Erst wollte Pettersson (Stefan Kurt) seinen Kater Findus loswerden, nun vermisst er ihn. Trost findet er bei seiner Nachbarin Beda (Marianne Sägebrecht). Foto: Wild Bunch - Wild Bunch

Die beiden sind das Traumpaar der Kinderbuch-Szene: Ob in Buchform, als Marionettentheaterstück oder Hörspiel – die Geschichten vom alten Sonderling Petterson und seinem pfiffigen Kater Findus haben viele Freunde gefunden. Zweimal waren Pettersson und Findus bereits im Kino zu sehen – nun bringt Regisseur Ali Samadi Ahadi mit „Findus zieht um“ den dritten Teil seiner Film-Trilogie in die Kinos.

EsslingenKein Zweifel: Der kleine Kater Findus wird langsam groß. Das zeigen nicht nur die Bleistiftmarkierungen seines alten Freundes Pettersson am Türrahmen. Auch sein Bett wird ihm zu klein. Dafür hopst Findus nun zu jeder Tages- und Nachtzeit auf seiner neuen Matratze herum. Denn: „Große Kater müssen gefährliche Sachen machen. Sonst können sie ja gar nicht zeigen, dass sie groß sind“, wie das getigerte Wesen in den grünen Hosen seinem so genervten wie besorgten Herrn erklärt. Kurzum, es ist wie im wahren Leben, wenn Kinder erwachsen werden und eigene Wege gehen wollen. Und die Erwachsenen nicht loslassen können.

Diesen Themen widmet sich der dritte Familienfilm des mit Liebe zum Detail gestalteten „Pettersson und Findus“-Dreiteilers nach den Kinderbuch-Weltbestsellern von Sven Nordqvist. Unter dem Titel „Findus zieht um“ greift er auf die Geschichten „Pettersson zeltet“ und „Findus zieht um“ zurück. Die schwedische Erzählreihe, die 1984 begonnen und inzwischen beendet wurde, ist seither in 29 Sprachen übersetzt worden – ein Klassiker mehrerer Generationen. Und weil die Pettersson-und-Findus-Begeisterung keine Grenzen kennt, sind auch jede Menge CDs, Kassetten und PC-Spiele, Puppen- und Marionettentheater-Inszenierungen und eine Zeichentrickserie daraus entstanden. Populär waren in Deutschland auch die teilanimierten Filme „Kleiner Quälgeist, große Freundschaft“ und „Das schönste Weihnachten überhaupt“. Sie wurden von 1,3 Millionen Menschen gesehen.

Schon da führte der preisgekrönte Ali Samadi Ahadi Regie. Und auch die Stars Stefan Kurt als Pettersson (nach Ulrich Noethen im ersten Teil), Marianne Sägebrecht und Max Herbrechter gehören zur Stammbesetzung – genau wie Samadis Tochter Roxana, die dem umtriebigen Kater ihre zarte Stimme leiht. Die animierten, im Untergrund rockig musizierenden Mucklas, dazu reale Tiere wie die zickigen sprechenden weißen Hennen mit ihren Küken sind gleichfalls längst vertraut. Anders als im Teil zuvor ist bei „Findus zieht um“ allerdings das Wetter. Nach dem vielen Schnee, den man von früher gewohnt war, herrscht nun Sommer in den Kulissen rund um Petterssons rotes Holzhaus draußen auf dem Land. Überall grünt und blüht es in typischer Kinderbuchästhetik – eine gute Zeit, um zum Beispiel im Fjällsee Barsche zu angeln.

Mit welchen Hürden und Umwegen kleine Katzen selbstständig werden, erzählt Ali Samadi Ahadis Film anhand einer Fülle harmlos-skurriler Episoden. Dazu gehört, dass Pettersson dem Streben Findus’ nach Unabhängigkeit nachgibt und ihm ein altes Klohäuschen als gemütliches eigenes Domizil zur Verfügung stellt. Dort gruselt sich der Kater allerdings nachts bei Sturm ganz außerordentlich – was er aber niemals zugeben würde. Stattdessen findet er unter Vorwänden erst einmal den Weg zurück ins Bett bei Pettersson. Und klopft Sprüche wie „Immer muss ich machen, was du willst. Ich will jetzt auch mal bestimmen.“

Der Mann mit dem gelben Hut und der Bastelleidenschaft kann die Alleingänge seines geliebten Haustiers indes nur schwer verkraften und verdrückt heimliche Tränen. Hilfreich wirkt hier ein Rat seiner Nachbarin Beda (Marianne Sägebrecht). „Ich hab’ dir doch gesagt, wenn die Kleinen groß werden, ändern sich die Dinge“, meint die gemütliche Frau, die freilich die Gunst der Stunde gerne nutzt: Mit ihren berühmten Pfannekuchen versucht sie, den Single Pettersson zu umgarnen. Natürlich hat ein Film wie dieser auch seine Moral: Am Ende geht allen Beteiligten ein Licht auf. Zumal Findus immer wieder Angst vor seiner eigenen Courage bekommt – so wird ihm klar, wie sehr er nach wie vor an dem alten Mann hängt. Der erklärt ihm nun zu seiner großen Erleichterung, dass man auch als Erwachsener mit Freunden und Familie eng verbunden bleiben darf. Und sogar mal deren Rat annehmen kann. Solchen lebensklugen Einsichten stimmen dann selbst die unterirdischen Mucklas zu – und feiern sie in der kunterbunten Natur mit einem gut besuchten Open-Air-Konzert.

„Findus zieht um“ ist der letzte Teil der „Pettersson und Findus“-Familienfilm-Trilogie von Ali Samadi Ahadi. Bewährt liebenswert geht es diesmal um Erwachsenwerden, Abnabelung und Loslassen-Können. Dabei zieht Kater Findus in ein Klohäuschen ganz für sich allein.