Von Susanne Güsten

Das türkisch-deutsche Verhältnis erholt sich nicht. Die türkische Regierung signalisiert zwar ihre Bereitschaft zur Normalisierung der Beziehungen, doch Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine Leute sehen sich nach wie vor von Feinden umringt. Für Bundesbürger in türkischer Haft wie Peter Steudtner bedeutet das nichts Gutes. Erdogan erneuerte jetzt sein Angebot eines Tauschhandels von westlichen Häftlingen wie Steudtner gegen türkische Regierungsgegner im Westen. Mit den USA liegt die türkische Führung inzwischen ebenfalls im Streit: Die Vergabe von Besuchsvisa zwischen beiden Ländern ist gestoppt.

Dahinter stecken grundverschiedene Ansichten über die Ereignisse seit dem Putschversuch in der Türkei im vergangenen Jahr: Für Erdogan liegt es auf der Hand, dass die USA und Europa Putschführer und andere Verschwörer schützen. Aus Sicht der westlichen Staaten gibt es dagegen keine gerichtsverwertbaren Vorwürfe gegen diese Beschuldigten.

Juristische Gründe lässt Erdogan jedoch nicht gelten - er vermutet politische Motive hinter der Weigerung des Westens, türkische Regierungsgegner auszuliefern. Eine Aussicht auf Besserung gibt es nicht. Sollte in Berlin eine Jamaikakoalition mit einem Außenminister Cem Özdemir zustande kommen, wird sich die deutsche Haltung gegenüber Erdogan eher verhärten als entspannen.