Entspannt blicken Präsident Ronald Witt und seine Stellvertreterinnen Uschi Krieger (links) und Ramona Federschmid der neuen Kampagne entgegen. Vieles haben sie schon gründlich vorbereitet. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Entspannt sitzt Ronald Witt vor seinem Kaffee im Vereinsheim des Narrenbunds Neuhausen. „Wenn wir die Kampagne jetzt nicht in trockenen Tüchern hätten, da wäre was schief gelaufen“, sagt der 48-jährige Präsident des 1650 Mitglieder starken Vereins. Bis am 11. 11. um 11.11 Uhr im Narrenheim in der Klosterstraße die neuen Prinzen- und Kinderprinzenpaare gekürt werden, gebe es zwar noch viele kleinere Dinge zu tun. Und auch die Chronik des 51 Jahre alten Vereins ist noch nicht ganz fertig. „Aber bei uns weiß jeder, was er schaffen muss“, sagt Vizepräsidentin Uschi Krieger. „Da klappt das einfach alles.“

Die vielseitige Gymnastik-Übungsleiterin ist für die Narren „50 plus“ zuständig. Sie vertritt den Präsidenten auch bei offiziellen Anlässen. Über die Legende, dass der Narrenbund nur in der närrischen Zeit Saison habe, lacht die umtriebige Ramona Federschmid, als zweite Stellvertreterin mit im Bunde: „Ach was, unsere Großveranstaltungen bereiten wir das ganze Jahr über vor.“ Da gebe es keinen Leerlauf: „Nach der Fasnet ist vor der Fasnet.“

In diesem Jahr hat der Verein ein besonders aufwendiges Programm. Neben Auftakt, Prunksitzungen, Hexentanz, der Straßenfasnet und dem Festumzug finden im Januar auch noch die württembergischen Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport in der Egelseehalle statt. Teams aus dem ganzen Ländle sind dabei. „Das ist für uns eine große Ehre“, findet Witt, „und zugleich eine Anerkennung für die Erfolge unserer Teams.“ Fasnets- und Karnevalstradition zu verbinden, ist für ihn die große Herausforderung in Neuhausen.

Dass der rührige Präsident, der seit 2009 im Amt ist, die Fasnet lebt, spürt man. An den tollen Tagen komme er kaum zur Ruhe, „da muss ich mich drei Mal umziehen“, bemerkt er und lächelt schelmisch. Als „Hexe“ schlüpft er selbst ins Häs. Er fühlt sich der Maskengruppe verbunden, zu der er seit der Schulzeit gehört. Später repräsentiert er im historischen Ornat des Präsidenten.

Auch den Rest des Jahres ist der Bezirksleiter einer großen Versicherung oft für den Narrenbund im Einsatz. Was den Veranstaltungsmarathon von November bis Februar angeht, stimmt er sich wöchentlich mit Bürgermeister Ingo Hacker ab, kümmert sich um Security-Verträge oder plant die Abläufe mit den Maskengruppen. Aber auch für andere Aufgaben nimmt sich der Chef von mehr als 40 Mitarbeitern, dessen Beruf ihm Führungsstärke abverlangt, Zeit. „Wenn eines von unseren älteren Mitgliedern im Krankenhaus liegt, gehen wir hin.“ Da ist Witt froh, dass er auf den Einsatz seiner Stellvertreterinnen bauen darf. Dass die Chemie in diesem Präsidium stimmt, sieht man. Nicht nur bei Arbeitssitzungen wird viel gelacht. Oft trifft sich das Trio im Vereinsheim, diskutiert über die nächsten Projekte und spinnt Ideen.

Seminar für Büttenredner

„Wir stehen für eine anspruchsvolle Fasnet“, ist Witt überzeugt. Deshalb hat er mit dem Verein ein Büttenreden-Seminar veranstaltet, um den Nachwuchs für die rhetorische Herausforderung zu begeistern. „Das wird auch im Berufsleben immer wichtiger“, weiß der Vater eines zwölfjährigen Sohnes. Außerdem will Witt die Mitglieder in die Entwicklung des Vereinslebens einbinden. So gibt es Workshops, um den Narrenbund für die Zukunft fit zu machen. „Oft muss man kämpfen“, weiß Witt. Das hat der Narrenchef gespürt, als es darum ging, das Festzelt abzuschaffen. „Da hatten wir ein Problem mit dem Sauftourismus“, erinnert er sich. Zunächst hätten viele Mitglieder Angst vor der Veränderung gehabt, nicht nur die Älteren. Jetzt sei die Akzeptanz groß.

