Beliebtes Wanderziel: Der Lac Blanc (Weisser See) auf 1052 Metern Höhe in den Südvogesen. Quelle: Unbekannt

Von Jakob Panitz

Allgäu und Schwarzwald - das sind die schnell erreichbaren Regionen für einen Wanderausflug. Schon oft war man dort, aber die Wenigsten haben bisher den Sprung über den Rhein geschafft - und die Vogesen erkundet. Hier trifft das Prädikat „Wanderparadies“ garantiert zu. Das gilt insbesondere für die Südvogesen im Elsass, mit ihren wilden, manchmal schroffen Gipfeln, den Hochweiden und den Bergseen.

Vom Lac Noir zum Hauptkamm

Ein Wandererlebnis ist beispielsweise die circa neun Kilometer lange 3-Seen-Rundtour nördlich von Kaysersberg, die am Lac Noir, bei Obrey startet, und an idyllisch gelegenen Eiszeitseen wie dem Lac Blanc vorbei, auf den Hauptkamm der Vogesen führt, zu den Hautes Chaumes. Das sind weite Graslandschaften, mit Sträuchern, die den extremen Wetterbedingungen auf der Hochfläche trotzen. Von hier hat man einen fantastischen Ausblick über die Berge der Hochvogesen, bis hin zum 1424 Meter hohen Grand Ballon, wo das Elsass in die Franche-Comté übergeht. Vom Grand Ballon hat man ebenfalls eine einzigartige Aussicht auf die elsässische Rheinebene, auf den Schwarzwald und bis zum Mont Blanc.

Am Fuße der Südvogesen wiederum trifft man auf historisch geprägte Orte, die eine wechselvolle Geschichte hinter sich haben. Beispielsweise Riquewihr, das bis vor 100 Jahren Reichenweier hieß, als das Elsass noch zum Deutschen Reich gehörte. Seit dem 17. Jahrhundert wechselte das Elsass mehrfach die politische Zugehörigkeit von Frankreich nach Deutschland und umgekehrt. Diese Geschichte ist bei einem Besuch von Riquewihr, Ribeauville (einst Rappoltsweiler), Kaysersberg oder Hunawihr (Hunaweier) gut nachvollziehbar. Deren Ortszentren haben eine mittelalterliche Prägung. Sie sind ein attraktives Ziel nicht nur für geschichtlich Interessierte, sondern auch für Feinschmecker, die in gemütlichen Weinstuben und Gasthäusern die traditionelle elsässische Küche kennenlernen wollen. Sie beinhaltet Spezialitäten wie beispielsweise Gänseleberpastete, Flammkuchen oder den besonderen elsässischen Gugelhupf.

Stumme Zeugen des Kriegs

Ein Ausflug in die Südvogesen sollte auch den Besuch des einstigen deutsch-französischen Kriegsschauplatzes am Hartmannswillerkopf (auch „Todesberg“ genannt), auf 956 Metern Höhe einschließen. Dort tobten zwischen Dezember 1914 und Januar 1916 erbitterte Kämpfe, die 30 000 Opfer forderten. Im August wurde hier das deutsch-französische Museum und Gedenkzentrum eröffnet, dessen Grundstein 2014 durch die Präsidenten Francois Hollande und Joachim Gauck gelegt wurde. Wer die historischen Rundwege am Hartmannswillerkopf erwandert, begegnet auf Schritt und Tritt stummen Zeugen des Ersten Weltkriegs.

Unter den zahlreichen Burgen und Burgruinen am Rande der Südvogesen (die höchste Konzentration in Europa) sticht die auf 757 Metern Höhe gelegene Hohkönigsburg (Hochkönigsburg) heraus. Sie ist eine der am besten erhaltenen und meistbesuchten Burgen Frankreichs, wohl auch weil sie der deutsche Kaiser Wilhelm II. vor gut 100 Jahren restaurieren ließ. Der Ausblick vom quadratischen Bergfried reicht weit über die Rheinebene bis zum Kaiserstuhl und auf mehrere benachbarte Burgruinen.

Auf dem Weg in die Südvogesen, in der Oberrheinebene, liegt auch die sternenförmig angelegte Stadt Neuf-Brisach (Neubreisach). Sie wurde im 18. Jahrhundert vom Festungsbauer Auban angelegt und besticht durch ihre einzigartige Architektur, die in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde.

Die Südvogesen und ihr Vorland haben aber auch im Winter einen besonderen Reiz: Viele Orte sind zur Weihnachtszeit prachtvoll herausgeputzt, und in den Bergen können Wintersportler ihre Skier anschnallen oder eine Schneeschuh-Tour unternehmen.

Anfahrt, Tipps, kontakt und wissenswertes

Von Esslingen bis Kaysersberg sind es über A8 und A5 (Ausfahrt Riegel am Kaiserstuhl) circa 240 Kilometer.

E-Bikes oder Pedelecs im Elsass auszuleihen, etwa in Tourismusbüros, ist kein Problem. Auf einer 25-Kilometer-Rundfahrt beispielsweise kommt man auf gut beschilderten Radwegen durch die Weinberge und durch historisch geprägte Orte wie Kaysersberg, Riquewihr und Ribeauville. Nur ein paar Kilometer mehr sind es, wenn auch das sehenswerte Colmar mit einbezogen wird.

Besuchenswert ist das Albert Schweitzer Museum in Kaysersberg. Nebenan ist auch das Geburtshaus des Urwalddoktors und Nobelpreisträgers (1875-1965). Das Museum ist von Mitte März bis Mitte November täglich, außer mittwochs, geöffnet. Eintritt: 2,50 Euro.

Das Elsass und die Vogesen nehmen durch den deutsch-französischen Krieg 1870/1871 und die beiden Weltkriege einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern ein. Viele Orte und Landschaften sind durch diese kriegerische Vergangenheit gekennzeichnet. Insgesamt gibt es 22 Gedenkstätten im Elsass.

Internet: www.tourisme-alsace.com/de