Foto: Bulgrin - Bulgrin

Der Feminismus sei zu Unrecht im Verruf geraten, kommentiert Maria Krell. Nicht nur die Männer seien gefordert.

EsslingenWelche Statistik darf’s denn sein? Zahlen zum Frauenanteil in Führungspositionen, Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern oder lieber Untersuchungen zur Kindererziehung?

Bevor nun alle entnervt abspringen, eine erfreulichere Betrachtung: Ja, es hat sich schon einiges im Hinblick auf die Gleichstellung von Frau und Mann getan. Nur: Das reicht absolut nicht aus. Dass im Jahr 2018 (!) Frauen bei gleicher Qualifikation immer noch weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen, ist eine Frechheit. Und ihre Abwesenheit in vielen Leitungspositionen, Vorständen und Intendanzen ist ungeheuerlich. Die Frage dabei ist aber nicht: Braucht es eine Quote? Sie lautet: Warum um Himmels willen müssen wir immer noch über das Thema reden?

Manche Menschen packt beim Thema Gleichberechtigung der Fluchtinstinkt: Nicht schon wieder! Das haben wir doch schon 100 Mal gehört. Keine Sorge, Sie sind damit nicht allein: Sich mit dem Thema öffentlich zu beschäftigen, ist in etwa so spaßversprechend wie ein Spaziergang durchs Minenfeld: Verfechterinnen der Gleichberechtigung und bekennende Feministinnen werden gleich als „olle Emanzen“ abgestempelt, Männer als Schmeichler oder bestenfalls als ahnungslose Helden. Dennoch gilt: dranbleiben.

Der Begriff Feminismus ist in Verruf geraten – zu Unrecht. Und ja, nicht nur die Männer sind gefordert, an den bestehenden Machtverhältnissen etwas zu ändern. Auch wir Frauen müssen uns wieder offensiver für den Feminismus einsetzen. Es gibt keinen Grund, dass wir es uns gemütlich machen.