Quelle: Unbekannt

Von Rainer Kellmayer

Wenn man Konzerte des Folklorechors Plochingen besuchen will, ist man gut beraten, sich zeitig um Eintrittskarten zu bemühen. Auch dieses Mal waren beide Konzerte in der Plochinger Stadthalle bereits vorab ausverkauft. Dies zeugt zum einen vom weit über Plochingen hinausreichenden hervorragenden Ruf des Ensembles, zum anderen von der gelungenen Programmdramaturgie, bei der Chordirektor Hans-Günther Driess stets ein glückliches Händchen hat.

Diesmal stand internationale Folklore aus drei Erdteilen im Zentrum. Driess hatte Altbewährtes aus der Schatzkiste des Chors geholt und neben neue Arrangements gestellt. Dabei machte nicht nur diese gelungene Mischung den Erfolg aus, sondern insbesondere die Präsentation. Jedes Detail war vorgeplant, von der sparsamen, jedoch ansprechenden Bühnenbeleuchtung über Tonregie und Moderation bis hin zur Inszenierung der musikalischen Auftritte.

Ruhige Ballade, zündender Flamenco

Wieder stellt sich der Folklorechor Plochingen in den Dienst einer guten Sache: Wie bereits seit 1991 unterstützt der Chor die aktuelle EZ-Weihnachtsspendenaktion. Mit dem frisch interpretierten irischen Seemannslied „Free and easy“ startete der Melodienreigen begeisternd - gut abgestimmt zwischen dem Chor und den Solisten Pascal Mertens, Adrian Tomm und Dominik Wittwar. Ruhiger wurde es bei der Ballade „Song of the Sea“, danach drückte Benjamin Wildfeuer mit angenehm timbrierter Stimme „You raise me up“ den vokalen Stempel auf. Seine besonderen Qualitäten zeigte der Folklorechor bei den a cappella gesungenen Liedern „Tourdion“ und „Perch‘ al viso d’amor“. Die Balance zwischen den Stimmgruppen war gut austariert, intonatorisch wurde sauber gesungen und die klare gesetzte Terrassendynamik gab dem Ganzen Kontur.

Weiter ging die musikalische Reise über Schottland, Tschechien und die Slowakei, dann über die Meere nach Südafrika, Asien und in die USA. Dabei war das Instrumentalensemble ein professioneller Begleiter. Der Chor wurde zuverlässig gestützt, der Drive stimmte, und die verschiedenen Klangfarben fing man durch variierende Besetzungen ein.

Besondere instrumentale Akzente setzten nicht nur ein irischer Dudelsack und die Gitarristen Gottfried Gienger und Franz Landhäußer mit einem zündenden Flamenco, sondern auch die von Gienger geleitete Trommelgruppe der Flüchtlinge in Plochingen. Weitere Pluspunkte waren die charmante Moderation von Andrea Spiegel und Mara Vesely sowie die Gesangssoli von Marion Kaiserswerth, Isabell Reutter und Andrea Spiegel. Dem Ganzen setzte jedoch Rita Zink die Krone auf. Wie sie ausdrucksstark den Gospel „Sometimes I feel like a motherless Child“ gestaltete und mit ihrer dunklen, variablen Stimme „Lean on me“ zelebrierte, war Gesangskunst vom Feinsten. Und als nach klangstarker Einleitung der fetzige Drive von „It’s a Highway to Heaven“ das Finale einläutete, war noch lange nicht Schluss: Das Publikum erklatschte sich die obligatorischen Zugaben.