Wanderung mit Ausblick: Auf dem Kleinen Hans-Jakob-Weg bei St. Roman, oberhalb des Kinzigtals. Fotos: Panitz Quelle: Unbekannt

Von Jakob Panitz

Wer sich einen Ausflug in den Schwarzwald überlegt, sich aber nicht so recht entscheiden kann, ob Nord- oder Südschwarzwald, sollte die goldene Mitte wählen - den Mittleren Schwarzwald. Schiltach, Wolfach, Hausach und Haslach heißen hier die Orte, die jeweils für sich einen Besuch wert sind. Und sie verbindet nicht nur die Namensendung „ach“, sondern der mit 93 Kilometern längste Fluss im Schwarzwald - die Kinzig.

Rund um St. Roman

Das hauptsächlich von Ost nach West verlaufende Kinzigtal teilt den Schwarzwald quasi in Nord und Süd. Das Kinzigtal ist zwar nicht gerade breit - aber schön. Das gilt auch für die Seitentäler, 25 an der Zahl, allen voran das Gutachtal, mit dem sehenswerten Freilichtmuseum Vogtsbauernhof.

Das Kinzigtal lockt mit romantischen Fachwerkstädtchen, stattlichen Schwarzwaldhöfen und kleinen Bauernorten. Radler schätzen den Radweg an der Kinzig entlang und Wanderer die zahlreichen, gut ausgeschilderten Wanderwege, wie beispielsweise den Kleinen Hans-Jakob-Weg, rund um das hoch und sehr idyllisch gelegene St. Roman, mit seiner Wallfahrtskirche, zwischen den Luftkurorten Schiltach und Wolfach.

Im Kinzigtal wird die 700jährige Flösser-Tradition hoch gehalten. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden auf der Kinzig per Floß riesige Baumstämme bis zum Rhein und dann weiter nach Holland transportiert. Das brachte dem Kinzigtal über Jahrhunderte einen gewissen Wohlstand. Flößermuseen, Feste und der Flößerpfad von Lossburg nach Wolfach halten die Erinnerung an die Flößerei lebendig. Die Industrialisierung hat das einstige harte Gewerbe längst abgelöst. Heute ist der 1901 gegründete Armaturenhersteller Hansgrohe in Schiltach der größte Arbeitgeber im Kinzigtal.

Schiltach selbst, beziehungsweise dessen mittelalterliche Altstadt, ist besonders sehenswert. Ein Gang durch die Altstadt ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Auch hier war einst der württembergische Baumeister Heinrich Schickhardt tätig, der den Schiltacher Marktplatz gestaltete. Dass er sein Handwerk verstand, ja, dass er geradezu ein Renaissance-Künstler war, das ist auch am Alten Rathaus in Esslingen zu sehen.

Bollenhut-Weg bei Wolfach

Nur zehn Kilometer weiter westlich, in Wolfach, prägen Schloss, Rathaus, Stadttor und stattliche Bürgerhäuser das Bild der Kleinstadt. Die verkehrsberuhigte Hauptstraße und die Kinziganlagen, mit Flößerdenkmal und nettem Café direkt an der Kinzig, laden ein zum Bummeln und Verweilen. Die Herren von Fürstenberg, die bis 1806 fast 600 Jahre lang die Geschichte Wolfachs prägten, bauten 1671/81 das mächtige Schloss an der Stelle eines kleineren Vorgängerbaus. Mit seinen 110 Metern Länge ist es eines der größten Schlösser Mittelbadens. Es beherbergt heute neben Kreis- und Landesbehörden auch die Schlosskapelle und das Flößer- und Heimatmuseum von Wolfach.

Der Wolfacher Stadtteil Kirnbach ist einer der drei Heimatorte der Bollenhuttracht. Hier gibt es seit diesem Frühjahr auch das „Bollenhut-Wegle“. Start oder Ziel sind jeweils das Gasthaus Kirnbacher Hof am Talanfang oder das Gasthaus Sonne in der Ortsmitte. Von dort aus geht es auf dem Schotterweg auf 3,5 Kilometern und in circa 1,5 Stunden immer entlang des Kirnbachs. Auf dem kinderwagentauglichen Weg finden Besucher zahlreiche Holzskulpturen des Kettensägekünstlers Simon Echle.

Noch weiter westlich locken auch Haslach und Hausach mit ihrem mittelalterlichen Flair. Beide Städtchen beeindrucken mit zahlreichen Gässchen und Fachwerkhäusern. Die gesamte Haslacher Altstadt ist seit 1978 unter Denkmalschutz. Einen schönen Ausblick auf Hausach hat man von der Burgruine oberhalb der Stadt.

Anfahrt, Tipps, kontakt und wissenswertes

Von Esslingen bis Schiltach sind es über A8 und A81, Ausfahrt Oberndorf/Neckar, circa 120 Kilometer, bis Wolfach circa 130 Kilometer.

Am 2. Oktober 2017 gibt es eine geführte Wanderung auf dem Flößerpfad von Schiltach nach Wolfach, mit Einkehr (12 Kilometer, 5 Euro). Internet: www.floesserpfad.de

Am ersten Sonntag im Oktober werden im Kinzigtal Erntedankfeste gefeiert, mit Bollenhuttracht, beispielsweise am 1. Oktober 2017 in Wolfach-Kirnbach (mit Umzug) und in Hausach.

Nachtwächterführungen gibt es in jedem Städtchen im Kinzigtal. In Wolfach beispielsweise vom Mai bis in den Oktober jeden Donnerstag- und Samstagabend. Treffpunkt ist auf dem Marktplatz vor dem Rathaus. Die Führung dauert circa 70 Minuten und ist barrierefrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof bei Gutach kann man in wiederaufgebauten, historischen Schwarzwaldhöfen, in Mühlen und Sägen, in Stuben und Scheunen, nachvollziehen, wie einst im Schwarzwald gewohnt, gelebt und gearbeitet wurde. Geöffnet von Ende März bis Anfang November. www.vogtsbauernhof.de

Schwarzwald Tourismus Kinzigtal, Tel. 07834 835353, Internet: www.schwarzwald-kinzigtal.info