Gemeinsam machen sich Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen) und Cory Lambert (Jeremy Renner) auf die Suche nach dem Mörder von Natalie. Foto: Wild Bunch - Wild Bunch

Das Leben geht seinen ganz eigenen Gang im Mittleren Westen der USA. So ist das auch in Taylor Sheridans neuem Kino-Thriller „Wind River“, mit dem der erfolgreiche Drehbuchautor sein Regiedebüt feiert. Dass er sein erzählerisches Handwerk versteht, hat Sheridan mit Filmen wie „Sicario“ und „Hell or High Water“ bewiesen. Diesmal hat er sein eigenes Drehbuch der Einfachheit halber selbst verfilmt.

Esslingen - Das Leben geht seinen ganz eigenen Gang im Mittleren Westen der USA. Die Menschen ticken anders als ihre Landsleute an der Ost- und Westküste, Fremde werden argwöhnisch beäugt – vor allem dann, wenn sie den Einheimischen ins Handwerk zu pfuschen drohen. So ist das auch in Taylor Sheridans neuem Kino-Thriller „Wind River“, mit dem der erfolgreiche Drehbuchautor sein Regiedebüt feiert. Dass er sein erzählerisches Handwerk versteht, hat Sheridan mit Filmen wie „Sicario“ und „Hell or High Water“ bewiesen. Diesmal hat er sein eigenes Drehbuch der Einfachheit halber selbst verfilmt.

Eigentlich wollte Cory Lambert (Jeremy Renner) in der eisigen Einsamkeit am Rande des Indianer-Reservats „Wind River“ Berglöwen jagen, die Rinder gerissen hatten, doch dann entdeckt er im Schnee die Leiche der 18-jährigen Natalie (Kelsey Asbille). Weil sie barfuß und fernab der nächsten Ortschaft gefunden wurde, gibt ihr gewaltsamer Tod Rätsel auf. Der Anblick der Toten ist für Cory nur schwer zu ertragen, schließlich war seine eigene Tochter unter ähnlichen Umständen ums Leben gekommen. Weil die örtliche Polizei mit dem Fall heillos überfordert ist, wird die FBI-Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen) zur Verstärkung dorthin abkommandiert, doch der jungen Frau fehlt es an Erfahrung, und sie kennt sich mit den ganz speziellen Regeln des Reservats überhaupt nicht aus. Deshalb heuert sie Cory an, der ihr helfen soll, die Spur des Täters aufzunehmen. Der sagt sofort zu, weil er die Chance sieht, endlich auch den Mörder seiner Tochter ausfindig zu machen. Doch je näher er und Jane dem Täter zu kommen scheinen, desto klarer wird ihnen, dass sie es mit einem Gegenspieler zu tun haben, der mit allen Wassern gewaschen ist – und dem jedes Mittel recht ist, um seine Haut zu retten und der Verhaftung zu entgehen. Denn im Indianerreservat gelten eigene Gesetze.

„Als ich mit der Arbeit an meinem ersten Film als Regisseur begann, betrachtete ich ihn als Abschluss einer thematischen Trilogie, die sich mit der modernen amerikanischen Frontier, dem Grenzgebiet, auseinandersetzt. Sie beginnt mit der Epidemie der Gewalt an der Grenze zwischen den USA und Mexiko in ‚Sicario’, dann richtet sich der Fokus auf die massive Schere zwischen Reichtum und Armut in West-Texas in ‚Hell or High Water’. Das letzte Kapitel ist nun ‚Wind River’ – die Katharsis“, sagt Taylor Sheridan. „Dieser Film blickt auf das wohl greifbarste Überbleibsel der amerikanischen Frontier und zugleich Amerikas größtes Versagen: die Indianerreservate. Auf der persönlichsten Ebene ist es eine Studie, wie ein Mann nach einer Tragödie weitermacht, ohne sie jemals verarbeitet zu haben, ohne einen Abschluss gefunden zu haben. Auf der allgemeinsten Ebene ist es eine Studie, was man angerichtet hat, Menschen zu zwingen, auf Land zu leben, wo niemals Menschen leben sollten.“

Taylor Sheridans Regiedebüt bezieht seinen ungewöhnlichen Reiz nicht etwa aus einer besonders komplex durchkomponierten Story. Die Geschichte wird gradlinig erzählt und aufs Wesentlichste reduziert. Und der Zuschauer spürt, dass es unter der Oberfläche brodelt und dass es jederzeit zum Knall kommen kann, wenn die junge FBI-Ermittlerin aus der Großstadt mit den Machos aus der Provinz konfrontiert wird. Die passende Kulisse liefert die raue Winterlandschaft von Wyoming, die von Warren Ellis’ und Nick Caves düsterem Soundtrack unterstrichen wird.

Der Mord an einer jungen Frauen in der winterlichen Einöde von Wyoming reißt alte Wunden auf. Taylor Sheridans Regiedebüt verzichtet auf jeglichen Schnickschnack und ist derart unterkühlt inszeniert, dass man die Kälte zu spüren glaubt.