„Wir haben wieder eine richtige Straßenfasnet“, sagt Uschi Krieger. In der katholisch geprägten Fildergemeinde, die seit der Gründung des Narrenbunds vor 50 Jahren wieder eine echte Fasnetstradition hat, wird an den tollen Tagen in fast allen Lokalen und in vielen Wohnzimmern und Häusern ausgelassen gefeiert. Da ziehen die Narren durch die Straßen, „und man weiß, wo etwas los ist“, sagt Federschmid. Wie viel Arbeit die Fasnet aber auch das ganze Jahr über macht, weiß die langjährige Leiterin der Laufgruppe „Krumme Naht“, die selbst Kostüme anfertigt. „Auch unsere Wagenbauer sind seit Monaten am Schaffen“, erzählt Ronald Witt. Er ist froh, dass etliche aktive Tüftler im Verein sind, „denn ohne Wagen wäre so ein Umzug ja langweilig.“ Einige Stunden an der Nähmaschine stehen auch Uschi Krieger bevor, deren Zwillinge Laura und Roman wie sie das Häs der Bierwecken tragen. Zwar sind die zwei jetzt erwachsen, aber die Fasnet ist für sie noch immer ein Muss. Und weil es an den tollen Tagen wild auf den Straßen zugeht, legt ihre Mutter Wert darauf, dass alles richtig sitzt: „Jetzt wird erst mal geflickt.“

Fahrplan der Kampagne des Narrenbunds

Auftakt: Am 11. 11. um 11.11 Uhr gibt der Narrenbund den Namen des Prinzenpaars und des Kinderprinzenpaars bekannt. Das geschieht im kleinen Kreis im Vereinsheim in der Klosterstraße. Viele Neuhäuser erwarten mit Spannung, wer sie dann durch die Kampagne begleiten wird. Abends ab 19.33 Uhr wird dann in der Egelseehalle ganz groß gefeiert. Für diese Veranstaltung sind alle Karten bereits ausverkauft.

Närrische Hochsaison: Am 6. Januar nach der Weihnachtszeit beginnt die eigentliche Hochsaison der Narren in Neuhausen. „Da laden alle Gruppen individuell zum Häs abstauben ein“, erzählt Ursula Krieger, die zu den Bierwecken gehört. Am 7. Januar um 15.33 Uhr wird der Narrenbaum auf dem Schlossplatz aufgestellt. Danach feiern die „50plus Narren“ gemeinsam mit allen Gästen im Vereinsheim weiter.

Württembergische Meisterschaften im Gardetanz: Die 47. Württembergischen Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport finden am 14. und 15. Januar in der Egelseehalle in Neuhausen statt. Für die Großveranstaltung, zu der Teams aus ganz Baden-Württemberg kommen, hat Bürgermeister Ingo Hacker die Schirmherrschaft übernommen. Die Organisation stemmt der 1650 Mitglieder starke Narrenbund parallel zur Fasnetskampagne. „Eine große Herausforderung“, findet Ramona Federschmid, aber alle Beteiligten seien mit großem Spaß dabei. Der Beginn ist an beiden Tagen um 9 Uhr, die Saalöffnung ist bereits um 7 Uhr.

Prunksitzungen: Höhepunkte der Kampagne des Narrenbunds sind die Prunksitzungen - sie finden am 4., 10. und 11. Februar statt. Beginn ist jeweils um 19.33 Uhr in der Egelseehalle. Der Eintritt kostet 20 Euro. Es gibt noch Restkarten, die man demnächst auf der Homepage des Vereins: www.narrenbund-neuhausen.de oder unter kps@narrenbund-neuhausen.de bestellen und reservieren kann.

Extra: Am 5. Februar findet um 14.33 Uhr in der Egelseehalle die Kinder- und Jugendprunksitzung mit Teilnehmern aus dem gesamten Landesverband Württembergischer Karnevalsvereine statt. Der Eintritt kostet 7 Euro für Erwachsene, 3 Euro für Kinder. Eine Brunchsitzung findet am 19. Februar um 11.11 Uhr im Saalbau in Neuhausen an der Kirchstraße statt.