Strahlend präsentiert Bürgermeister Ingo Hacker das Huhn, das ihm Narrenbund-Präsident Ronald Witt zum Trost für seine Entmachtung schenkte. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Beim Rathaussturm in Neuhausen bekommt der Bürgermeister vom Narrenbund ein Huhn geschenkt – als Trost für seine Entmachtung

NeuhausenDer Bürgermeister wollte partout nicht Notarsgehilfe des Narrenbund-Präsidenten werden – jetzt darf er eben gar nicht mehr arbeiten. Den Rathausschlüssel musste Ingo Hacker gestern Abend abgeben, als Trostpreis bekam er eine scheckige Henne. Neuhausen ist jetzt fest in der Hand der Narren. Bis Dienstagabend wird gefeiert in der ganzen Ortsmitte, auf den Straßen und dem Kirchplatz, in den Kneipen und Vereinsheimen. Und am Sonntag ab 13.33 Uhr werden beim großen Fasnetsumzug, an dem 90 Gruppen teilnehmen, voraussichtlich 30 000 Zuschauer die Straßen säumen.

Wenn die Feuerteufel ihr feuriges Zepter schwingen, wenn die Hexen auf dem Schlossplatz tanzen, dann ist Schmotziger Donnerstag. Und der Tag beginnt für die Narren schon lange bevor die Sonne aufgegangen ist. Die Waschlappen-Glunker beehren ab 5 Uhr auserkorene Einwohner mit ihren lieblichen Schalmeien- und Schlagwerkklängen. Sie sind eine Party- und Showband, die, wenn es sein muss, auch zwischendurch mal „nur noch kurz die Welt retten“, so der Titel ihrer Superman-Show. Und immer für beste Stimmung sorgen, auch morgens in der Früh .

Kindergärten und Schulen werden von Guggenmusikgruppen und Hästrägern besucht und fachkundige Hästräger schichten auf dem Schlossplatz Holz für ein riesiges Feuer auf. Dort ist am Abend dann großer Bahnhof, alle 15 Maskengruppen des Narrenbundes geben sich die Ehre, darunter die Egelseegeister und die Wildsäu, die Bossa Schof, die Schindluder und auch die Schellenpeter. Sie feiern in diesem Jahr ihren 33. Geburtstag. Mit dabei ist natürlich auch der Narrensamen, die vielen bezaubernden Nachwuchsnarren im Häs.

Mystisch wird es, wenn Hexenmeister Markus Weber das Feuer pünktlich um 19.11 Uhr entzündet und die Feuerteufel ihre Kreise ziehen. Narrenbundpräsident Ronald Witt fordert schließlich den Bürgermeister zum Rededuell. Der wollte sich in diesem Jahr jedoch nicht freiwillig dem Joch der Arbeit im Grundbuchamt unter der Regie der Narren beugen. Eine Handvoll Rotenhäne und Hexen machten aber kurzen Prozess, sie stürmten über eine Hühnerleiter in den ersten Stock des Rathauses und führten ihn auf den Schlossplatz. Als Trostpreis für den Rathausschlüssel bekam er wieder einmal eine Henne und arbeiten muss er in den nächsten Tagen auch nicht. Nur noch eine Kleinigkeit galt es zu erledigen, Notar Hacker beglaubigte mit spitzer Gänsefeder den Verkauf des Löwen an den Narrenbund.

Welcher Winter will schon bleiben, wenn ihm so viele Hexen so vehement mit Schall und Rauch den Garaus machen. 70 Hästräger zeigten beim 44. Hexentanz, dass sie nicht nur Besen schwingen und i elegant tanzen können, sie bauten zwischendurch auch ruckzuck mehrstöckige Hexenpyramiden. Und mutige Junghexen ließen beim Sprung durchs Feuer herrliche Funken stieben. Und die Hexen wären nicht die Hexen, wenn sie sich nicht eine Überraschung ausgedacht hätten: Sie zauberten ein großes, buntes Geburtstagsfeuerwerk. Hexenmeister Weber jubilierte: „Jetzt geht’s los – jetzt wird die Nacht zum Tag gemacht.“