Von Rasmus Buchsteiner

Druckfrisch - der Entwurf für das SPD-Wahlprogramm liegt auf dem Tisch. Aber wo ist Martin Schulz? Der Kanzlerkandidat schickt Generalsekretärin, Fraktionschef und Familienministerin vor, bleibt selbst unsichtbar. Dabei werden Erfolg oder Misserfolg seiner Kampagne bei der Bundestagswahl auch davon abhängen, ob die Kernforderungen des Programms auch mit seinem Namen verbunden werden.

Das Hin und Her um die Präsentation der Pläne, die Abwesenheit des Kandidaten - nach dem Dreifach-Debakel bei den Landtagswahlen in diesem Frühjahr haben die SPD und ihr Vorsitzender noch nicht wieder Tritt gefasst. Auch wenn der Programmentwurf noch nicht das letzte Wort ist und bei wichtigen Themen wie Steuern oder Rente noch konkretisiert werden muss: Die SPD hat mit ihren Plänen ein klares Mitte-Links-Profil und lässt zumindest erkennen, dass sie auch um die Grenzen dessen weiß, was finanzierbar ist. Vorrang für Investitionen in Deutschlands Zukunft, Entlastungen vor allem für kleinere und mittlere Einkommen und Familien und ein klares Bekenntnis zur Inneren Sicherheit - gelingt es Schulz zu seiner beachtlichen Frühform zurückzukehren und vermeidet er größere Patzer, wird er auf Grundlage dieses Entwurfs in Abgrenzung von der Union gut Wahlkampf führen können.

Die Frage, wie die Programm-Leerstellen bei den Mega-Themen Steuern und Rente gefüllt werden, wird nun zum entscheidenden Gradmesser für Vernunft und Realismus der Sozialdemokratie unter Schulz. Der Kanzlerkandidat ist nun als Offensiv-Mann und Erklärer gefragt, muss mehr Biss zeigen. Es wäre jedenfalls ein kapitaler Fehler, wenn er weiter anderen die Bühne überlassen würde, wenn es darauf ankommt.