Von Tobias Schmidt

Donald Trump nimmt eine bislang ungewohnte Rolle ein, gibt sich einmal nicht als Krawallmacher, sondern als Friedensstifter. Er reicht Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die Hand, verharrt in demütiger Geste vor der Jerusalemer Klagemauer: Der US-Präsident sendet wichtige Signale bei seinem Nahost-Besuch. Er meint es ernst mit seinem Versuch, Israelis und Palästinenser zurück an den Verhandlungstisch zu bringen. Ob er schafft, woran alle seine Vorgänger und besonders Barack Obama gescheitert sind, ist noch nicht abzusehen. Trumps Bemühen, zunächst in Israel Vertrauen zu schaffen, ist der richtige Weg. Doch braucht er das Vertrauen beider Seiten und muss den Eindruck der Parteilichkeit vermeiden.

Zweifel sind angebracht, ob Trump wirklich Kraft und Konzentration aufbringen wird, den Nahostkonflikt zu entwirren. Wenn er daheim um sein Amt kämpfen muss, kann er kaum den Druck ausüben, der nötig sein wird, beiden Seiten Zugeständnisse abzuringen. Auch lässt er weiter jedes Fingerspitzengefühl vermissen, wenn es um die Spannungen in der Region geht. Sein kompromissloser Konfrontationskurs gegenüber dem schiitischen Iran und der Mega-Rüstungsdeal mit dem sunnitischen Saudi-Arabien tragen nicht zur Beruhigung bei. Und doch sind die Hoffnungen, die jetzt in Trump gesetzt werden, nicht vollständig unbegründet. Der Präsident hat als Deal-Maker unbestrittene Qualitäten. Eine Chance wird er aber nur dann haben, wenn er Israelis und Palästinenser davon überzeugen kann, dass beide Seiten am Ende vom Frieden profitieren.