Im Doubstal, hier zwischen Montbeliard und Besançon, begegnen sich Hausboot- und Radfahrer. Fotos: Panitz Quelle: Unbekannt

(jp/fxp) - Deutschland und Frankreich haben in der Vergangenheit immer wieder Kriege gegeneinander geführt. Zum Glück ist das lange her - und heute gelten die beiden Länder längst als Motor der europäischen Einigung. Den Grundstein dazu legten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle im Januar 1963, also vor rund 55 Jahren. Trotzdem rangiert Frankreich als Reiseziel deutscher Urlauber weit hinter Spanien, Italien oder Österreich. Dabei haben einige Regionen im Osten Frankreichs eine reichhaltige deutsche Geschichte, die zum Entdecken geradezu einlädt. Das gilt nicht nur für das Elsass sondern auch für die daran südlich angrenzende Franche-Comte.

Über die ganze Region verteilt können hier Spuren der Verbindung zwischen dieser ostfranzösischen Region und deutschen, meist württembergischen Städten entdeckt werden. Zahlreiche französisch-deutsche Städtepartnerschaften sorgen dafür, dass diese historische Beziehung seit Jahrzehnten kontinuierlich gepflegt wird.

Bereits fünf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs befanden Lucien Tharrandin - Überlebender des Lagers Buchenwald und anschließend Bürgermeister von Montbéliard - sowie sein deutscher Kollege Elmar Doch aus Ludwigsburg, dass man sich nie mehr feindlich gegenüber stehen sollte. Schon 1950 hoben sie die Städtepartnerschaft aus der Taufe.

Stadtbild Mömpelgards geprägt

Das heute 26 000 Einwohner zählende Montbéliard ging im Jahre 1397 durch die Verlobung der Tochter des Grafen von Montbéliard und Eberhardt von Württemberg ins Germanische Reich über. Der vier Jahrhunderte währende württembergische Einfluss haben Montbéliard bis heute geprägt. Der wichtigste Baumeister dieser Zeit, Heinrich Schickhardt (1558-1635), in Herrenberg geboren, in Stuttgart, im Dreißigjährigen Krieg, von Soldaten erstochen, hatte nicht nur in Württemberg seine Spuren hinterlassen, sondern auch das Stadtbild von Mömpelgard, wie Montbéliard damals hieß, wesentlich geprägt. Einige Straßenzüge und das frei zugängliche Schloss derer von Württemberg zeugen heute noch davon.

Sébastien Le Prestre de Vauban (1633-1707) war ein weiterer wichtiger Baumeister für die Franche-Comté. Der Festungswall von Belfort, die Zitadelle mit den Museen für Kunst und Geschichte, der Löwe von Bartholdi sind unverwischbare Spuren einer reichen Vergangenheit. Belfort, 20 Kilometer nördlich von Montbeliard, ist heute eine moderne Stadt die durch die Musikfestivals FIMU (immer an Pfingsten) und Eurockéenes viele junge Menschen begeistert.

Das wichtigste Bauwerk Vaubans, die Zitadelle oberhalb von Besançon (Hauptstadt von Franche-Comté und Partnerstadt von Freiburg) gilt als eine der schönsten Befestigungsanlagen Frankreichs. Umschlossen von einer Schleife des Flusses Doubs, bietet die Zitadelle für Besucher ein außergewöhnliches Panorama. Sie gehört zum Weltkulturerbe UNESCO und ist ebenfalls frei zugänglich.

Paradies für aktive Urlauber

Die Zitadelle von Besançon beherbergt drei Museen: Das Heimatmuseum befasst sich mit dem ländlichen Kulturgut der Region, das Museum des Widerstandes und der Deportation erinnert an die Gräuel des Zweiten Weltkrieges. Im Naturkundemuseum geht es um die hiesige Flora und Fauna und im Zoo tummeln sich Vögel und Säugetiere verschiedenster Gattungen, darunter Löwen, Tiger und Bären.

Die Sehenswürdigkeiten in der Franche-Comté werden ergänzt durch den „Grünen Tourismus“, der in dieser Region, der waldreichsten Frankreichs, eine besonders große Rolle spielt. Smaragdgrüne Wälder, unzählige Flüsse und Seen bilden ein Paradies für aktive Urlauber. Diese Gegend in den Départements Jura und Doubs ist traumhaft schön und vom Massentourismus weitgehend verschont geblieben. Für Wanderer gibt es in der Bergregion des Französischen Jura zahlreiche ausgeschilderte Wege. Radler sind vor allem auf dem europäischen Radweg Eurovelo6 unterwegs, der von Montbeliard bis Besançon (circa 80 Kilometer) am malerischen Fluss Doubs entlang führt. Ab Montbeliard ist der Doubs auch beschiffbar, zum Beispiel für Fahrten mit dem Hausboot (kein Bootsführerschein nötig) und wer auf Kanufahren steht, wird wiederum auf dem Fluss La Loue im Juragebirge Spaß haben.

Anfahrt, Tipps, kontakt und wissenswertes

Von Esslingen bis Montbeliard sind es über die A8 und A5 circa 320, bis Besancon circa 390 Kilometer.

Beim Internationalen Musikfestival der Universitäten (FIMU) in Belfort musizieren jedes Jahr an Pfingsten 3000 Musiker aus 30 Ländern in der Altstad.

Der württembergische Hofbaumeister Schickhardt errichtete auch die Nordseite des Alten Rathauses in Esslingen, eine Giebelfront im Renaissancestil. 1600 bis 1602 erbaute er die heute noch erhaltene Ulrichsbrücke über den Neckar in Köngen.

Für Autoliebhaber ist der Besuch des sehenswerten Peugeot-Museums in Montbeliard-Sochaux ein Muss. www.musee-peugeot.com

Eine typische Comtoiser Weihnacht kann man in Montbeliard erleben, dessen Altstadt ab Ende November mit 65 000 Lampen illuminiert wird.

Internet: www.franche-comte.org