Reisende haben es sich in einem Nachtzug der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bequem gemacht. Foto: Christian Beutler/Keystone/dpa Foto: DPA - Christian Beutler/Keystone/dpa

Während Deutschland über eine Ausweitung des Nachtzugverkehrs diskutiert, schaffen die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) weitere Fakten.

Wien/München/Brüssel (dpa) - Bahnreisende können ab sofort im Schlafwagen auf der Strecke von Wien nach Brüssel reisen. Zwischen der österreichischen und der belgischen Hauptstadt sind Zwischenhalte in Nürnberg (02.46 Uhr), Frankfurt/Main (Süd) (04.33 Uhr) und Köln (07.39 Uhr) vorgesehen.

Bei der Premierenfahrt am Sonntagabend (Abfahrt in Wien um 20.38 Uhr) wollten auch einige EU-Parlamentarier im Zug Platz nehmen. Einen weiteren sogenannten Nightjet starten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) von Innsbruck über München (22.52 Uhr) nach Brüssel (Midi) (10.55 Uhr).

Die Nachtzüge fahren künftig immer sonntags und mittwochs von Wien (20.38 Uhr) und Innsbruck (20.44 Uhr) nach Brüssel. Die Rückfahrten finden jeweils einen Tag später statt. Für die gesamte Strecke ab Wien beziehungsweise ab Innsbruck brauchen die beiden Züge mit Sitz-, Liege- und Schlafwagen rund 14 Stunden.

Angesichts stetig wachsender Fahrgastzahlen im Bahnverkehr wird derzeit in Deutschland über die Ausweitung des Nachtzugverkehrs diskutiert. Derzeit betreibt aber hierzulande lediglich die ÖBB ein Angebot mit Schlaf- und Liegewagen, seitdem sie vor drei Jahren das Nachtzuggeschäft der Deutschen Bahn übernommen hat und Verbindungen etwa nach Berlin, Hamburg, Zürich oder Rom anbietet. Sie erkennt dabei auch die Rabattkarten Bahncard 50 und 25 der Deutschen Bahn an.

Die ÖBB erzielt mit dem Nachtzugverkehr einen leichten Gewinn. Mit jährlich gut eineinhalb Millionen Kunden in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien ist es aber noch ein Nischengeschäft - wenn auch die Fahrgastzahlen zuletzt stiegen. Bis zum Jahr 2026 soll der Nightjet-Betrieb stufenweise ausgebaut werden.

In Deutschland steht die Bundesregierung zwar einem Ausbau des Nachtzugangebots offen gegenüber - an der Finanzierung will sie sich aber nicht beteiligen. Da Nachtzüge nicht Teil des gemeinwirtschaftlichen Verkehrs seien, müssten die Unternehmen selbst über das Angebot entscheiden, «welches sie eigenwirtschaftlich verantworten», heißt es in der Antwort auf eine Anfrage der Linke-Bundestagsfraktion.

«Die Bundesregierung spricht zwar neuerdings viel vom Klimaschutz, bei den Taten allerdings sieht es mau aus», urteilte die Linke-Abgeordnete Sabine Leidig. «Ich erwarte, dass die Koalition endlich konkrete Maßnahmen auf den Tisch legt, die Nachtreisezüge als Alternative zum Flugverkehr fördern.»

Bei der Premierenfahrt am Sonntag zwischen Wien und Brüssel wollten unter anderem ÖBB-Chef Andreas Matthä, die deutsche EU-Abgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg (Grüne) und zahlreiche EU-Parlamentarier aus Österreich teilnehmen. Der Vizepräsident des EU-Parlaments, Othmar Karas (ÖVP), begrüßte die neue Zugverbindung, die den Zugang für Jugendliche nach Brüssel zu den EU-Institutionen erleichtern werde und zugleich einen Beitrag zum Klimaschutz leiste.

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