Quelle: Unbekannt

Von Pia Hemme

Sie ist nicht so, wie man sich eine typische Beratungsstelle vorstellt: Eine Anmeldung oder ein Wartezimmer wie beim Arzt sucht man bei Wildwasser vergeblich. Stattdessen sorgen helle, warme Räume für eine Wohnzimmeratmosphäre. Denn für Frauen, Kinder und Jugendliche, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind, ist eine entspannte Atmosphäre und Stabilisierung wichtig, um mit dem Erlebten zurecht zu kommen. Die Fachberatungsstelle Wildwasser hat für betroffene Erwachsene eine sogenannte Stabilisierungsgruppe ins Leben gerufen, in der mit kunsttherapeutischen Methoden gearbeitet wird.

Claudia Weist-Brockhaus betreut die Gruppe seit vielen Jahren. Sie ist ausgebildete Einzel-, Paar- und Familientherapeutin. Alle zwei Wochen treffen sich bis zu acht Frauen, die in ihrer Vergangenheit sexualisierte Gewalt erlebt haben. Jede, die mit dieser Art von Gewalt in Berührung gekommen ist, kann einen Termin mit den den Therapeutinnen vereinbaren. Dabei sei es egal, wie lange das Erlebte bereits zurück lege: „Auch viele Jahre danach können Albträume oder Panikattacken auftreten“, sagt Weist-Brockhaus.

Kommunikation als Schlüssel

Das Treffen der Stabilisierungsgruppe startet zunächst mit einer kurzen Einstiegsrunde. In dieser kann jede Teilnehmerin ausdrücken, wie es ihr gerade geht und was sie sich für den Abend wünscht. Das geschieht auf ganz unterschiedliche Weise: zum Beispiel am Sandspielkasten, wo man mit Hilfe von Figuren das eigene Befinden darstellen kann. Auch mit Farben kann man seinen Zustand beschreiben.

Wenn der Therapeutin auffällt, dass es einer Teilnehmerin nicht gut geht, dann sucht sie das Gespräch mit ihr. „Wir versuchen dann gemeinsam herauszufinden, was sie braucht damit es ihr besser geht und das, was sie so beeinträchtigt, nicht mehr so im Vordergrund steht“, sagt Weist-Brockhaus. Auch ein Gespräch in der Gruppe kann sehr hilfreich sein. Besonders wichtig ist Claudia Weist-Brockhaus dabei, dass die Frauen auf der Metaebene von ihren Gefühlen erzählen. Das heißt, dass das persönliche Erlebnis kein Gesprächsstoff in der Gruppe ist. Stattdessen drücken sich die Frauen etwa in Bildern auf andere künstlerische Weise aus. „Es braucht oft ganz wenig, um die Frauen ins Ungleichgewicht zu bringen. Schlimmstenfalls reißen sie die anderen Teilnehmerinnen mit“, weiß Weist-Brockhaus aus Erfahrung. Wer möchte, darf das Erlebte in Einzelgesprächen mit der Therapeutin aufarbeiten.

Speckstein und Filztiere

Die kunsttherapeutische Betreuung ist ein wichtiger Bestandteil der Stabilisierungsgruppe. Eine ausgebildete Kunsttherapeutin unterstützt Weist-Brockhaus dabei. Das kommt bei den Frauen gut an. Sie entdeckten auf einmal ganz neue kreative Seiten an sich und würden zu Schöpferinnen, sagt Weist-Brockhaus. Im Jahr 2013 zum Beispiel durften sie Tiere filzen. Schnell entwickelten sich daraus „Krafttiere“, die den Frauen Mut spendeten.

Dieses Jahr durften sich die Frauen am Speckstein ausprobieren. Eine von ihnen wollte eine perfekte runde Kugel herstellen. Sie war recht unzufrieden, da sie einzelnen Stellen nicht ganz rund bekam. „Die Frauen ermutigten sie, dass die Kugel mit ihren Ecken schön ist, so wie sie ist. Das ist ein schönes Beispiel dafür, wie man auch auf der Metaebene über seine Gefühle sprechen kann“, erzählt Weist-Brockhaus.

Das Angebot der Fachberatungsstelle Wildwasser ist kostenlos. Den Mitarbeiterinnen ist es sehr wichtig, dass es auch so bleibt. Viele Betroffene hätten bereits viele kostenintensive Therapien hinter sich, sagt Weist-Brockhaus. Damit die Stabilisierungsgruppe weiterhin bestehen kann, ist die Fachberatungsstelle Wildwasser bei sexualisierter Gewalt auf Spenden angewiesen.

Die Fachberatungsstelle Wildwasser hat ihre Bürozeiten von Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und ist unter der Nummer Tel. 0711/355589 erreichbar.

Mit wenig geld viel gutes tun

(pih) - Menschen, die unverschuldet in eine missliche Lage geraten sind, können sich selten allein daraus befreien. Schon mit einer kleinen Spende zugunsten der Weihnachtsspendenkation können die Leser der Eßlinger Zeitung ihren Mitmenschen helfen.

Für sie ist das Geld immer knapp: Die Frau lebt in einer Obdachlosenunterkunft in Ostfildern und versorgt mit dem Geld, das sie vom Jobcenter bekommt zum Teil auch ihre Kinder, wenn die in den Ferien zu Besuch sind. Sie ist wegen gesundheitlicher Beschwerden arbeitsunfähig geschrieben und kann deshalb auch kein eigenes Geld verdienen. Sie würde sich sehr über eine Spende von 200 Euro freuen, um sich Winterkleidung kaufen zu können.

Stefan Möhler, Pfarrer der katholischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen, und Gert-Michael Burgmann, zweiter Vorsitzender des katholischen Gesamtkirchengemeinderats, sowie Frank Nürk vom Vorstand des Unte rnehmernetzwerks Pliensauvorstadt haben gestern am EZ-Glühweinstand für den guten Zweck ausgeschenkt. Heute werden Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht, Sozialbürgermeister Markus Raab sowie Jörn Lingnau (Fraktionschef der CDU), Thomas Isele (Geschäftsführer Stadtwerke) und Heinz Fohrer (Vorstand Volksbank Esslingen) ausschenken.

Über das Internet kann man für die EZ-Weihnachtsspendenaktion sicher hier online spenden.