Neil Armstrong (Ryan Gosling) geht ein hohes Risiko ein. Foto: Universal Pictures - Universal Pictures

Mit dem Filmmusical „La La Land“ hat der junge Regisseur Damien Chazelle große Erfolge gefeiert. In seinem neuen Kinodrama „Aufbruch zum Mond“ erzählt er die Geschichte der Apollo-11-Mission und des ersten Menschen, der seinen Fuß auf den Mond setzte.

EsslingenMit seinem Jazzfilm „Whiplash“ und mit dem Film-Musical „La La Land“ stieg der junge Regisseur Damien Chazelle innerhalb weniger Jahre zum Superstar in Hollywood auf. Beide Filme begeisterten Millionen Zuschauer weltweit und gewannen zahlreiche Preise. So ein Erfolg lässt sich nicht beliebig wiederholen – und doch könnte Chazelle auch mit seinem neuen Film auf Oscar-Kurs gehen: „Aufbruch zum Mond“ zählt bereits zu den heißen Favoriten für die Nominierungen. Erneut arbeitete Chazelle mit Ryan Gosling zusammen, der diesmal den Weltraumpionier Neil Armstrong spielt. „Aufbruch zum Mond“ erzählt von den immensen Anstrengungen, die dieses Vorhaben für ihn und sein Team mit sich brachte. Im Mittelpunkt steht Armstrong, der im Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat: wie er seine Tochter verlor, sich in die Arbeit stürzte und welche Folgen das Weltraumabenteuer für seine Ehe hatte.

Ryan Gosling zeigt Armstrong als wortkargen, introvertierten Abenteurer, der sich stoisch seinen Herausforderungen stellt und den Gefahren nicht ausweicht. „Das Laufen auf dem Mond ist der einfache Teil“, sagt er einmal. Schließlich müssen alle technischen Finessen erst noch entwickelt und optimiert werden, vom Antriebssystem bis zum Mondfahrzeug. „Aufbruch zum Mond“ wird zu einer faszinierenden Verneigung vor der Leistung aller Beteiligten. Chazelle nimmt das Publikum quasi mit in die Kapsel einer Rakete, wo die Astronauten eingepfercht auf ihren Start warten – und er lässt die Leinwand förmlich beben, genauso wie die Raketen damals durchs All geschossen sein müssen. Die Raumfahrer werden beim Start wild hin- und hergeschleudert und in der Kapsel dröhnt und quietscht es, als würde sie wie eine Blechbüchse jeden Moment auseinanderplatzen. Aus heutiger Sicht mag das lebensmüde wirken, macht aber gleichzeitig auch eindrucksvoll die Gefahren und Verdienste deutlich.

Chazelles zweite große Leistung ist, dass er die Person hinter der Legende zeigt. In enger Zusammenarbeit mit Armstrongs Familie porträtiert er einen gebrochenen Familienvater, der nach dem Tod seiner Tochter erst in die Arbeit und dann möglichst weit weg flieht (und fliegt). Nicht nur Gosling ist hier sehenswert, auch Claire Foy als seine Ehefrau. In nur wenigen Szenen verleiht die Britin ihrer Rolle emotionale Tiefe und zeigt, wie hilflos und zugleich stark diese Frau im Hintergrund war, die sich trotz der Sorge um ihren Mann um die zwei anderen Kinder kümmerte. „Ihr seid ein Haufen Jungs“, schreit sie die Forscher verzweifelt an. „Ihr habt nichts unter Kontrolle!“

Chazelle bettet den Wettlauf zum Mond in einen gesellschaftlichen Kontext ein. Ein Klagelied eines Afro-Amerikaners reicht, um die Absurdität der Situation zu verdeutlichen: Während Schwarze in den USA um grundlegendste Rechte kämpfen und viele Menschen unter Armut leiden, werden unzählige Millionen Dollar für das Prestigeprojekt im Kalten Krieg ausgegeben. Ganz andere Kritik hingegen sorgte vor Kurzem für Schlagzeilen. Chazelle bläht die Geschichte nicht zum patriotischen Heldenwerk auf, sondern inszeniert die Mondlandung als sehr persönlichen, stillen Moment für Armstrong. Deswegen wird bei ihm keine US-Fahne effektvoll in den Boden gerammt. Das gefiel vielen Amerikanern nicht, darunter Präsident Trump. Der verkündete, er wolle den Film nicht sehen. Dem Film aber tut genau diese Darstellung gut: Er würdigt die Mondlandung als Meilenstein für die Menschen, unabhängig von der Nationalität.

Schon mit „La La Land“ feierten Regisseur Damien Chazelle und Schauspieler Ryan Gosling große Erfolge. Nun arbeiteten sie wieder zusammen: „Aufbruch zum Mond“ erzählt von Neil Armstrong, dem ersten Mann auf dem Mond.