Foto: MFA Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

Esslingen - Wir stehen im Supermarkt am Kühlregal und fragen uns oft nicht mal mehr, wie ein Liter Milch billiger sein kann als ein Liter Mineralwasser. Nur wenn Milchbauern auf die Straße gehen, um gegen Dumpingpreise zu demonstrieren, werden wir daran erinnert, dass sich die Wertschätzung für landwirtschaftliche Produkte auch in den Erzeugerpreisen niederschlagen sollte. Der österreichische Regisseur Robert Schabus wollte es genauer wissen. Was er in aufwendigen Recherchen erfahren hat, zeigt er in seinem Dokumentarfilm „Bauer unser“, der bei MFA auf DVD erschienen ist - und der interessante Einblicke in die europäische Agrarwirtschaft bietet.

Rund 55 000 Milchviehbetriebe mussten in den vergangenen 20 Jahren allein in Österreich aufgeben - längst gehorcht das Geschäft nicht nur in unserem Nachbarland eigenen Regeln. „Da geht es um ein Milliardengeschäft. Da denkt keiner an den kleinen Bauern im Dorf. Es geht um das Big Business“, konstatiert der Europaabgeordnete Martin Häusling. Mancher mag das für den Lauf der Welt halten. Doch für die Landwirte, die Robert Schabus befragt hat, steht fest, dass die Maxime „schneller, produktiver und immer billiger“, der die Agrarwirtschaft oft folgt, auf lange Sicht nicht durchzusetzen ist. Schabus will andere Wege aufzeigen, lokale Produzenten wieder stärker in den Fokus zu rücken und die Konsumenten dazu ermuntern, bewusst auf heimische Produkte zu setzen, auch wenn sie ein paar Cent mehr kosten als Produkte aus anonymen Großbetrieben. Was das heißt, zeigt er anhand einiger Beispiele. Da ist etwa der Gemüsebauer und Rinderzüchter Simon Vetter, der stolz ist, Bauer zu sein, und der bewusst die Nähe zu seinen Kunden sucht. Oder die Bio-Schafzüchterin Maria Vogt, die ihre Schafe noch selbst melkt und sich freut: „Hey, es geht ja auch ganz anders.“ Jeder von ihnen leistet einen Beitrag zu einer Landwirtschaft, die nicht nur wirtschaftlichen Interessen gehorcht, sondern dafür sorgt, dass Bauern und Verbraucher zufrieden sein können.