Von Gerd Schneider

Unverantwortlich: Mit diesem Wort hat Ulrich Wilhelm, der Intendant des Bayerischen Rundfunks, den Ausstieg von ARD und ZDF aus dem Poker um die Olympia-Rechte begründet. Man sei zu einem „wirtschaftlichen Umgang mit den Beitragsgeldern“ verpflichtet. Das ist bemerkenswert. Denn beim Fußball, dessen Übertragungsrechte ganz andere Summen verschlingen, hört man solche Töne von den öffentlich-rechtlichen Sendern nicht. Fußball-Monopoly und Maß halten, das verträgt sich überhaupt nicht. Was im Umkehrschluss heißt, dass ARD und ZDF kein Preis zu hoch ist, damit die Zuschauer bei Bundesliga, Champions League, Welt- und Europameisterschaften in der ersten Reihe sitzen.

Selbstverständlich ist auch beim Wettbieten um das Olympia-Paket nicht jeder Preis gerechtfertigt. Die Rechte an den Spielen kosten angeblich 150 Millionen Euro, 50 Millionen mehr, als die Sender boten. Doch so viel das auch ist - im Vergleich zu den Geldströmen, die im nationalen und internationalen Fußball fließen, erscheint der Einsatz bei Olympia überschaubar. Zwar werden die Spiele wohl auch künftig weitgehend im freien Fernsehen übertragen, bei Eurosport. Doch die öffentliche Aufmerksamkeit für viele Sportarten, die nur alle vier Jahre im Rampenlicht stehen, wird zwangsläufig sinken. Was heißt das für den Fernsehalltag? Das Sportangebot bei ARD und ZDF wird noch eindimensionaler, als es jetzt schon ist: Fußball, Fußball, Fußball. Damit einher geht eine noch einseitigere Fixierung auf die Quoten. TV-Sender, deren Auftrag die Grundversorgung ist, müssen sich auch da fragen, wie lange sie das noch verantworten können.