoc Lan Tran (Hong Chau) kennen, die gegen ihren Willen geschrumpft worden war, weil ihre Regierung sie loswerden wollte, und die Paul die Schattenseiten von Leisureland nahebringt, allerdings auch zeigt, was wahre Liebe ist.

„Ich habe noch nie ein Drehbuch wie dieses gelesen“, sagt Produzent Mark Johnson. „Ich hatte erwartet, dass es witzig sein würde. Und während es ein gewisses Maß an Absurdität gibt, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass es mich emotional so sehr berühren würde. Es ist ein toller Vorstoß in Richtung Drama und Komödie, und gleichzeitig wird eine Liebesgeschichte erzählt, alles ist ineinander verwoben. Das Schöne an diesem Film ist, dass er sich nicht in ein oder zwei Sätzen zusammenfassen lässt.“ Tatsächlich konzentriert sich „Downsizing“ nicht nur auf die Geschichte von Paul und Audrey, sondern greift noch nach dem einen oder anderen weiteren Handlungsstrang. Manches in diesem Film ist witzig - wenn etwa die geschrumpften Menschlein vom lebensgroßen Personal mit einem Pfannenwender aufgenommen werden. Manches ist aber auch beklemmend - vor allem dann, wenn der Film die weniger schönen Folgen des Downsizings zeigt und uns mit dem Gedanken konfrontiert, dass man lieber zweimal hinschauen sollte, wenn allzu verlockende Visionen winken.

Um der Überbevölkerung Herr zu werden, lässt man in Alexander Paynes neuem Film Menschen auf Miniaturformat schrumpfen und verspricht ihnen grenzenlosen Luxus. Doch die Sache hat ihre Haken, wie dieser Film in einer Mischung aus Scherz, Satire, Ironie und tieferer Bedeutung zeigt.