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Daimlerbilanz

Stuttgart - Man gewöhnt sich allmählich an diesen sonderbaren Zwiespalt, wenn die Autokonzerne ihre Zahlen präsentieren. Das Geschäft brummt, die Einnahmen steigen, aber das Ansehen sinkt. Seit Beginn der Dieselkrise im Spätsommer 2015 ist das so. Der Skandal ging seinerzeit von VW und seinen Töchtern Audi und Porsche aus. Längst stehen aber auch Daimler und BMW im Verdacht, nicht vor Lug und Trug zurückzuschrecken, wenn es ums Geschäft geht – ausgerechnet die Marken, für welche die Auto-Nation Deutschland so bewundert wird.

Am hellsten strahlt der Stern von Mercedes-Benz. Die Schwaben haben die anderen Premiumhersteller abgehängt. Dafür wird das Management um Frontmann Zetsche zurecht gefeiert. Aber eine glänzende Bilanz ist nicht alles. Ein Unternehmen mit der Größe und Geschichte Daimlers hat selbstverständlich nicht nur die Gewinnmaximierung zum Zweck. Es hat einen Wert, der sich nach Zahlen bemisst, aber es steht auch für Werte. Und das ist das eigentliche Dilemma: Die Auto-Manager – allen voran die von VW – machen mitunter nicht den Eindruck, als wäre ihnen das wichtig. Mitunter sieht es eher so aus, als seien ihnen die Aufarbeitung der Skandale einfach nur lästig. Es mag ja sein, dass die kollektive Empörung über die Abgasversuche an Affen ohne Maß ist und an Hysterie grenzt. Trotzdem ist der Fall für die beteiligten Konzerne blamabel. Demut ist angebracht. Es wird Zeit, dass Zetsche und seine Kollegen von VW und BMW endlich zeigen, dass sie ihre Unternehmen nicht nur auf Effizienz und Rendite trimmen können, sondern ihren Laden auch im Griff haben.