Von Gerd Schneider

Wir Deutschen gelten als Weltmeister im Müllsortieren. Penibel trennen wir unseren Abfall in Glas, Papier, Bio-Müll und Verpackungen. Dabei verstehen wir keinen Spaß. Delinquenten, die eine Plastikpackung gewissenlos in die Restmülltonne stopfen, werden von anderen Hausbewohnern zur Rede gestellt. Doch der heilige Ernst, mit dem wir den Müll trennen, steht in krassem Gegensatz zur Effizienz des Kunststoff-Recyclings. Nach Angaben der Bundesregierung wird nur gut die Hälfte des in gelben Säcken und gelben Tonnen getrennten Verpackungsmülls wieder verwertet. Die andere Hälfte wird verbrannt. Wobei es Indizien gibt, dass die offizielle Quote die Verhältnisse beschönigt. Experten halten es für realistisch, dass nur 25 bis 30 Prozent des Verpackungsmülls als Rohstoff für die Produktion neuer Kunststoffe verwendet wird.

Der Gelbe Sack ist streng genommen also eine Mogelpackung. Er funktioniert weder ökologisch noch finanziell. Denn das System, das 1991 mit dem Grünen Punkt erfunden wurde, ist in die Jahre gekommen. Es gebar ein undurchdringliches Geflecht aus kommunalen Abfallbetrieben, privaten Entsorgern und sogenannten System-Betreibern, Müllmaklern, die hinter den Kulissen den Markt steuern. Mit dem Müll werden große Geschäfte gemacht. Aber das Ziel, Rohstoffe zu sparen, wurde ins Gegenteil verkehrt. Seit es den Grünen Punkt gibt, hat sich die Menge der Kunststoffverpackungen verdoppelt. Ein neues Gesetz und eine Neuordnung der Entsorgungswirtschaft täten not. Doch offenbar walten in Berlin Kräfte, die das bislang verhindern konnten.