Wachtmeister Grimm (Erich Vock, rechts) hat mit Papa Moll (Stefan Kurt) ein Hühnchen zu rupfen. Quelle: Unbekannt

Manuel Flurin Hendry hat den Comic-Helden Papa Moll fürs Kino neu entdeckt. Die Filmemacher wollten den Geist der vertrauten Bildergeschichten in unsere Zeit holen.

KinoManche machen schon als Kind im Kino Karriere – andere müssen sich bis ins Rentenalter gedulden, ehe sie endlich auf die Leinwand dürfen. Papa Moll gehört zu Letzteren. Der ebenso liebenswerte wie tollpatschige Comic-Star mit Bäuchlein und Glatze durfte schon in den frühen 50er-Jahren von einem Fettnäpfchen ins nächste tappen, und er ist bis heute eine Kultfigur geblieben. Nun darf er auch die Kinos unsicher machen – mit Manuel Flurin Hendrys Film „Papa Moll und die Entführung des fliegenden Hundes“.

Gleich zu Beginn macht der Erzähler klar, wo es in diesem bonbonbunten Streifen langgeht: „Hier im schönen Murmlikon lebt Papa Moll seit Jahren schon. Noch ist hier alles ruhig und still – ob das wohl heut’ so bleiben will?“ Natürlich bleibt es nicht so, denn so sehr sich Moll (Stefan Kurt) auch müht, es allen immer recht zu machen – Pleiten, Pech und Pannen sind seine ständigen Begleiter: Als Mama Moll (Isabela Schmid) verreist, wollen die Kinder Evi (Luna Paiano), Fritz (Maxwell Mare) und Willy (Yven Hess) mit ihrem Papa in den Zirkus, der den fliegenden Hund Katovl Hundini zeigt – eine Weltsensation. Moll wird jedoch von seinem Chef Herrn Stuss (Martin Rapold) zu einer Extraschicht in der Schokoladenfabrik verdonnert. Und als er Stuss erzählt, dass er mit seinen Kindern in den Zirkus will, drückt der ihm auch noch seine eigenen Kinder Jackie (Lou Vogel) und Johnny (Livius Müller Drossaart) aufs Auge, die Molls Nachwuchs ständig piesacken. So nimmt das Chaos seinen Lauf: Evi und ihre Geschwister zoffen sich mit den Stuss-Gören, dann befreien sie Katovl aus den Fängen des bösen Zirkusdompteurs Rasputin, versetzen damit die halbe Stadt in Aufruhr, und als Fritz die Faxen dicke hat und auswandern will, landen seine Geschwister und Papa Moll hinter Gittern. Mit anderen Worten: Erst mal herrscht Chaos, doch wie immer endet die Katastrophe halbwegs versöhnlich ...

Es ist nicht leicht, einen Comic-Klassiker mehr als 60 Jahre nach seinem Erscheinen auf die Leinwand zu bringen: Jeder hat sich sein eigenes Bild von Papa Moll gemacht, und in der Erinnerung verklärt sich vieles. Zwölf Jahre lang haben die Produzenten Lukas Hobi und Reto Schaerli an diesem Projekt gearbeitet, das sie schließlich mit Regisseur Manuel Flurin Hendry und den Autoren Matthias Pacht und Jann Preuss realisierten. „Die große Herausforderung lag darin, das Universum der Moll-Comics glaubwürdig in eine Realverfilmung zu übertragen“, sagt Schaerli. Und Hendry ergänzt: „Die ersten Entwürfe spielten noch in der Gegenwart, aber da hat uns die Magie gefehlt. Eine der grundlegenden Entscheidungen war dann, den Film in einer zeitlosen Welt spielen zu lassen, die an die 50er-Jahre erinnert, als die Sitten noch biederer, die Autoritäten noch zwingender und die sozialen Konventionen strenger waren. Diese Welt wollten wir liebevoll aufs Korn nehmen, aber auch eine Brücke von dort in die Gegenwart schlagen.“

Die Filmemacher haben eine Retro-Fantasiewelt mit Elementen aus den 50-ern und anderen Epochen konstruiert. Mit großem Aufwand wurden der vertraute Comic-Look in eine Realverfilmung übertragen und der Geist der netten Episödchen auf abendfüllendes Format getrimmt. Vieles wurde ins Slapstickhafte überdreht – dass einer wie Papa Moll angesichts heutiger Sehgewohnheiten ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint, ist Teil des Konzepts. Das mag nicht jedermanns Sache sein, doch Stefan Kurt, der einen wunderbar authentischen Moll mimt, geht genau wie das ganze Ensemble ganz und gar in dieser plüschigen Welt auf, die manchem näherliegen mag als die weniger schöne neue Welt von heute. Allerdings hätte ein selbstironisches Augenzwinkern manchmal gutgetan.