Von Tobias Schmidt

Die Selbstzerfleischung der AfD schreitet voran. Das Drama, das der größte Landesverband Nordrhein-Westfalen gerade bei der Aufstellung der Listen für die Landtagswahl im Mai aufführt, ist mit dem Wort Zerreißprobe nur unzulänglich umschrieben. Mauscheleien um Listenplätze, vernichtete Stimmen, die Zulassung der Liste durch den Wahlleiter fraglich, NRW-Parteichef Marcus Pretzell unter massivem Beschuss aus den eigenen Reihen - einen „absoluten Vernichtungsfeldzug“ werfen ihm seine Gegner vor. Doch wer nun frohlockt, die „Alternative für Deutschland“ werde durch die internen Skandale beim Wahlvolk an Zustimmung verlieren, könnte sich zu früh gefreut haben: Schon die Affäre der AfD im Saarland hat gezeigt, dass ihre Anhänger die Streitereien nicht wirklich nachtragen. Auch der Machtkampf auf Bundesebene, Björn Höcke und Alexander Gauland gegen Pretzells Lebensgefährtin Frauke Petry, wird mit Wucht ausgetragen, hat der Zustimmung der Partei keinen Abbruch getan: Bei 13 Prozent liegt die AfD laut Forschungsgruppe Wahlen und legte damit noch einen Punkt zu.

AfD-Wähler zurückgewinnen können die etablierten Parteien nur, wenn sie endlich klare Antworten geben auf die drängenden Fragen: Wie kann der Infrastruktur-Niedergang im ländlichen Raum gestoppt werden? Wie kann die Rente für diejenigen gesichert werden, die kaum über die Runden kommen? Wie ist die Flüchtlingsintegration rasch zu erreichen? Nur wenn Bundes- und Landesregierungen hier liefern, besteht die Chance, der AfD das Wasser abzugraben.