Halley (Bria Vinaite) und ihre Tochter Moonee (Brooklynn Prince) Foto: Prokino - Prokino

Die sechsjährige Moonee und ihre junge Mutter Halley wohnen in einem Motel im sonnigen Florida gleich neben Disneyworld. Sie gehören zur amerikanischen Unterschicht und leben in verwahrlosten Siedlungen und schäbigen Billig-Motels. Vor dieser trostlosen Fassade spielt sich Moonees kunterbuntes Leben ab, das Sean Baker in seinem Kinodrama „The Florida Project“ zeigt.

EsslingenDie sechsjährige Moonee und ihre junge Mutter Halley wohnen im „Magic Castle“, einem Motel im sonnigen Florida gleich neben Disneyworld. Doch ihr Alltag ist von der Glitzerwelt des „magischen Königreiches“ meilenweit entfernt. Sie gehören zur amerikanischen Unterschicht und leben in verwahrlosten Siedlungen und schäbigen Billig-Motels. Vor dieser trostlosen Fassade spielt sich Moonees kunterbuntes Leben ab, das Sean Baker in seinem Kinodrama „The Florida Project“ zeigt. Der Regisseur hatte nur ein kleines Budget, die meisten seiner Darsteller sind Laien. Nur eine Rolle wurde mit einem bekannten Schauspieler besetzt: Willem Dafoe spielt den Motel-Hausmeister Bobby, der mit endloser Geduld das vergammelte Gebäude in Schuss hält und sich mit väterlicher Fürsorge um die Bewohner kümmert.

Baker ist ein anrührendes und zugleich erschütterndes Porträt einer vergessenen Randgruppe gelungen. Die Streiche der laut-dreisten Moonee, die ständig Unfug treibt, bringen mitunter zum Lachen. Sie selbst begreift das Elend um sie herum noch nicht. Doch die Zuschauer sehen die Aussichtslosigkeit und den täglichen Überlebenskampf dieser verarmten Menschen am Rande von Golfplätzen und teuren Ferienhotels.

Die besondere Stärke des Films liegt bei den Darstellern. Monatelang suchte Baker nach seiner Moonee-Besetzung – mit Brooklynn Prince, die bis dahin nur Werbespots gedreht hatte, fand er das perfekte Energiebündel. Mit schriller Stimme und einem starken Auftreten wird Brooklyn zu Moonee, die fürchterlich nerven kann, aber auch empfindsam ist. Newcomerin Bria Vinaite spielt Moonees arbeitslose, meist fluchende und rauchende Mutter Halley. Willem Dafoe gelingt als Nebendarsteller die Gratwanderung, die Laiendarsteller nicht in den Schatten zu stellen – er brilliert mit intensiver Zurückhaltung. Nur selten verliert er die Fassung, auch wenn die Kinder ihm böse Streiche spielen, die Mieter randalieren oder Halley am Monatsende das Zimmer nicht bezahlen kann. Bobby ist die Seele und das Herz in dieser glanzlosen Welt, die er mit lila Wandfarbe immer wieder nachbessert. Seine dritte Oscar-Nominierung hat sich Dafoe mit dieser Rolle redlich verdient. Weitere Oscar-Nominierungen holte der Film nicht, obwohl „The Florida Project“ zuvor bereits viele Festival-Preise gewonnen hatte. Ein Trost: das renommierte American Film Institute setzte Bakers eindrucksvolles Regiewerk auf seine Liste der zehn besten Filme des Jahres 2017.

Eine Sechsjährige lebt mit ihrer Mutter in einem Billig-Motel in Florida. Nur der Hausmeister ist ein Lichtblick in dem hoffnungslosen Leben der Bewohner.