Von Klaus Köster

VW-Chef Matthias Müller stellt sich gern mal gegen den Trend. „Die gegen den Dieselmotor laufende Kampagne ist heftig“, hat der Konzernchef gesagt. „Doch man tut dem Diesel unrecht.“ Ob Müller das wirklich so meint, ist inzwischen unklar. Denn die Aussage ist bereits fünf Monate alt - und nun hat Müller einen neuen Trend ausgemacht, gegen den er sich ebenso mutig stemmt wie gegen eine Verteufelung des Diesels. Plötzlich sieht er im Besitzer seiner Diesel Empfänger überhöhter Subventionen. Er spricht gar von einer „verfehlten Industriepolitik, die in Europa über Jahre betrieben worden ist“. Jede der beiden Ansichten kann man haben, nicht aber beide.

Lange Jahre hat VW gut von den Gewinnen gelebt, die Porsche und Audi in die Kassen spülten. Doch die Mittel sorgten nicht für einen Vorsprung bei neuen Technologien. Sie wurden eher verwendet, um den teuren Ist-Zustand des Konzerns zu finanzieren, zu dem etwa der hohe Anteil an Eigenfertigung zu teuren Haustarifen gehört.

Nun investiert VW in neue Technologien und scheint nach zwei Jahren Dieselskandal zu der Erkenntnis gelangt zu sein, dass man mit dem Diesel nichts mehr zu gewinnen hat. Aus VW-Sicht ist die Forderung sinnvoll, den Dieselkraftstoff zu verteuern - träfe das doch auch die Konkurrenz. Wenig Rücksicht nimmt Müller auf die eigenen Kunden, die einst viel mehr Geld für einen angeblich sauberen Diesel bezahlt haben und durch den Skandal schon genug bestraft waren. Jetzt macht sich ausgerechnet VW dafür stark, dass sie für ihr teures Auto auch noch teureren Kraftstoff tanken müssen. Was immer Müller durch diesen Zickzack-Kurs gewinnen will - um Vertrauen kann es sich nicht handeln.