Von Angela Reinhardt

Weniger Performance, mehr Tanz: Das zweite Stuttgarter Colours-Festival festigte die 2015 eingeschlagene Richtung, ein Tanzfestival fürs Publikum und nicht nur für Insider zu bieten. Die Leiter Eric Gauthier und Meinrad Huber machen es dabei genau wie Gauthier mit seiner eigenen Kompanie: erst mal die Leute fesseln und sie dann mitnehmen zu gewagteren Dingen. Sie orientieren sich eher am vielfältigen britischen Programm-Stil als an den konzeptorientierten, tanzferneren Formaten wie bei den Festivals in Wien und Berlin. Und nun tanzt auch Stuttgart in der Liga der größten Festivals im deutschsprachigen Raum.

Colours ist ganz klar auch Werbung für die Stadt. Die Atmosphäre im und ums Theaterhaus war großartig und offen, nicht nur die internationalen Gäste zeigten sich begeistert von den Stuttgartern: „So ein Publikum haben wir in Berlin nicht“, sagte die Tanzjournalistin Dorion Weickmann. Zu den diesjährigen Höhepunkten gehörten Hofesh Shechters apokalyptisches „Grand Finale“, ein „Schwanensee“ als Sozialfall, die wilde Tanzlust der israelischen Choreografen, das Pina-Bausch-Leitmotiv und die vielen weiblichen Tanzikonen.

Mit seiner unendlichen Energie wird Eric Gauthier sicher auch noch den Papst zum Tanzen bringen, wenn seine Kompanie als offizielles Gastgeschenk von Kanzlerin Angela Merkel im nächsten Frühjahr nach Rom reist.