Von Rasmus Buchsteiner

Worüber haben sie denn nun gesprochen? Nur über die Strategie und nicht über den Kandidaten?
Das ist nicht vorstellbar. Die SPD klammert sich in der Frage der Kanzlerkandidatur fest an ihren Zeitplan, dass der Name erst Ende Januar verkündet werden soll. Dabei deutet alles darauf hin, dass die Entscheidung längst gefallen ist. Alles andere als Sigmar Gabriel wäre eine Riesenüberraschung. Der scheidende EU-Parlamentspräsident Martin Schulz mag beliebter sein, sich die Kandidatur auch zugetraut haben – doch zum ultimativen Machtkampf mit dem SPD-Vorsitzenden,
den er seinen Freund nennt, war er dann doch nicht bereit. Tatsächlich könnte die Ausgangsposition
der Sozialdemokraten neun Monate vor der Bundestagswahl kaum schlechter sein. Die Umfragewerte eher bei 20 als bei 25 Prozent, die Genossen angesichts der Sicherheitsdebatte nach dem Berliner Anschlag in der Defensive. Der große Befreiungsschlag lässt auf sich warten. Dass die Landtagswahlen – allen voran die in Nordrhein-Westfalen – der SPD im Bund den erhofften kräftigen Schub bringen, ist – Stand jetzt – nicht sehr wahrscheinlich. Sigmar Gabriel hat seine Qualitäten. Er ist ein hervorragender Wahlkämpfer, wittert Stimmungen und Themen viel früher als andere. Doch je nä- her der Wahltermin rückt, desto schwieriger wird es, die Auseinandersetzung als Vizekanzler und Wirtschaftsminister zu führen. Gabriel und die SPD stehen vor einer Herausforderung, die fast als Mission Impossible erscheint: Die Partei aus dem Umfragetief zu holen, Wechselstimmung zu erzeugen und beim Wähler Lust auf eine SPD-geführte Regierung zu wecken