Gerd Schneider Foto: bulgrin - bulgrin

EZ-Chefedakteur Schneider zum Besuch des Ex-Kanzlers Schröder bei der Vereidigung von Russlands Präsident Putin.

EsslingenAls Privatmensch könnte Gerhard Schröder tun und lassen, wozu er Lust hat. Er müsste niemand um Erlaubnis fragen, wenn er sich vom russischen Präsidenten Wladimir Putin zu dessen feierlicher Vereidigung in den Kreml-Palast einladen lässt. Er müsste sich nichts dabei denken, dass er symbolträchtig in der ersten Reihe des Moskauer Hofstaats platziert ist und damit eine zentrale Rolle bei der Inszenierung spielt. Putin ist schließlich ein alter Kumpel von ihm, und Schröder hat ihm einiges zu verdanken, hochbezahlte Jobs etwa in den staatlich gelenkten Energiekonzernen.

Nur: Schröder war sieben Jahre lang Regierungschef in Berlin. Als Bundeskanzler a.D. bleibt er sein Leben lang – ob gewollt oder nicht – Repräsentant Deutschlands. Normalerweise haben Politiker dieser Kategorie genug Stil und Gespür, um verfänglichen Auftritten und Konstellationen aus dem Weg zu gehen; auch aus eigenem Interesse. Schröder nicht. Er ist schmerzfrei. Damit konterkariert er nicht nur den Kurs seines Parteifreundes und Außenministers Heiko Maas, der demonstrativ auf Distanz zu Russlands Alleinherrscher geht. Sein Gebaren diskreditiert auch die westliche Welt, beispielsweise die USA, die jüngst die Sanktionen gegen Putin und dessen Strippenzieher aus der Wirtschaft verschärft haben. So macht sich Schröder zum Büttel jenes Mannes, der Teile eines europäischen Staates annektieren ließ, in Syrien Krieg führt und dessen Geheimdienste vor nichts zurückschrecken, um Chaos zu stiften und demokratische Institutionen zu destabilisieren.