4,5 Kilometer lang, 1,5 Kilometer breit: Die Bodenseeinsel Reichenau. Foto: Achim Mende Quelle: Unbekannt

Von Jakob Panitz

Die Reichenau war schon immer ein Ausflugsziel - auch für Napoleon III. Lag die größte Bodenseeinsel doch direkt vor der Haustür des kleinen Louis Napoleon, der Jahrzehnte später (1852) zum Kaiser von Frankreich gekrönt wurde. Vom Schloss Arenenberg, oberhalb des schweizerischen Bodenseeufers, hatte der dort aufwachsende Louis Napoleon einen Superblick auf die zwei Kilometer entfernte Reichenau, direkt gegenüber, die er auch immer wieder besuchte. Mindestens einmal soll er sogar rüber geschwommen sein.

Schießübungen mit neuer Kanone

Der adelige Jüngling war beliebt bei den Reichenauern, zumal er sogar auch ihren Dialekt annahm. Als er aber eines Tages seine Kenntnisse als junger Artillerie-Offizier ausprobierte und mit einer neuartigen Kanone Schießübungen in Richtung der Reichenau veranstaltete, litt die Freundschaft doch etwas. Aber Louis Napoleon machte es wieder gut - und gab die Initialzündung zum Bau des mit Pappeln aus Arenenberg gesäumten Dammes zwischen der Insel und dem (deutschen) Festland.

Mit diesem 1838 aufgeschütteten Damm, der auch Teil der Deutschen Alleenstraße ist, kam der wirtschaftliche Aufschwung für die Reichenauer. Das lag und liegt nicht nur an dem immer größer gewordenen Gemüseanbau, der vom milden Inselklima profitiert, sondern auch an den immer mehr gewordenen Besuchern, die die 4,5 Kilometer lange und 1,5 Kilometer breite Insel ohne große Mühe zu Fuß oder per Fahrrad entdecken können.

Und zu entdecken gibt es jede Menge: Wer sich beispielsweise für klösterliche Architektur interessiert, findet auf der Reichenau anschauliche Beispiele aus dem 9. bis 11. Jahrhundert, nämlich das Münster St. Maria und Markus (mit Schatzkammer), St. Georg mit ottonischen Wandmalereien sowie St. Peter und Paul. Wer die idyllischen Winkel, Naturschönheiten und Baudenkmale auf der Insel erkunden will, der radelt auf dem rund um die Insel führenden Bodensee-Radweg oder macht einen Spaziergang auf dem Uferweg, der durch Schilfgürtel und Gemüsefelder führt. Zahlreiche kleine Restaurants, meist mit Blick auf den See, säumen den Weg. Es lohnt sich auch ein Besuch in einer der Gärtnereien oder Baumschulen.

Rundumblick auf der Hochwart

Wer sich einen Rundumblick verschaffen will, steuert die Hochwart an, der höchste Punkt der Reichenau, der rund 40 Meter höher ist, als das Bodenseeufer. Hier überblickt man nicht nur die ganze Insel, sieht die Kirchen, Gemüsefelder und Weinberge, sondern hat auch einen herrlichen Rundumblick über den Untersee. Im Süden sieht man das Schweizer Ufer sowie - bei guter Sicht - die Alpenkette. Im Osten sind Teile von Konstanz zu sehen, sowie die Riedlandschaft des Naturschutzgebietes „Wollmatinger Ried“. Im Westen grüßen die Halbinsel Höri und die Hegauberge. Einen schönen Sonnenuntergang kann man von der Terrasse des Uferrestaurants auf dem Campingplatz Sandseele im Westen der Insel genießen (gegenüber der Höri). Einen schönen Blick auf den See - und zum schweizerischen Arenenberg - hat man auch vom historischen Strandhotel Löchnerhaus, auf der sonnigen Südseite der Insel. In der Nähe befindet sich die Schiffsanlegestelle, von der aus etwa eine (empfehlenswerte) Tour zum mittelalterlichen Stein am Rhein möglich ist, also dahin, wo der Rhein aus dem Bodensee fließt und richtig „Fahrt“ aufnimmt..

Anfahrt, Tipps, kontakt und wissenswertes

Von Esslingen/Stuttgart bis zur Insel Reichenau sind es circa 190 Kilometer (über die A81).

Seit dem Jahr 2000 ist die Insel Reichenau zusammen mit dem Kloster Reichenau auf der UNESCO-Liste des Welterbes verzeichnet. Die Insel sei ein herausragendes Zeugnis der religiösen und kulturellen Rolle eines großen Benediktinerklosters im Mittelalter, so die UNESCO in ihrer Begründung für die Aufnahme in die Liste.

Nahe Ausflugsziele: Gaienhofen, auf der Halbinsel Höri, mit dem Hermann-Hesse-Museum. - Das zehn Kilometer entfernte Konstanz, mit dem sehenswerten Hafen. - Das Napoleon-Museum im Schloss Arenenberg.

Durch die temperaturausgleichende Wirkung des Bodensees, die positiven Auswirkungen des Alpenföhns und die daraus resultierende hohe Zahl an Sonnentagen ist das Klima auf der Reichenau besonders mild. Hiervon profitiert vor allem der Gemüseanbau mit bis zu drei Freilandernten pro Jahr.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden im Sommer 1945 etwa zwei Drittel der Bewohner der Insel Reichenau für gut zweieinhalb Monate evakuiert. Rund 3000 französische KZ-Häftlinge aus dem Konzentrationslager Dachau verbrachten dort ihre Quarantäne, bevor sie in ihre Heimat zurück kehrten (Quelle: Wikipedia). Heute leben auf der Reichenau circa 3200 Einwohner.

Information: Reichenau-Tourismus, Tel. 07534 / 9207-0. Mehr im Internet unter www.reichenau-tourismus.de