Von Detlef Drewes

Es ist natürlich erfreulich, wenn am Anfang eines Scheidungsverfahrens wenigstens noch ein paar verbindliche Worte gesagt werden. Am besten so etwas wie „Wir bleiben Freunde“. Jeder ahnt, was davon zu halten ist: nichts. Großbritannien und die EU verhandeln seit gestern über nicht weniger als das Ende einer 44-jährigen Gemeinschaft. Die Nettigkeiten werden schnell vergessen, wenn es ins Detail geht. Denn die bisherigen Freunde wollen zwar Partner bleiben, aber auf dem Weg dahin müssen sie Gegner werden. Die Vertreter des Vereinigten Königreiches ahnen, dass sie sich auf höchst unsicheres Eis begeben. Von dem frommen Wunsch, sich ein neues, lukratives Geflecht von Handelsbeziehungen ohne Zugangssperren zu schaffen, musste die amtierende Regierung Abschied nehmen. Kein Wunder, dass die britischen Vertreter in Brüssel praktisch mit leeren Händen dastanden. Das ist nicht gut. Auch für die EU nicht.

Ob die sich tatsächlich in einer stärkeren Position wähnen darf, kann man annehmen, sollte man aber bezweifeln. Anders als die Briten haben sich die Europäer von dem Schock gefangen und eine Vorstellung davon, wo sie hin wollen. Aber das wird nur möglich sein, wenn die 27er-Gemeinschaft zusammenhält. Dies ist derzeit der Fall, weil der Brexit und der Rückzug der USA auf sich selbst den Druck von außen erhöhen. Ob es dabei bleibt, steht in den Sternen.