Von Rasmus Buchsteiner

Eigentlich hätten die Masern längst besiegt sein sollen in Europa. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Viren sind wieder auf dem Vormarsch, die Zahl der Erkrankungen in diesem Jahr liegt schon jetzt deutlich höher als 2016, und es gibt den ersten Todesfall. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe macht Druck, will zwar weiter nichts von einer Impfpflicht wissen, plant aber niedrigere Hürden für Sanktionen gegen notorische Impfmuffel. Kitas sollen die Behörden in Kenntnis setzen, wenn Kinder angemeldet werden, deren Eltern sich weigern, eine Impfberatung nachzuweisen - ein guter erster Schritt. Information und Aufklärung sind ein wichtiger Schlüssel für einen besseren Schutz vor gefährlichen Infektionen - zumal Impfgegner im Internet gezielt für Verunsicherung bei Eltern sorgen. Masern gehören zu den Krankheiten, deren Folgen am stärksten unterschätzt und kleingeredet werden. Der Schutz von Kindern ist aber nur eine Seite der Medaille. Am vergangenen Wochenende ist eine 37-Jährige an den Folgen einer Masern-Infektion gestorben. Bei Erwachsenen, das belegen die Zahlen des Robert-Koch-Instituts, klafft eine gewaltige Impflücke, die nicht ohne weiteres hingenommen werden kann. Hier gilt es, mit Informationskampagnen und gezielter Ansprache in Arztpraxen anzusetzen. Dabei sollten unbedingt auch Zuwanderer und Flüchtlinge einbezogen werden. Der aktuelle Krankheitsausbruch im Ruhrgebiet ist schließlich auf Südosteuropäer ohne Impfschutz zurückzuführen. Im besten Fall führt das Gesetz mit der Verpflichtung zur Beratung für Kinder dazu, dass Eltern nicht nur ihre Kinder impfen lassen, sondern auch sich selbst. Gelingt bei der Vorsorge nicht endlich ein Durchbruch, führt wohl auch in Deutschland kein Weg an einer Impfpflicht vorbei.